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24.02.17
16:26 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Ein eindeutiges Ja zum Praktikum - aber zu vernünftigen Bedingungen - Rede zu Protokoll gegeben

Presseinformation Kiel, den 24.2.2017

Rede zu Protokoll gegeben



Flemming Meyer TOP 41 Gute Arbeit für Praktikanten – Schutzvorkehrungen und Mindeststandards für Praktika einführen Drs. 18/5194

Praktika ermöglichen jungen Menschen, sich ein eigenes Bild über einen Arbeitsplatz oder einen
Beruf zu machen, indem sie in Betrieb oder Behörde den Arbeitsalltag kennenlernen und
beobachten. Wenn ich an einige Schülerinnen und Schüler denke, war für sie das Praktikum
oftmals der erste, ernste Kontakt mit der Arbeitswelt, die sie vorher nur aus Gesprächen kannten.
Sie merken erst an der Werkbank oder der Ladentheke, ob ihnen der Beruf zusagt oder nicht. Das
persönliche Erleben ist also enorm wichtig und durch kein Buchwissen ersetzbar. Darum ein
eindeutiges Ja zum Praktikum.



Ein Praktikum ist ja nicht zufällig für viele Ausbildungs- und Berufsgruppen verpflichtend. Das
Prinzip ist einfach: Erst lernt man etwas am Schreibtisch und sieht dann im Praktikum, wie das
Gelernte in der Praxis ausgeführt wird. Bei Pflichtpraktika ist der Landesdienst bereits gut
aufgestellt; die entsprechenden tariflichen Regelungen und Richtlinien zeigen das. Sie sind nach 2
meiner Einschätzung ausreichend für den Schutz von Praktikanten, die im Rahmen ihrer
Ausbildung als Pflichtpraktikanten ein Praktikum absolvieren müssen.
Allerdings gibt es auch eine Schattenseite der Praktika. Ein Praktikant ist nämlich rechtlich
gesehen kein Arbeitnehmer, so dass viele Rechte des Arbeitnehmers demzufolge auch nicht
gelten. Arbeitgeber nutzen das aus. Fragen Sie in den Jobcentern nach. Dort sind genügend
schwarze Schafe bekannt, die immer wieder Praktikanten anfordern, woraus aber niemals eine
Festanstellung erfolgt. Immer wieder wird Menschen Hoffnungen gemacht, nur um sie als
kostenlos Beschäftigte auszubeuten. Das gilt übrigens nicht nur am unteren Ende der Lohnskala,
sondern auch für viele Studienabsolventen. Sie werden in der einen oder anderen Agentur voll
eingesetzt, ohne jemals einen Cent für ihre Arbeit zu sehen. Hier werden Ressourcen richtig
gehend verschwendet, worauf der Deutsche Gewerkschaftsbund wiederholt hingewiesen hat.
Vor einigen Jahren kam das böse Wort von der Generation Praktikum auf, weil sich immer mehr
Absolventen von einem Praktikum zum anderen hangeln; finanziert oftmals von den eigenen
Eltern.



Darum ist vollkommen klar, dass ein Praktikum zeitlich begrenzt sein muss. Vor diesem
Hintergrund kommt dem Land natürlich eine besondere Verpflichtung und eine Vorbildfunktion
zu. Es ist gut und richtig, dass es überhaupt keine zeitlich unbegrenzten Praktika im Landesdienst
gibt. Die meisten Praktika dauern nicht einmal vier Wochen. In dieser Zeit gewinnt der Praktikant
einen guten Einblick, ohne dass die Gefahr besteht, dass er oder sie in Arbeitsprozesse eingliedert
wird. Das ist im besten Sinne ein Praktikum. Für die anderen Praktikanten zeigt die Antwort der
Landesregierung auf die Kleine Anfrage der Piraten, dass die Zahl der freiwilligen
Langzeitpraktika im Landesdienst sehr klein ist. Nur sechs freiwillige Praktikanten listet die
Landesregierung auf, die länger als drei Monate Praktikum ableisten; davon vier im
Landesbetrieb für Küstenschutz. Diese vier erhielten eine existenzsichernde Vergütung. So etwas
findet man in der freien Wirtschaft wohl nicht. 3



Zu meinem Bedauern haben kaum Flüchtlinge Zugang zu Praktika in der Landesverwaltung, wie
die Antwort der Landesregierung auf eine entsprechende Anfrage des Kollegen Klug offenbarte.
Gerade aber Flüchtlinge sind auf Erfahrungen im deutschen Berufsalltag angewiesen, der sich ja
sehr von dem in ihrem Heimatland unterschieden kann. Ich würde es begrüßen, wenn die
Landesregierung mehr Flüchtlinge als Praktikanten einen Einblick in die deutsche Arbeitswelt
gewähren würde. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Sprachbarriere im Lauf des Praktikums
immer niedriger werden würde. Entsprechende Angebote würden darüber hinaus ein gutes
Signal in die freie Wirtschaft sein.