Jette Waldinger-Thiering: Wir wolllen eine solidarische Europäische Union der Regionen
Presseinformation Kiel, den 21. September 2017Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 23 Für ein solidarisches Europa! Drs. 19/152 „Wir wolllen eine solidarische Europäische Union der Regionen!“Es ist kein Geheimnis, dass die EU derzeit vor enormen Herausforderungen steht. Der Ausstiegeines Mitglieds aus der Union, der Streit um die Aufnahme von Geflüchteten, die Frage nachder Sicherheit, sozialen Standards und Wohlstand. Sie alle kennen diese Herausforderungen.Schleswig-Holstein steht in Bezug auf die genannten Herausforderungen nicht außen vor. ImGegenteil, wir sind mittendrin. Von daher ist es richtig, dass wir als Parlament dieses Landesuns heute dieser Debatte widmen. Ja, Europa muss sich immer wieder auf ein solidarischesMiteinander besinnen. Dies gilt heute genauso wie zur Gründungszeit der Europäischen Union.Es gilt abermals die Gräben zuzuschütten. Die Gräben mögen nun nicht mehr so sehr zwischenFrankreich und Deutschland bestehen, sondern heute sind es viel mehr die Gräben zwischenWest und Ost- beziehungsweise Mitteleuropa, die es zu begleichen gilt. Dies kann nurfunktionieren, wenn sich die jeweiligen Mitgliedsstaaten auch auf Augenhöhe begegnenkönnen. Es ist daher auch unsere Aufgabe, darauf zu achten, dass diese Augenhöhe innerhalb 2 der Union nicht abhandenkommt. Dies verstehe ich persönlich auch als Aufgabe derLandesregierung.Was wir als SSW zudem als Aufgabe der Landesregierung verstehen, ist es, für einen offenenSchengenraum zu werben und für diesen offenen Schengenraum auch einzustehen. Denn klarist: Das Schengenabkommen wird derzeit ganz klar herausgefordert. Aus unserer Sicht wäre eswirklich bedauerlich, wenn wir als Schleswig-Holsteiner einfach nur dabei zusehen würden,wie sich das Abkommen immer weiter aufweicht, bis nur noch ein Gerippe übrig bleibt.Was in Bezug auf den Antrag ebenfalls zu begrüßen ist, den sozialen Aspekt stärker zuberücksichtigen, wenn wir über die Politik der Europäischen Union sprechen. Ja, auch wirwollen, dass die EU sozialer wird. Die Liberalisierung der Märkte und des Arbeitsmarktes unddie Rechte der Arbeitnehmer müssen in allen EU-Staaten gesichert werden. InnereuropäischesLohndumping muss eingedämmt werden und die Jugendarbeitslosigkeit in der EU mussendlich thematisiert und mit gezielten Maßnahmen bekämpft werden. Was wir jedochvermissen, wenn wir schon bei der sozialen Fragestellung innerhalb der EU sind, dann ist esganz sicher das Thema Minderheitenrechte. Dabei denke ich besonders an die Roma und Sinti.Rund zehn bis zwölf Millionen von ihnen leben in Europa und stehen massiver sozialerAusgrenzung gegenüber. Sie leben oft als Randgruppe unter äußerst prekären sozialen undwirtschaftlichen Bedingungen. Auch wenn es inzwischen ein von der EU beschlosseneRomastrategie gibt, so bleibt diese Thematik doch weiterhin die vielleicht größte sozialeHerausforderung dieser Zeit. Auch wir in Schleswig-Holstein sollten uns in dieser Hinsichtmiteinbringen und vor allem die vom Land unterstützten Projekte auf dem Balkan auch inZukunft weiter fortführen und sogar noch vertiefen. Wir als SSW werden in dieser Hinsicht dasHandeln der Landesregierung mit Argusaugen beobachten. 3 Wir stehen den im Antrag genannten Punkt zur Wirtschafts- und Währungsunion, eingemeinsames Finanzbudget der Europäischen Union sehr kritisch gegenüber.Ein gemeinsames Finanzbudget und eine Wirtschaftsregierung für den Euro-Raum, wird nichtzur Akzeptanz der Menschen beitragen.Deutschland kann solche Lücken im Besteuerungssystemschon jetzt schliessen.Dazu brauchtes im Prinzip keine supranationale Körperschaft. Um es mit Junckers Worten zu sagen: DieEuropäische Union ist zwar kein Staat, sie darf auch nie Staat werden!Es ist sicher richtig, dass die EU sich immer wieder weiterentwickeln muss und von daher ist esauch richtig, dass jetzt neue Reformen diskutiert werden. Anstehende gemeinsame Aufgaben,die uns alle betreffen für die müssen wir eine gemeinsame Lösung finden.Aber, niemals über die Köpfe der Mitgliedstaaten hinweg und niemals eine weitereZentralisierung. Für den SSW gilt : Wir wollen keinen gesamteuropäischen Staat mit einerzentralen europäischen Regierung, sondern eine kooperierende EU, in der nationalstaatlicheund regionale Besonderheiten angemessen und gleichberechtigt Berücksichtigung finden!Eine europäische Union der RegionenHinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html