Lars Harms: Die digitale Revolution muss von den demokratischen Gremien gesteuert werden
Presseinformation Kiel, den 18.11.2016Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 26 Digitale Agenda für Schleswig-Holstein Drs. 18/4850 „Wir müssen uns politisch entscheiden, wie wir den Spagat zwischen einfacher und schneller Onlinebearbeitung und dem Wunsch nach Datenschutz hinbekommen.“Vielen Dank für diesen umfangreichen Antrag mit insgesamt 33 Punkten. Ich möchte mich hieraus Zeitgründen lediglich auf drei Punkte beschränken.Erstens. Digitale Grundbedürfnisse sichern. Die Bundesregierung fabuliert noch immer voneinem flächendeckenden Netz mit 50 Megabit pro Sekunde. Tatsächlich läuft man denwachsenden Bandbreitenbedarfen technisch hinterher. Außerdem besteht die Gefahr, dassman zweimal investiert: Erst in dass 50-Megabit-Kabel und kurze Zeit später noch einmal in einleistungsfähigeres Glasfaserkabel. Das ist reine Verschwendung und ignoriert die Interessenvon Betrieben und Unternehmen. Diese sind auf leistungsfähige Netze mit hohenGeschwindigkeiten angewiesen, um ihre Produkte weltweit anbieten zu können. Der 50- 2Megabit- Standard entspricht auch nicht dem Recht auf digitale Teilhabe der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner. Der Bund muss also dringend nachsteuern.Gut, dass Schleswig-Holstein in Sachen Breitbandstrategie einen anderen Weg geht und damitinzwischen bundesweit Vorreiter ist. Der Beschluss der Landesregierung aus 2013, innerhalbvon 17 Jahren Schleswig-Holstein flächendeckend mit Glasfaser zu erschließen, war richtig.Zweitens: Digitalisierung darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen. Der DeutscheGewerkschaftsbund hat in einer aktuellen Befragung herausgefunden, dass fast die Hälfte allerBeschäftigten durch die Digitalisierung der Arbeitswelt eine höhere Arbeitsbelastung erlebt.Wir selbst bemerken es natürlich auch: Die Erreichbarkeit rund um die Uhr und daszunehmende Multitasking belasten die Gesundheit. Hier müssen wir den Arbeitsschutz imBlick behalten. Das ist nicht leicht, denn anders als durch Schwerarbeit verschlissene Knochenzeigen sich die Belastungen durch digitale Faktoren nicht auf den ersten Blick.In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Gefahren des Homeoffice hinweisen. VieleBeschäftigte profitieren davon, dass sie zuhause arbeiten können. Im Flächenland Schleswig-Holstein erspart das viele Kilometer. Andererseits ist die Isolierung im Homeoffice eine ernsteGefahr. Die Betriebs- und Personalräte beklagen darüber hinaus die schlechte Erreichbarkeitder Beschäftigten, die kaum oder selten im Betrieb sind. An dieser Stelle müssen wir daraufachten, dass die Vorteile die Nachteile nicht auffressen.Drittens: Die öffentliche Verwaltung wird durch die Digitalisierung bürgerfreundlicher. Nochsind wir zwar weit von dänischen Verhältnissen entfernt, wo die Steuererklärung oder dieUmmeldung innerhalb weniger Minuten vom heimischen Schreibtisch aus erledigt ist. Aber wirmüssen uns auch politisch entscheiden, wie wir den Spagat zwischen bürgerfreundlicher,einfacher und schneller Onlinebearbeitung auf der einen Seite und dem Wunsch nach 3Datenschutz und Datensicherheit auf der anderen Seite, hinbekommen. Die großeHerausforderung wird es genau sein, diesen Spagat hinzubekommen.Zusammenfassend ist klar, dass die Digitalisierung Veränderungen bringen wird. Einigesprechen von der digitalen Revolution, die ähnliche Bedeutung wie die industrielle Revolutionerringen wird. Es ist allerdings an den demokratischen Gremien, diese Entwicklung zu steuern.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html