Lars Harms: Terrorismusabwehr hat im Asylrecht nichts zu suchen
Presseinformation Kiel, den 25. Januar 2017Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 19+23+24 Anträge zur Terrorismusbekämpfung Drs. 18/5024, 18/5035, 18/5038 „Wenn wir unsere Freiheit für die vermeintliche Sicherheit opfern, hat der Terror schon gewonnen.“Deutschland ist Anschlagsziel von nationalen und internationalen Terroristen mit oder ohneislamistischen Hintergrund. Und zwar von Anfang an. Deutschland ist nicht nur Anschlagsziel,sondern eben auch Anschlagswerkstatt. Auch von Anfang an. Es ist eine der größten undgleichzeitig auch komplexesten Herausforderungen unserer Zeit, den Terror abzuwenden.Verschärfungen in Bezug auf sogenannte „Gefährder“ haben dieser Tage Hochkonjunktur.Es kommen jetzt Lösungen auf den Tisch, die schon lange in Schubladen verstauben - alteSchreckensinstrumente, die die angeblich neuen Probleme lösen werden. Ich darf sieberuhigen: Wir müssen jetzt nicht in Panik die Innenpolitik neu erfinden. Wichtig ist, dieSinnhaftigkeit jetzt nicht aus den Augen zu verlieren. In diesen Tagen muss vor allem betontwerden: Verantwortungsbewusste Politik handelt nicht von der schnellsten Lösung, sondern 2von der effektivsten. Die Politik der Inneren Sicherheit muss mit einem feinen Skalpell arbeiten,nicht mit dem Buschmesser.Dabei gilt immer wieder der Verweis auf die aktuelle Gesetzeslage. Prävention ist möglich,Überwachung ist möglich, die Unterstützung von terroristischen Organisationen wird bestraftund kriminelle Handlungen werden ebenfalls bestraft und können auch zur Abschiebungführen. Was nicht möglich ist, ist die präventive Haft. Aus guten Grund. Wir als SSW lehnen esab, Menschen präventiv in die Haftanstalten zu bringen. Und da unterscheiden wir uns, demAntrag der CDU nach, ganz eindeutig von den Kollegen der Union. Menschen mit einerbestimmten Gesinnung zu Inhaftieren ist aus guten Gründen derzeit nicht möglich. Dies istKern unseres Rechtsstaats und unserer Demokratie. Was uns als SSW zudem sauer aufstößtist, dass die CDU in ihrem Antrag Terrorabwehr und Asylrecht miteinander vermischt, wie sonstniemand hier im Hohen Haus. Für uns als SSW steht jedoch fest, Terrorismusabwehr hat imAsylrecht nichts zu suchen. Die innere Sicherheit wird nicht durch Flüchtlinge bedroht, sonderndurch Terroristen! Zudem sei an dieser Stelle bemerkt, dass rund die Hälfte der Gefährder einendeutschen oder EU-Pass besitzt. Eine Rückführung in die „Heimatländer“ ist da ohne weitereswohl kaum zu machen. Zum andern sind nicht alle Gefährder in der Republik Asylbewerber.Und auch eine Fußfessel wird unserer Auffassung nach, kein Informationsgewinn sein.Entscheidend ist doch nicht, wo sich ein Gefährder aufhält, sondern vielmehr welcheHandlungen er unternimmt und mit wem er Kontakt hält. Eine Fußfessel, so wie es CDU undFDP fordern, kann zu diesen Fragen keinerlei Antwort bieten. Es müssen keine neuenWundermittel lanciert werden, sondern personelle Überwachung ist immer noch ameffizientesten. Schließlich kann eine Fußfessel nicht darüber hinweg täuschen, dass esMenschen dazu braucht, um Zusammenhänge erkennen zu können und sich Kenntnisständezu erarbeiten. 3Worum es hier doch eigentlich gehen sollte ist, die Zusammenarbeit und Unterstützung vonterroristischen Organisationen vermehrt zu ahnden. Das ist natürlich leichter gesagt als getan,denn in nicht wenigen Fällen sind die Prozesse sehr aufwändig. Dies soll keine Kritik sein,sondern hiermit soll lediglich an die Ausgangslage erinnert werden. Vor diesem Hintergrundwar es richtig, dass die Küstenkoalition Justiz und Verfassungsschutz in den letzten 4 Jahrenpersonell gestärkt hat. Wir als SSW sind gerne dazu bereit, über weitere personelleVerstärkungen zu beraten. Es ist vor allem der behördliche Personalkörper, der gestärkt werdenmuss. Ob Gesetzesverschärfungen den gewinnbringenden Effekt haben werden, wage ich zubezweifeln. Dabei gilt doch: Wenn wir unsere Freiheit für die vermeintliche Sicherheit opfern,hat der Terror schon gewonnen. Wenn jemand unsere Freiheit und Demokratie in Gefahrbringt, darf die Antwort immer nur lauten: Jetzt erst recht!Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html