Lars Harms: Der Petitionsausschuss funktioniert
Presseinformation Kiel, den 23.2.2017Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 22 Entwurf eines Petitionsgesetzes Drs. 18/5196 „Der Gesetzentwurf der Piraten ist von Fehlern durchsetzt, er geht an den Fakten und der Lebenswirklichkeit vorbei und er führt zu nichts!“Der Gesetzentwurf ist an so vielen Stellen unzulänglich, dass ich darüber zwanzig statt fünfMinuten reden könnte. So fordert das Gesetz Sprechstunden für den Petitionsausschuss. Für alleSorgen und Nöte, die Bürgerinnen und Bürger mündlich besprechen wollen, bietet dieBürgerbeauftragte bereits jetzt überall im Land öffentlich angekündigte Sprechstunden an.Unterstellen die Piraten ihr etwa eine unzulängliche Arbeit? Ich hoffe nicht.Die Piraten wollen eine rigorose Fristsetzung für Stellungnahmen der Landesregierung von vierWochen. Das impliziert eine schleppende oder sogar verschleppende Praxis der Landesregierung.Das entspricht nicht den Erfahrungen, die der SSW in dieser Legislaturperiode gemacht hat. DieMinisterien und auch die Staatskanzlei waren zu unbürokratischen und baldigen 2Stellungnahmen jederzeit bereit. Ich halte diese Fristsetzung für willkürlich und fürWichtigtuerei.Schauen wir uns an, was der Entwurf in §7 vorsieht: „Ein Disziplinarverfahren darf nichteingeleitet werden.“ Diese Regelung wärmt den Piraten-Antrag zum Schutz der Whistleblower,den wir vor kurzem hier diskutierten, noch einmal auf. Er kleidet ihn nicht nur in ein neuesGewand, sondern unterstellt auch noch, dass es bislang für Landesbedienstete schlimmeKonsequenzen hatte, sich an den Petitionsausschuss zu wenden. Nur, weil man eine Sacheimmer wiederholt, wird sie noch lange nicht wahr. Hier sollten die Piraten Ross und Reiternennen und die entsprechenden Fälle anführen. Meines Erachtens muss ein Beschäftigter desLandes kein Disziplinarverfahren fürchten, weil er oder sie eine Petition einreicht.Und im Übrigen, würde die Tatsache, dass Disziplinarverfahren völlig ausgeschlossen würden, jaauch zum Missbrauch einladen. Um ein solches Verfahren zu unterbinden, braucht man nur einePetition zur Sache einreichen und schon ist man aller Sorgen ledig. Vertrauen in Verwaltung odergar den Rechtsstaat schafft das sicherlich nicht. Aber das wollen die Piraten ja auch nicht. Hiergeht es ja darum, den Staat verächtlich zu machen, Misstrauen zu säen und die angeblicheWehrlosigkeit der Bürger vor der Politik und dem bösen Staat darzustellen. Etwas, was diePiraten mit populistischen Parteien durchaus gemein haben!Ein anderer offener Punkt des vorliegenden Entwurfes: Danach soll der Petitionsausschuss denanderen Landtagsausschüssen ihre Tagesordnungen vorschreiben können. Er soll bestimmen,was diese zu beraten haben. Das ist an Selbstüberschätzung und Lebensfremdheit kaum noch zuüberbieten. Ich kann nicht einmal ahnen, welche Erfahrungen die Piraten zu diesem Vorschlagbewegt haben. Das ist wohl das, was man als postfaktisch umschreibt. 3Kehren wir darum zum echten Leben zurück. Der Petitionsausschuss ist ein Gremium, das sichfraktionsübergreifend um die Beilegung von Problemen bemüht. Die Mitglieder sind bestrebt,Sachverhalte im Sinne des Petenten abschließend zu klären. Das ist in vielen Fällen echte Hilfe.Ein Alleinstellungsmerkmal würde ich gerade zu sagen. Der Petitionsausschuss reichtAngelegenheiten nicht endlos weiter und holt immer neue Gutachten ein, sondern es ist seinerklärtes Ziel, Verfahren abzuschließen. Dabei wirkt der Ausschuss oftmals nicht besondersöffentlichkeitswirksam, sondern versucht auf dem kurzen Dienstweg etwas für die Petenten zuerreichen. Das tut er durchaus erfolgreich. Und dieser Erfolg ist insbesondere darin begründet,dass er eben untergesetzlich und konsensorientiert arbeitet. Und dass er dies manchmal auchunter Ausschluss der Öffentlichkeit tut, kann auch oft dazu beitragen, dass man eine Lösungfindet. Und manchmal ist es auch so, dass keine befriedigende Lösung eines Problems gefundenwerden kann, weil Gesetze manchmal dem entgegenstehen. Da hilft dann auch kein Über-Ausschuss und erst recht kein Gesetz zur Schaffung eines Über-Ausschusses.Der Gesetzentwurf der Piraten ist von Fehlern durchsetzt, er geht an den Fakten und derLebenswirklichkeit vorbei und er führt zu nichts!Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html