UN-Sonderbotschafterin und IS-Überlebende Nadia Murad spricht im Landtag
Nr. 43 / 23. Februar 2017 Sperrfrist: heute, 18.30 UhrUN-Sonderbotschafterin und IS-Überlebende Nadia Murad spricht im LandtagNadia Murad, Sonderbotschafterin der UN, Menschenrechtsaktivistin und IS-Überlebende, hat heute (Donnerstag) im Rahmen der Veranstaltung „Genozid durch den IS-Terror“ vor 200 Besuchern im Kieler Landeshaus gesprochen. Parlamentspräsident Klaus Schlie würdigte den Auftritt der Nordirakerin: „Der Vortrag von Nadia Murad zeugt von außer- ordentlichem Mut und großer Zivilcourage. Er zeigt die schrecklichen Zerstörungen an Leib und Seele auf, die der sogenannte Islamische Staat an den Menschen in seinem Machtbereich begeht.“Der Landtagspräsident dankte der jungen Frau dafür, dass sie von ihren persönlichen Erfahrungen berichtete und sprach ihr seinen „tiefen Respekt“ und seine „Anerkennung“ aus. An die Politik und Öffentlichkeit appellierte er, auch an die Zukunft zu denken: „Wie wird der Irak, wie wird Syrien nach dem IS aussehen? Welche Herausforderungen können wir schon jetzt ausmachen und benennen?“ Diese Frage halte er für außerordentlich wichtig, so Schlie, da die Taten des IS tief- greifende Konsequenzen auf die Gesellschaft und jeden einzelnen Menschen in den betroffenen Regionen hätten. „Ein Neuanfang zwischen verfeindeten Religionen, Konfessionen und ethnischen Gruppen muss langfristig eine Chance haben. Es geht um nichts weniger als eine Perspektive für das künftige friedliche und respektvolle Zusammenleben der Menschen in dieser Region.“ Diese Herausforderung betreffe nicht nur die geflohenen Menschen, sondern auch unsere Gesellschaft, betonte der Landtagspräsident.Nadia Murad war 2014 vom IS entführt und drei Monate lang gefangen genommen worden, bis ihr die Flucht gelang. Im vergangenen September ernannte Generalsekretär Ban Ki-Moon sie zur UN- Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden des Menschenhandels. In dieser Form engagiert sie sich international für die Extremismusbekämpfung, tritt ein für die Rechte der Überlebenden von sexueller Gewalt und Menschenhandel und fordert internationale Aufmerksamkeit für den Genozid an der yezidischen Gemeinschaft. 2016 erhielt Nadia Murad den 2Sakharov-Preis für Meinungsfreiheit des EU-Parlaments, außerdem war sie für den Friedensnobelpreis nominiert.Zu der Veranstaltung „Genozid durch den IS-Terror – Was können wir in einer ohnmächtig erscheinenden Zeit tun?“ hatten die Bischofskanzlei Schleswig, das Frauenwerk der Nordkirche, das Christian Jensen Kolleg Breklum und die Evangelische Akademie der Nordkirche gemeinsam mit der Parlamentarischen Gesellschaft Schleswig-Holstein eingeladen. Neben dem Vortrag von Nadia Murad diskutierten der Bundestagsabgeordnete Johann Wadephul, Pastorin Cornelia Coenen-Marx, Journalistin Martina Sabra und die Leiterin des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V. Silvia Wähling über die Folgen der Gewalttaten des IS und die Handlungsoptionen der Demokratie.