Flemming Meyer: Einseitige Zusatzbeiträge sind schlicht und einfach ungerecht
Presseinformation Kiel, den 21.07.2017Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 17 Bürgerversicherung für ein gerechtes Gesundheitssystem einführen Drs. 18/68„Einseitige Zusatzbeiträge sind schlicht und einfach ungerecht“Wir haben das Thema Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung ja schon im Novemberletzten Jahres in den Landtag gebracht. Damals wie heute muss ich klar sagen, dass diese Frageabsolut zentral für uns ist. Denn die einseitigen Zusatzbeiträge zur Krankenversicherung gehennun mal ausschließlich zu Lasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Und sie sinddamit in höchstem Maße ungerecht. Auch wenn wir diese Entscheidung als Land nicht in derHand haben, senden wir mit unserer Zustimmung zu diesem Antrag doch ein wichtiges Signalin Richtung Berlin. Für den SSW steht jedenfalls fest, dass wir so schnell wie möglich zugleichen Beiträgen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zurückkehren müssen!Dieses Thema ist bekanntlich nicht neu. Die Zusatzbeiträge zur gesetzlichenKrankenversicherung wurden schon vor über einem Jahrzehnt eingeführt. Ein wesentliches 2Argument waren damals die Finanzprobleme der öffentlichen Kassen. Doch während die Zahlder Arbeitslosen kontinuierlich sinkt, wird der Arbeitnehmerbeitrag zur gesetzlichenKrankenversicherung mehr oder weniger regelmäßig erhöht. Die steigendenGesundheitskosten werden damit im Grunde ausschließlich von den gesetzlich Versichertengetragen. Und diese Zusatzbeiträge können heute deutlich über 500 Euro pro Kopf und Jahrausmachen. Das ist für viele Versicherte eine echte finanzielle Belastung. Wenn ich lese, dassdie Arbeitnehmer im letzten Jahr über 14 Milliarden Euro mehr eingezahlt haben, als dieArbeitgeber, dann ist das in meinen Augen schlicht und einfach ungerecht.Wie wir alle wissen, hat sich auch der Bundestag ausgiebig mit diesem Thema befasst. AusSicht des SSW gibt es an den Ergebnissen der Anhörung des Gesundheitsausschusses wenig zudeuteln. Nahezu alle Sozial- und Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass dieZusatzbeiträge für die Versicherten weiter steigen werden. Und fast alle befürworten eineRückkehr zur paritätischen Finanzierung, um eben genau diese einseitige Belastung zuvermeiden. Natürlich warnt die Arbeitgeberseite reflexartig davor, ihren Anteil an derFinanzierung zu erhöhen, weil das Jobs kosten würde. Doch bis heute wurde weder dies nochdas Gegenteil belegt: Die Deckelung der Arbeitgeberbeiträge hat ganz offensichtlich keineerkennbaren positiven Auswirkungen auf die Beschäftigung. Ich denke also, dass bei diesemArgument der Wirtschaft zumindest etwas Skepsis angebracht ist.Gleichzeitig ist es aber kein Geheimnis, dass die Gesundheitskosten steigen. Diese Entwicklungist auch ohne die vielen Ungerechtigkeiten und Fehlanreize im Gesundheitswesen logisch.Denn wir Menschen werden immer älter und auch die Zahl der Erkrankungen nimmt zu.Aber das ist doch kein Grund dafür, die Arbeitgeber von der Finanzierung dieser steigendenKosten auszunehmen. Im Gegenteil: Gerade weil die Gesundheitskosten steigen, müssen alle 3gleichermaßen an der Finanzierung des medizinischen Fortschritts und an einer wirklichsolidarischen Gesundheitsversorgung mitwirken.Aus Sicht des SSW sollten wir uns hier aber auch nicht in die Tasche lügen: Auch mit demGrundsatz halbe-halbe werden wir in der Krankenversicherung mittelfristig an Grenzenstoßen. Unsere Gesellschaft wird nun mal immer älter und demenzielle Erkrankungen oderDiabetes werden uns schon sehr bald viele zusätzliche Milliarden jährlich kosten. DieBundesregierung muss sich also endlich bewegen und die Weichen in Richtung einerlangfristig stabilen und gerechten finanziellen Basis für das Gesundheitswesen stellen.Langfristig führt für den SSW kein Weg an der Bürgerversicherung vorbei. Die stärkstenSchultern müssen endlich auch die größten Lasten tragen. Wir wollen, dass in Zukunft alleBürger über Steuern zum Sozialwesen beitragen, anstatt leistungsstarke Gruppen durchPrivatversicherungen immer stärker hiervon auszunehmen. Nach meiner Auffassung ist undbleibt es eine Kernaufgabe des Staates, auch an all die Menschen zu denken, die keine starkeLobby haben und unsere Unterstützung brauchen. Hierfür werden wir weiter kämpfen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html