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16.12.16
12:21 Uhr
SSW

Jette Waldinger-Thiering: Lebenslanges Lernen ist zentral für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes - Rede zu Protokoll gegeben

Presseinformation Kiel, den 16.12.2016

Zu Protokoll gegeben



Jette Waldinger-Thiering TOP 3 Gesetz zur Änderung des Weiterbildungsgesetzes Drs. 18/4039 (neu) und 18/4810

„Lebenslanges Lernen ist zentral für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“

Jeder Mensch hat das Recht auf Weiterbildung. Das ist genauso im Weiterbildungsgesetz
festgeschrieben wie der Anspruch, dass Weiterbildung neben vorschulischer Bildung, Schule,
Berufsausbildung und Hochschule gleichberechtigter Teil des Bildungswesens sein muss.
Außerdem ist hier klar formuliert, dass Weiterbildung ein wesentlicher Baustein im Kontext
des lebenslangen Lernens ist. Eigentlich sollte der Stellenwert der Weiterbildung also über
jeden Zweifel erhaben sein. Und doch drängt sich immer wieder der Eindruck auf, dass das
eben längst nicht alle Verantwortlichen so sehen.



Natürlich gilt auch in Sachen Weiterbildung, dass jedes Gesetz nur so gut ist, wie es gelebt
wird. Einerseits ist und bleibt es also wichtig, diese gesetzliche Grundlage weiterzuentwickeln
und an veränderte Bedingungen anzupassen. Genau das haben wir mit der Aufnahme der
kulturellen Bildung oder mit der Erweiterung der Verblockung ja auch getan. Aber auf der 2
anderen Seite müssen wir eben auch zu einem echten Bewusstseinswandel kommen und dafür
sorgen, dass Weiterbildung für die Menschen im Land an Bedeutung gewinnt. Denn auch wenn
sich hier vielleicht nicht alle Effekte direkt messen lassen, ist eins völlig klar: Eine
Weiterbildung eröffnet nicht nur Aufstiegschancen, sondern führt auch zu persönlicher und
privater Zufriedenheit.



Im Jahr 1990 wurde das Bildungsfreistellungs- und Qualifizierungsgesetz hier in Schleswig-
Holstein eingeführt. Erklärtes politisches Ziel war von Anfang an, die Weiterbildungsteilnahme
zu erhöhen und besonders benachteiligten Gruppen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
Ich denke, dieser Zielsetzung kommen wir mit dem vorliegenden Entwurf wieder ein Stück
näher. Und doch liegt gleichzeitig noch sehr viel Arbeit vor uns. Denn bis heute machen noch
viel zu wenig Menschen von ihrem Recht auf Weiterbildung gebrauch. Und in Gesprächen mit
den Leuten vor Ort merke ich immer wieder, dass auch längst noch nicht alle von den
vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten wissen.



Aus Sicht des SSW ist und bleibt es also unverändert wichtig, die Weiterbildung als tragende
Säule unseres Bildungswesens auszubauen. Für uns ist deshalb völlig klar, dass wir unser
Weiterbildungsgesetz regelmäßig evaluieren und weiterentwickeln müssen. Die vorliegende
Änderung ist also nur ein Teilschritt. In diesem Prozess wird es vor allem auch darum gehen, die
Vielfalt der Angebote abzusichern. Denn häufig ist es gerade die fachfremde
Weiterbildungsmaßnahme, die einen wertvollen Blick über den Tellerrand ermöglicht. Wir
wollen also auch in Zukunft deutlich mehr als nur reine Anpassungsweiterbildung. Das ist
nicht zuletzt mit Blick auf die gesamte Erwerbsbiografie wichtig.



Daneben müssen wir aber auch schlicht und einfach die Zahl der Menschen erhöhen, die sich
bei uns im Land weiterbilden. Das gilt ganz besonders für Geringqualifizierte und 3
Bildungsbenachteiligte. Daraus folgt natürlich, dass wir hier mittelfristig mehr Geld in die
Hand nehmen müssen, um unsere Zuschüsse zu erhöhen. Aber gerade mit Blick auf die
kommenden Herausforderungen ist uns sehr wichtig, dass wir den Trägern der Weiterbildung
mehr Verlässlichkeit bieten können. Es geht also um mehr, als um eine einmalige Erhöhung.
Wir müssen auch über Möglichkeiten der Dynamisierung nachdenken und Träger von
kostenpflichtigen Anträgen befreien. Außerdem ist es aus Sicht des SSW sinnvoll, hier nicht
zuletzt im Rahmen der Evaluierung des Finanzausgleichgesetzes über neue Finanzierungswege
nachzudenken.



All das mag so manchem vielleicht nicht schmecken. Aber wenn wir langfristig die
Zukunftsfähigkeit unseres Landes erhalten wollen, führt an einer erhöhten Finanzierung der
gesetzlichen Weiterbildung kaum ein Weg vorbei.