Flemming Meyer: Chance vertan zum Erhalt der Traditionsschifffahrt
Presseinformation Kiel, den 20.07.2017Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 14 + 15 Erhalt der Traditionsschifffahrt und des maritimen kulturellen Erbes Drs. 19/59 + 19/65 „Hier hat die Koalition ihre Chance vertan konkret etwas zum Erhalt der Traditionsschifffahrt beizutragen.“Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir dieses Thema hier im Landtag debattiert haben.Seinerzeit war festzustellen, dass fraktionsübergreifend Einigkeit darüber bestand, Lösungenherbeizuführen, im Sinne der Betreiber von Traditionsschiffen. Das ist auch gut so, denn für einmaritim geprägtes Land wie Schleswig-Holstein, gehören Traditionsschiffe einfach dazu.Richtig ist, die Sicherheit an Bord muss gewährleistet sein und gegebenenfalls muss sie auchangepasst und verbessert werden - darüber herrscht Einigkeit. Aber das, was man sich in Berlinmit dem Entwurf der sogenannten „Sicherheitsrichtlinie für Traditionsschiffe“ ausgedacht hat,geht an der Realität weit vorbei. Ein Großteil der alten Segel-, Dampf- und Motorschiffe kann 2die neuen Anforderungen einfach nicht erfüllen. Zum Teil sind sie wirtschaftlich einfach nichtumsetzbar, aber größtenteils sind die geforderten Umbau- und Umrüstungsmaßnahmen anden Traditionsschiffen nicht durchführbar, aufgrund ihrer traditionellen Bauweise. Das hat zurKonsequenz, dass die Schiffe an den Anforderungen scheitern und letztendlich nicht mehrauslaufen dürfen. Auch die Anforderungen an die ehrenamtlichen Besatzungen gehen über dasZiel hinaus. Demnach sollen weite Teile der Bestimmungen an die Berufsschifffahrtangeglichen werden und die ehrenamtlichen Besatzungen müssen Qualifikationen ablegen,ähnlich wie Berufsseeleute. Die Bestimmung lässt völlig außer Acht, unter welchenVoraussetzungen die Traditionsschifffahrt betrieben wird oder wie die Schiffe aufgebaut undausgerüstet sind.Die Stellungnahmen der Länder oder der betroffenen Verbände fanden seinerzeit kaumBerücksichtigung bei der Erstellung der Richtlinie – was quasi das Aus für weite Teile derTraditionsschifffahrt bedeutet. Das hat natürlich für sehr viel Unruhe gesorgt. Letztendlich istes dem unermüdlichen Engagement der Betreiber – aber auch dem politischen Druck – zuverdanken, dass das Bundesverkehrsministerium eingelenkt hat, indem das in Kraft treten derRichtlinie auf den 1. Januar 2018 verschoben wurde. Dies ist ein kleiner Erfolg, denn damitwurde erstmal Zeit gewonnen. Zeit, die genutzt werden muss, um den Wünschen der BetreiberNachdruck zu verhelfen, damit entsprechend nachjustiert werden kann.Der Wunsch, konstruktiv mit dem BMVI zusammenzuarbeiten, wurde bereits früh vomDachverband der deutschen Traditionsschiffe geäußert. Dieses Angebot, wurde nun auch vomBMVI bestätigt. Mit der Einsetzung einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern desMinisteriums, der Berufsgenossenschaft sowie der Traditionsschifffahrt und Museumshäfengibt es nun die Gelegenheit, bestehende Schwierigkeiten auszuräumen. Damit kanngemeinsam an einem Rahmen gearbeitet werden, der den Betrieb von Traditionsschiffen auchkünftig ermöglicht. 3Dies ist eine Chance für unsere Traditionsschiffe und es ist eine Chance für den StandortSchleswig-Holstein. Daher ist es richtig und wichtig, dass wir als Parlament deutlich machen,dass wir das Ansinnen der Traditionsschifffahrer auch politisch unterstützen. Daher werdenwir auch dem Antrag der SPD zustimmen. Leider müssen wir feststellen, dass der vorliegendeAntrag der Koalition ein bisschen schwach ist auf der Brust und er gegenüber ihren früherenAnträgen der letzten Wahlperiode weit hinterher hinkt. Er wird uns in der Sache nicht weiterbringen. Hier hat die Koalition ihre Chance vertan konkret etwas zum Erhalt derTraditionsschifffahrt beizutragen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html