Flemming Meyer: Den Weg frei machen für eine Musterfeststellungsklage
Presseinformation Kiel, den 20.09.2017Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 17+18 Verbraucherschutz im Dieselskandal und Bestandsgarantie für Diesel- und Benzinfahrzeuge Drs. 19/145 und 19/146 Den Weg frei machen für eine Musterfeststellungsklage Es kommt schon einem Wirtschaftskrimi gleich, wenn wir uns die Historie um den Diesel- Skandal rückblickend vor Augen führen. PKW-Hersteller stehen vor dem Problem, dass ihre Fahrzeuge die geforderten Abgaswerte nicht einhalten. Daraufhin entwickeln sie ein System, mit dem Abgastests manipuliert werden, um die geforderten Emissionswerte einzuhalten. Damit wird das Auto - zu Unrecht - in ein umweltfreundliches Licht gerückt und der Verbraucher irregeführt. Das Fehlverhalten wurde vor zwei Jahren öffentlich und nach und nach hat sich der Skandal immer weiter ausgedehnt – immer mehr Hersteller und Fahrzeugtypen waren davon betroffen. Die deutsche Autoindustrie hat sich hier einen Imageschaden zugefügt, der seinesgleichen sucht. Von Reue oder Schuldgefühl ist von Seiten der Automobilhersteller nicht viel zu spüren. 2Mittlerweile hat sich auch die Politik eingeschaltet und in Zeiten des Bundestagswahlkampesüberschlagen sich die Forderungen nach Lösungen und Maßnahmen.Der jüngst einberufene Dieselgipfel sollte das Problem nun lösen. Politikgrößen von Bund undLänder trafen sich mit den Bossen der großen deutschen Autoindustrie. Das Ergebnis diesesGipfels ist eher kläglich einzustufen. Zwar wurde von Seiten der Autoindustrie angeboten dieSoftware zu erneuern – aber nicht bei allen Modellen.Experten gehen davon aus, dass dies nicht ausreichen wird, um weite Teile der Fabrikate soeinzustellen, dass sie die Grenzwerte einhalten. Was quasi dazu führen wird, dass es Klagengeben wird und dass Gerichte dann über Fahrverbote entscheiden müssen. Das kann nicht dieLösung sein.Unterm Strich ist der Verbraucher der Leidtragende. Es wurde von der Autoindustrie bewusstirregeführt und ihm wurde ein Produkt verkauft, dass nicht hält was es verspricht. Oder, um esanders zu sagen, für die Umwelt gibt es klare Grenzwerte die einzuhalten sind. Über möglicheKlagen entscheiden dann die Gerichte. Jedoch der Kunde, der sich seinerzeit für ein betroffenesFahrzeug entschieden hat, wird nur schwer die Möglichkeit haben eine entsprechendeSchadensersatzklage einzureichen. Daher fordern wir, dass Verbraucher die Möglichkeitbekommen sich zusammenzuschließen, um gemeinsam und ohne hohes Kostenrisiko ihr Rechtdurchzusetzen. Die Musterfeststellungsklage ist ein solches Instrument. Nur so sehe ich dierealistische Möglichkeit, dass betrogene Verbraucher in diesem Fall zu ihrem Recht kommen.Wir wissen, dass von Bundesjustizminister Maas bereits eine solche Klagemöglichkeitvorbereitet wurde und dem Kanzleramt vorgelegt wurde. Doch die Union hat sich bishergewunden dies zu ermöglichen. Mittlerweile ist der Wahlkampfdruck in dieser Sache scheinbarso stark, dass die Union eine solche Klageform in Erwägung zieht. Hier können wir nur an dieUnion appellieren, sich im Sinne der betroffenen Verbraucher zu entscheiden und den Weg frei 3zu machen für eine Musterfeststellungsklage. Leider ist im Alternativantrag der Jamaika-Koalition keine Rede von solch einer Klagemöglichkeit. Statt dessen setzt Jamaika weiterhinauf Einsicht und Freiwilligkeit der Automobilindustrie. Hier hat die Koalition eine Chancevertan und es wird deutlich, wo die eigentlichen politischen Interessen liegen – schade.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html