Lars Harms: Humane Flüchtlingspolitik und Abschiebehaft passen nicht zusammen
Presseinformation Kiel, den 17. November 2016Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 18+29 Kein Ausreisezentrum & Integrationsgesetz des Bundes umsetzen Drs. 18/4824, 18/4853 „Humane Flüchtlingspolitik und Abschiebehaft passen nicht zusammen!“Humane Flüchtlingspolitik und Abschiebehaft passen aus unserer Sicht absolut nichtzusammen. Der Freiheitsentzug ist eine Strafe für Straftäter und nicht für Flüchtlinge.Die Menschen, die wir wieder in ihre Herkunftsländer zurück schicken müssen, habenjedoch nichts verbrochen. Diese Auffassung teilt auch die Landesregierung und vondaher gibt es in Schleswig-Holstein auch kein Abschiebeknast.Die Einrichtung in Boostedt stellt vor allem eine Entlastung für die Kommunen dar undletztendlich auch fürs Land. Die Entlastung wird geschaffen, in dem man Asylbewerbermit geringen Bleibechancen erst gar nicht auf die Kommunen verteilt. Somit würde derVorgang nicht übermäßig in die Länge gezogen und schont die staatlichen Ressourcen. 2Natürlich ist dies auch immer eine Sache der Abwägung, denn das Asylrecht ist undbleibt an den Einzelfall des Antragsstellers gebunden. Und niemand soll übermäßiglang in einer Einrichtung bleiben müssen, wenn es mit dem Antrag doch einmallangsamer voran geht als geplant.Uns als SSW ist wichtig, dass man eine Alternative zu den Nacht und NebelAbschiebeaktionen anbietet. Eine solche Alternative wirkt sich entlastend auf alleBeteiligten aus. Hinzu kommt die Idee, von den engen Zeitfenstern weg zu kommen.Auch dies ist eine enorme Entlastung. Kein Hopplahopp, sondern alles in Ruhe und ineiner geordneten Abfolge. Zudem möchte ich auch einmal betonen, dass der Zugangzur Unterbringung in Boostedt völlig frei ist. Niemand wird dort gegen seinen Willenfestgehalten. Und es gilt, die Menschen dort nicht einfach nur abzuliefern, sondern siewerden für die Dauer ihres Aufenthalts betreut. Dabei gilt es auch zu gucken, welcheZukunftsperspektiven es gibt. Dies ist zweifelsfrei eine äußerst komplexeFragestellung, welche eng mit den Fluchtursachen verknüpft ist. Wobei wir wieder amAnfang wären. Was ich jedoch hervorheben will ist, dass wir als Staat genau jeneFragen nicht komplett ausblenden können. Das tut die Landesregierung meinesErachtens auch nicht. Auch wenn man vielleicht nicht für jeden oder jede eine perfekteLösung präsentieren kann, so kann man jedoch eine Hilfeleistung bieten. Und das istein ganz entscheidender Ansatz. Bei aller Kritik, um eins nochmal deutlich zu machen:Unser Ziel heißt weder Wegschicken noch Weiterwinken. Unser Ziel heißt ganz klar:Integration. 3An dieser Stelle muss man ehrlicherweise zugeben, dass Theorie und Praxis,insbesondere in Bezug auf die Integration, weit auseinanderklaffen. Für uns als SSWsteht fest, dass wir dafür Sorge tragen wollen, dass Menschen die bei uns sind auchIntegrations- und/oder Betreuungsmaßnahmen bekommen. Da gibt es auch Angebotein den entsprechenden zentralen Aufnahmeeinrichtungen. Und auch, wenn jemandvoraussichtlich nicht bei uns bleiben kann, muss eine Rückführung in Würde vor sichgehen. Das kann eben auch dadurch geleistet werden, dass wir uns zentralerEinrichtungen bedienen, um so Abschiebungen zur Nachtzeit oder gar das Abholen vonKindern aus der Schule durch die Polizei zu verhindern. So ehrlich muss man sein!Und genau dazu dient die von allen frei zugängliche Einrichtung in Boostedt und dazudient auch in allerletzter Konsequenz die gemeinsame Einrichtung am HamburgerFlughafen. Und deshalb lassen wir uns nicht daran messen, wie manch einer eineEinrichtung nennt, sondern ob wir human handeln oder nicht. Und da haben wir unsnun wahrlich nichts vorzuwerfen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html