Flemming Meyer: Die Bürgerversicherung gewährt gleiche Leistungen für alle - das ist dann wirklich gerecht
Presseinformation Kiel, den 21.9. 2017Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 24 Wahlfreiheit in der Krankenversicherung für Beamtinnen und Beamte ermöglichen Drs. 19/153 „Die Beihilfe ist nicht nur kompliziert und schwerfällig, sondern auch teurer als die gesetzliche Krankenversicherung.“Die Beihilferegelungen für Beamtinnen und Beamte sind fast so kompliziert und umfangreichwie die deutsche Steuergesetze. Das soll schon etwas heißen. Die Bundesregierung antwortetauf die Kleine Anfrage zum Thema, dass es sich um ein „fein austariertes, effizientes undeffektives System zwischen Besoldung, Versorgung und Beihilfe“ handle. In so einem Systemstellt man in der Regel keine Systemfrage, sondern versucht sich an den Stellschrauben. Genaudas versucht auch der vorliegende Antrag. Ich bin allerdings zutiefst skeptisch, ob wir auf dieseWeise überhaupt nach vorne kommen und ob das vor dem Bundesverfassungsgericht Bestandhat. Das hat in der Vergangenheit mehrmals die Verfassungsgemäßheit entsprechenderBeihilfereformen gründlich prüfen müssen. Die beamteten Richter stehen dabei felsenfest zurBeihilfe. 2Die Beihilfe ist aber nicht nur kompliziert und schwerfällig, sondern auch teurer als diegesetzliche Krankenversicherung. Die Ausgaben steigen kontinuierlich.Die Hamburger Gesundheitssenatorin, an dessen Vorstoß sich der vorliegende Antrag anlehnt,will zunächst eine Art Waffengleichheit zwischen der gesetzlichen und privaten Versicherungerreichen; also eine Gerechtigkeitslücke schließen. Sie kündigte an, dass die Stadt Hamburg alsArbeitgeberin den entsprechenden Finanzierungsanteil bei der Krankenversicherung auch fürLandesbeamtinnen und -beamte übernehmen will. Bislang ist das nicht der Fall, so dass faktischgar keine Wahlfreiheit besteht. Eine Versicherungsneutralität besteht faktisch nicht, da diegesetzliche Kassenmitgliedschaft viel teurer ist als die private Versicherungspolice. Das, wasbereits für die Arbeiter und Angestellten, sofern sie gesetzlich versichert sind, gilt, soll also jetztauch auf die Beihilfe ausgeweitet werden. Das ist eigentlich längst überfällig und war bei derEinführung der Versicherungspflicht für Beamte ein Geburtsfehler. Hessen hat bereits eineAusnahmeregelung, die den Versicherten gesetzlicher Krankenkassen Beihilfe gewährt.Jetzt also die Gleichstellung auch für Schleswig-Holstein. Diese Maßnahme ist gleichzeitig aucheine Kostenbremse. Würden nämlich tatsächlich 80% der Beamtinnen und Beamte in einegesetzliche Kasse wechseln, wie das ein Gutachten der Bertelsmann Stiftung annimmt, würdedas auf die Beitragshöhe aller Versicherten durchschlagen. In dem Gutachten geht es umNettomehreinnahmen von bis zu 4,4 Mrd. Euro. Damit könnte der Beitragssatz für alleVersicherten um bis zu 0,4 %-Punkte gesenkt werden. Ein klares Argument für die gesetzlicheKrankenversicherung. Der Beamtenbund hat, wenig überraschend, dieser Prognose vehementwidersprochen. Das ist sein gutes Recht, zeigt aber auch, wie verbissen die Beamtenverbändeden Status quo verteidigen.Apropos Lobby; die Ärzte haben sich noch nicht zu Wort gemeldet, weil ihre Verbandsvertretereine Umstellung auf die gesetzliche Krankenversicherung wohl keine großen Chanceneinräumen. Sie würden allerdings beim Umstieg auf die gesetzlichen Kassen mit spürbaren 3Umsatzeinbußen rechnen müssen, weil die gesetzliche Krankenversicherung die Leistungenschlechter vergütet als die privaten Kassen.Damit rückt das eigentliche Ziel wieder vor Augen. Ein System, das den gleichen Handschlagunterschiedlich vergütet, ist ungerecht und gehört abgeschafft. Darum: Bürgerversicherung. DerSSW wirbst schon seit langem für eine Bürgerversicherung. Das ist eine Absicherung für alle -finanziert von allen. Mit einer Bürgerversicherung gibt keine Ausnahmen mehr, weder zumBeispiel für Immobilieneinkommen noch für Beamte. Und sie gewährt gleiche Leistungen füralle. Das ist dann wirklich gerecht!Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html