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23.03.17
17:38 Uhr
B 90/Grüne

Andreas Tietze zu Schutzvorkehrungen und Mindeststandards für Praktika

Presseinformation

Landtagsfraktion Es gilt das gesprochene Wort! Schleswig-Holstein TOP 37 – Gute Arbeit für Praktikanten – Pressesprecherin Schutzvorkehrungen und Mindeststandards Claudia Jacob für Praktika einführen Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt der arbeitspolitische Sprecher 24105 Kiel der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Andreas Tietze: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 128.17 / 23.03.2017



Wer für dich arbeitet – dem gib auch einen gerechten Lohn
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein Praktikum dient dazu praktische Erfahrungen für ein zukünftiges Berufsleben zu machen – leider setzen viele Unternehmen und zeitweilig auch die öffentliche Hand oder die frei- gemeinnützigen Betriebe PraktikantenInnen als billige Arbeitskräfte ein – um es gleich vor- weg zu sagen: Das ist nicht okay.
An und für sich sind Praktika etwas Gutes – ich selbst habe in meinem Berufsleben zahlrei- che Praktika (bezahlte und unbezahlte) absolviert und sie dienten mir als Bereicherung, Selbstvergewisserung und fachliche Vertiefung meines theoretisch erworbenen Wissens.
Schnupperpraktikum hieß das, weil es darum ging, einmal hineinzuriechen in die hauptamt- liche Leitung eines Jugendzentrums oder eines Bildungszentrums, um herauszufinden, ob der Beruf zu einem passt oder nicht.
Heute ist das anders, wir haben viele gut ausgebildete Leute, die sich längst für einen Beruf entschieden haben.
Und deshalb muss man den Fokus auf die Unternehmen lenken – da gibt es einige sehr unverschämt auftretende Firmen, die für wenig Geld professionelle Arbeiten verrichten las- sen, zum Beispiel in der Grafik-, Medien- und Werbebranche.
So ist zwischen Ausbildung und Beruf eine häufig mehrere Jahre währende Dauerpraktikan- tenschaft getreten. Die Wissenschaft hat diesen Jahren bereits einen Namen gegeben: die
Seite 1 von 2 floundering period. Eine Phase, in der man zappelt wie eine Flunder. Einige andere Wis- senschaften sprechen auch von der „Generation Praktikum“!
Fakt ist, viele machen ihr Praktikum, weil sie es müssen. Weil es Ausbildung und Studium vorsehen (Praxis), weil es der Arbeitgeber verlangt (Kennenlernen), weil der Arbeitsmarkt nichts anderes hergibt (Prekariat).
Insofern legen die Piraten den Finger in die Wunde, wenn sie das Thema faire Arbeitsbe- dingungen für PraktikanntInnen thematisieren.
Meine Fraktion beschäftigt auch PraktikantInnen und wir geben Ihnen Wertschätzung und Anerkennung aber auch mit gerechter Entlohnung. Wir sind sehr stolz auf die vielen jungen Leute, die sich für uns entscheiden. Deshalb erhalten unsere Praktikanten, wenn sie von der Uni kommen, einen festen Vertrag und circa 400 Euro im Monat. Sie bekommen ein qualifiziertes Zeugnis. Vielen unserer ehemaligen PraktikantInnen konnten wir feste Jobs anbieten, andere sitzen für uns in Landes- oder Bundesparlamenten.
Auch unsere SchülerpraktikanntInnen bekommen zwar keine Entlohnung dafür aber freies Essen, Getränke und ein kleines Geschenk zum Abschied.
Also liebe Piraten vieles, was sie fordern, erfüllt die Landtagsfraktion der Grünen bereits und auch die Landesregierung richtet sich nach der Praktikumsrichtlinie der Tarifgemein- schaft der Länder. Diese Richtlinie gilt auch in Bayern, im Saarland, in Baden-Württemberg oder in Niedersachsen – in dieser Richtlinie sind alle Standards, die Sie fordern enthalten und ich gehe davon aus – Herr Ministerpräsident –, dass wir uns da an Recht und Gesetz halten.
Und lassen sie mich noch einen letzten Gedanken äußern: Ein Praktikum ist immer auch ein Lernprozess und es findet auch ein ökonomischer Austausch statt. Ich habe in meiner Berufslaufbahn als Sozialpädagoge viele PraktikanntInnen betreut und habe immer mein ganzes Wissen mit ihnen geteilt –das war quasi eine Art Berufsehre für mich –, denn ich hatte es vorher genau so von meinen AnleiterInnen erfahren.
Das Prinzip dahinter lautet: „Nutzen statt Haben“. Ja und es waren auch einige Praktikan- tInnen dabei, die haben mehr Zeit beansprucht – ich meine, dass dies viel mit Berufsethos zu tun hat. Dieses besondere „Tauschprinzip“ zwischen SchülerIn und MeisterIn kann nicht mit Geld aufgewogen werden – allerdings wenn die Ökonomie ins Spiel kommt und einer aus dieser „fairen Tauschbeziehung“ ausbricht und diese kapitalisiert – dann ist die Frage der gerechten Bezahlung beziehungsweise des Mindestlohnes im Raum.
Und dann gilt für mich der Grundsatz, der schon in der Bibel steht: „Wer für dich arbeitet – dem gib auch einen gerechten Lohn! (3. Buch Mose 19,13)“
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