Landtagspräsident: Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ist "ein Tag des Sieges der Erinnerung über das Vergessen und Verdrängen"
Nr. 18 / 26. Januar 2017 Sperrfrist: heute, 19 UhrLandtagspräsident: Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus ist „ein Tag des Sieges der Erinnerung über das Vergessen und Verdrängen“„Ein Tag des Sieges der Menschlichkeit über die Unmenschlichkeit und ein Tag des Sieges der Erinnerung über das Vergessen und Verdrängen“ – so hat Parlamentspräsident Klaus Schlie heute (Donnerstag) den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus bezeichnet. Der Schleswig-Holsteinische Landtag und das Jüdische Museum Rendsburg richteten am Abend gemeinsam die zentrale Gedenkfeier im Stadttheater Rendsburg aus.Vor rund 300 Gästen zitierte Schlie den kürzlich verstorbenen früheren Bundespräsidenten Roman Herzog, der den Gedenktag 1996 bestimmt hatte: „Die Erinnerung darf nicht enden, sie muss auch zukünftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.“ Diese Wachsamkeit erscheine ihm heute wieder nötiger denn je, sagte der Landtagspräsident. „Wir dürfen nicht die Grundlagen vergessen, auf denen unsere freiheitlich demokratische Gesellschaft vor über 70 Jahren aufbaute und die ei- nen Neuanfang ermöglichten.“ Dazu gehöre, Schuld nicht in Schande umzudeuten und sich der historischen Verantwortung zu stellen, so, wie es Herzog ausgedrückt habe: „„Es ist wahr, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Aber ebenso wahr ist, dass Geschichte die Voraussetzung der Gegenwart ist und dass der Umgang mit der Geschichte damit auch zum Fundament der Zukunft wird.“Bei dem Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern William Wolff, der die Gedenkrede hielt, bedankte sich Schlie. „Sie sind die Stütze des vertrauensvollen Miteinanders der Menschen hier im Norden, die einander zugewandt, eingedenk der Vergangenheit und zusammen fest in der Ge- genwart verankert, einen fruchtbaren Weg für die Zukunft beschreiten.“ Eine Gruppe Schüler der Herderschule, die während der Veranstaltung Erinnerungen des jüdischen Rendsburgers Fred Ring vortrugen, bezeichnete der Parlamentspräsident als Bereicherung. „Ihr habt Euch einer zeit- losen Verantwortung für alle Demokraten gestellt und sie angenommen, der Verantwortung, die Erinnerung an schreckliche Irrwege und Verbrechen wach zu halten.“ Wer sich erinnere, könne solchen Entwicklungen heute und in Zukunft rechtzeitig und mit aller Entschiedenheit aktiv 2entgegentreten, unterstrich der Schlie. „Ich empfinde das als ein wichtiges Zeichen der Hoffnung und der Stabilität unserer demokratischen Gesellschaft.“Im Anschluss an die Gedenkrede sprachen Rabbiner Wolff und Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, Gebete. Das Schlusswort hielt Professor Claus von Carnap- Bornheim, leitender Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen. Marian Müller und Peter Geilich vom Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchester begleiteten den Abend musika- lisch.Die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen jährt sich am 27. Ja- nuar zum 72. Mal. Der von Bundespräsident Roman Herzog initiierte Gedenktag wird seit 1996 begangen. Aus Rücksicht auf den freitags beginnenden Sabbat fand die Veranstaltung in diesem Jahr bereits am Vorabend des Gedenktages statt.Hinweis an die Medien: Pressefotos von der Veranstaltung stehen unter www.landtag.ltsh.de/service/pressefotos/ zur Verfügung.