Flemming Meyer: Beschämend, dass viele einfach nicht von ihrer Rente leben können
Presseinformation Kiel, den 21.09.2017Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 16 Rente für die Zukunft sichern – Altersarmut verhindern Drs. 19/144 „Beschämend, dass viele einfach nicht von ihrer Rente leben können“Spätestens in Wahlkampfzeiten entdecken alle Parteien ihr Herz für die Rentnerinnen undRentner im Land. Doch leider ist das, was die SPD hier fordert, ja schon seit vielen Jahrenaktuell. Der Kampf gegen Altersarmut ist eines der dicksten sozialpolitischen Bretter unsererZeit. Leider kommen wir hier trotz sprudelnder Steuereinnahmen nur schleppend vorwärts. Dasliegt natürlich auch daran, dass die Weichen für ein Leben in Armut oft schon früh gestelltwerden. Die Ursachen sind vielfältig. Und nicht selten wird Armut sogar direkt vererbt. Aberlosgelöst von den Ursachen wird jeder, der etwas genauer hinschaut, sehen, dass immer mehrältere Menschen an den Tafeln Schlange stehen oder Flaschen sammeln. Nicht, um sichirgendwelche Extras zu leisten, sondern um einfach nur über die Runden zu kommen. DieseEntwicklung ist aus Sicht des SSW wirklich beschämend.Weil dieses Problem alles andere als neu ist, haben wir auch hier im Landtag sowohl Ursachenwie Lösungsansätze ausgiebig diskutiert. Und trotz der primären Zuständigkeit des Bundes 2muss ich ganz ehrlich sagen: Wirklich viel ist dabei bis heute nicht heraus gekommen. Der SSWfordert bekanntlich seit langem einen Systemwechsel in der Alterssicherung. Wir haben immerwieder klar gesagt, dass wir das bestehende System für viel zu kompliziert und im Kern fürabsolut ungerecht halten. Die großen Risiken durch Lücken in der Erwerbsbiografie, diemangelhafte Absicherung der Selbständigen oder die undurchsichtigen privatenZusatzangebote zeigen deutlich, dass immerzu repariert und herumgedoktert wird, woeigentlich eine große Lösung her muss. Doch ganz offensichtlich fehlt bisher der nötigepolitische Wille.Wir halten daran fest, dass eine wirklich gerechte Alterssicherung aus Steuern finanziertwerden muss. Denn heute bekommen die Rentnerinnen und Rentner letztlich nur eine Rentenach aktueller Kassenlage. Sie können ein Leben lang hart gearbeitet haben - am Ende zähltdann doch nur, was die aktuellen Beitragszahler einzahlen. Auch der Hinweis, dass man sichzusätzlich privat absichern kann, hilft Geringverdienern herzlich wenig. Für uns ist deshalb klar:Das bestehende System ist schlicht und einfach ungerecht und wir sollten alle miteinander denMut aufbringen, es umzustellen.Ich will hier nicht missverstanden werden: Natürlich helfen auch die Vorschläge, die die SPDhier auf den Tisch legt. Auch die von uns beantragte Mindestrente soll die Situation derBetroffenen vorübergehend verbessern. Aber all das ist eben nicht der große Wurf. Auf langeSicht sehe ich einfach keine Alternative zu einem Modell, das alle Erwerbstätigen und alleEinkommensarten mit einbezieht. Auch die Beamtinnen und Beamten, wie von der SPD ja ineinem anderen Zusammenhang gefordert. Die Steuerfinanzierung ist gerecht, weil die Lastennicht nur auf alle Schultern verteilt werden, sondern weil die breitesten Schultern auch dasmeiste tragen. Die Bürgerversicherung ist damit die einzige zukunftssichere Altersvorsorge, die 3diesen Namen auch verdient. Und die dänische Folkepension ist der Beweis dafür, dass dieserAnsatz auch wirklich funktioniert.Natürlich wird die Umsetzung einer Bürgerversicherung nicht von heute auf morgen gelingen.Gleichzeitig steigt aber das Risiko, im Alter zu verarmen. Deshalb müssen sich allegesellschaftlichen Kräfte dafür einsetzen, dass das Niveau der Rentenversicherung nicht weiterabgesenkt wird. Für uns ist die Frage, wie eine Gesellschaft diejenigen absichert, die im Alternicht mehr in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt selbst zu sichern, eine grundlegende Frageder Gerechtigkeit. Und daraus folgt für uns, dass alle Menschen einen Anspruch auf eineausreichende Grundrente und nicht nur eine Grundsicherung auf Hartz IV-Niveau habenmüssen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html