Lars Harms: Wir wollen keine Abwanderung von Krediten in den privaten Bereich
Presseinformation Kiel, den 16. November 2016Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 15 Bundesratsinitiative zur Wohnimmobilienkreditrichtlinie beitreten Drs. 18/4821 „Es kann nicht angehen, dass das Leihen von Geld zunehmend in den privaten Bereich abwandert und man sich fortan Geld ausschließlich außerhalb der eigentlichen Kreditwirtschaft leihen muss.“Ziel der heute im Hohen Haus diskutierten Gesetzesvorgabe sollte eigentlich derVerbraucherschutz sein. Es gilt, in Zukunft unrealistische Kreditvergaben zuunterbinden. Das Gesetz ist an eine Richtlinie der EU angeknüpft und ist im Frühjahrdieses Jahres in Kraft getreten.Aus den Lehren der Finanzkrise und mit Blick auf die eigenen Erfahrungen können wohlviele das Ziel nach mehr Verbraucherschutz nachvollziehen und unterstützen. GeradeSpanien, aber auch die skandinavischen Länder haben schmerzliche Erfahrungengemacht, was nun die EU zum Handeln bringt. 2Was wir in Deutschland in letzter Zeit mitbekommen, ist die Häufung vonAblehnungen von Krediten – unter anderem aufgrund des Alters der Kunden. Einesolche Ablehnung ist für die jeweiligen Beteiligten nicht immer nachvollziehbar. Es gibtzahlreiche außergewöhnliche - oder anders gesagt: suspekte - Beispiele. Für uns alsSSW ist es wichtig, den Mittelweg zu wahren und diesen auch gesetzlich zu fixieren. Eskann nicht sein, dass Kredite am laufenden Band herausgegeben werden. Auf deranderen Seite ist es auch nicht klug, wenn vergebene Kredite eine absolute Ausnahmedarstellen. Es kann nicht angehen, dass das Leihen von Geld zunehmend in denprivaten Bereich abwandert und man sich fortan Geld ausschließlich außerhalb dereigentlichen Kreditwirtschaft leihen muss und nicht mehr bei Banken und Sparkassen.Und auch Kleinunternehmer und Gründer sehen sich in Zukunft mit noch mehr Hürdenbei der Vergabe von Krediten konfrontiert. Gerade in der Gründungsphase einesUnternehmens wird in Zukunft wohl noch mehr auf private Kredite bzw.Crowdfunding gesetzt. Ein solches Modell stellt aus meiner Sicht nicht nur einezusätzliche Kreditmöglichkeit, sondern eben auch den Abbau der klassischenKreditsäulen dar eine zusätzliche Belastung für die Gesellschaft dar. Ein StückInfrastruktur würde somit auch abgebaut, so dass eben die neuen Finanzierungsartennicht on Top kommen, sondern anstelle der klassischen Finanzierungsarten. Damit hatder Kunde erst einmal nichts zusätzlich gewonnen. Es liegt also einiges im Argen.Auf Bundesebene hat man die Diskussion zum Anlass gemacht, sich die umstrittenenPassagen in der Kreditrichtlinie noch einmal ansehen zu wollen. Das Bundes-Justiz-und Finanzministerium führen diesbezüglich Gespräche. Es hieß auch, man wolle von 3Seiten des Bundes ein entsprechendes Konzept vorlegen. Eine Möglichkeit wäre, eineigenes Gesetz zu schaffen. So hat man es in Österreich gemacht. Es besteht alsodurchaus Spielraum, worauf die Bundesratsinitiative ja auch abzielt. Ich denke, dassauch wir als Land diesbezüglich Position beziehen sollten. Ein Mehr an Flexibilität inder gesetzlichen Regelung würde sicherlich den vorhin angesprochenen „Mittelweg“fördern. Wenn die Bundesministerien ein entsprechendes Konzept vorlegen; umsobesser. Wir sollten daher auf Bundesebene nochmals klarstellen, dass durchausBeratungsbedarf besteht und dass die neu lancierten Regelungen in der Praxis docheinige Mängel aufweisen. Wir als SSW würden es also begrüßen, wenn dieLandesregierung der Bundesratsinitiative von Baden-Württemberg, Hessen und Bayernnach Klärung der noch offenen Fragen im zuständigen Ausschuss zustimmen könnte.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html