Jette Waldinger-Thiering: Verunsicherung durch Strukturdebatten vermeiden und Lehrkräfte unterstützen
Presseinformation Kiel, den 20.07.2017Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 11 Konzept zur Verbesserung des Gesundheitsmanagements an Schulen Drs. 19/54 „Verunsicherung durch Strukturdebatten vermeiden und Lehrkräfte unterstützen“Grundsätzlich können wir sicher alle das Ziel dieses Antrags mittragen. Natürlich wollen wirunsere Lehrerinnen und Lehrer unterstützen. Und selbstverständlich wollen wir alles tun, umihre Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Das muss aus unserer Sicht übrigens für alleMenschen gelten, die an unseren Schulen tätig sind. Keine Frage: Hierauf hinzuarbeiten, istund bleibt wichtig. Denn die Arbeitsbelastung ist in den letzten Jahren auch und gerade imSchulbereich nachweislich gestiegen.Vor diesem Hintergrund kann man natürlich nichts gegen ein wissenschaftlich basiertesKonzept zur Verbesserung des Gesundheitsmanagements an Schulen haben. Aber wenn mansich für diesen Weg entscheidet, muss man hier auch gründlich arbeiten. Für uns heißt das,dass wir die Situation der Lehrkräfte über mindestens ein gesamtes Schuljahr hinweg in den 2Blick nehmen. So ergibt sich ein wirklich aussagekräftiges Bild mit allen Facetten desSchulalltags. Und nur ein solches, umfassendes Bild ist aus meiner Sicht eine geeigneteGrundlage, um dauerhaft wirksame Gegenmaßnahmen zu entwerfen und unsere Lehrerinnenund Lehrer noch besser zu unterstützen.Ich will der Befragung unserer Lehrkräfte nicht vorgreifen: Aber aus meinem ehemaligenKollegenkreis weiß ich, dass es vor allem Unsicherheit und Überforderung sind, die zugesundheitlichen Belastungen des Schulpersonals führen. Und ein ganz gewichtiger Faktor istin diesem Zusammenhang die Frage der Schulstruktur. Es sind also vor allem Debatten über dieStruktur unserer Schulen - wie etwa aktuell über die Frage G8/G9 an Gymnasien - die zugroßen Verunsicherungen und damit zu Stress führen. Und gerade hier muten CDU, Grüne undFDP den Lehrkräften gerade einiges zu. Ich denke, dieser Zusammenhang ist den allermeistenauch ohne wissenschaftlich basiertes Konzept klar.Doch ganz ohne Frage gibt es weitere Gründe für die zunehmende Belastung unsererLehrerinnen und Lehrer. Neben dem Dauerthema Lärmbelästigung zählen zum Beispielveränderte Anforderungen durch den digitalen Wandel, das Ziel der inklusiven Schule oder dieBeschulung Geflüchteter dazu. Auch die fehlende Entlastung bei organisatorischen Aufgabenbzw. die fehlende Würdigung derjenigen, die Zusatzaufgaben auf sich nehmen, spielt hier einenicht unwichtige Rolle.In jedem Fall muss uns allen eins klar sein: Die Ergebnisse der Befragung werden mit großerWahrscheinlichkeit einen Mehrbedarf im Schulbereich ergeben. Ich gehe jedenfalls stark davonaus, dass viele Lehrerinnen und Lehrer auf ihre zu hohe Unterrichtsverpflichtung und auf diefehlende Zeit für Zusatz- und Führungsaufgaben hinweisen werden. Wir hoffen jedenfalls sehr,dass die Landesregierung dann auch die richtigen Schlüsse daraus zieht und vor allem auch die 3möglichen Gegenmaßnahmen darstellt. Und zwar möglichst konkret und für uns allenachvollziehbar. Und unabhängig davon ist für uns natürlich klar, dass wir ganz im Sinne dervorliegenden Anträge handeln und unsere Lehrkräfte noch umfassender unterstützen müssen.Und Unterstützung heißt für uns nicht zuletzt, dass wir die personelle Ausstattung unsererSchulen fortlaufend an die genannten Herausforderungen anpassen müssen. Bekanntlichhaben wir die damaligen Stellenabbaupläne von CDU und FDP abgemildert. Dies wurde zwarviel kritisiert, aber wir halten eine auskömmliche Personalausstattung für die absoluteGrundvoraussetzung für gesundes Arbeiten. Daran hat sich natürlich nichts geändert. Schongar nicht in Zeiten, in denen wachsende Schülerzahlen prognostiziert werden. Wer alsogesunde Lehrerinnen und Lehrer will, sollte hieran genauso denken, wie an das Thema Fort-und Weiterbildung. Denn nur so geben wir den Lehrkräften die Möglichkeit, sich angemessenauf neue An- und Herausforderungen vorbereiten zu können. Und so beugen wir genau derstrukturellen Überforderung vor, die häufig krank macht.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html