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17.11.16
11:33 Uhr
B 90/Grüne

Anke Erdmann zum IQB-Ländervergleich

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Pressesprecherin Es gilt das gesprochene Wort. Claudia Jacob Landeshaus TOP 2 Regierungserklärung „Schleswig-Holstein im IQB- Düsternbrooker Weg 70 Ländervergleich an der Spitze: Engagierte Lehrkräfte, rich- 24105 Kiel tige bildungspolitische Weichenstellungen, gute Resultate“ Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Dazu sagt die Abgeordnete der Fraktion Mobil: 0172 / 541 83 53 Bündnis 90/Die Grünen, presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de Anke Erdmann: Nr. 493.16 / 17.11.2016

Das Dankeschön geht in unsere Klassenzimmer!
Acht Fragen und Antworten zur IQB-Studie:
1.) Was ergibt sich aus der aktuellen Studie vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bil- dungswesen (IQB)? Schleswig-Holstein hat erheblich an Boden gut gemacht. In allen fünf getesteten Be- reichen in Englisch und Deutsch stehen unsere Schulen auf dem Siegertreppchen! Dafür ein dickes Dankeschön an alle Lehrkräfte. Guter Unterricht wird nicht im Lan- deshaus, guter Unterricht wird im Klassenzimmer gemacht.
2.) Was hat sich seit dem IQB-Ländervergleich von 2009 getan? Schleswig-Holstein ist im Vergleich mit den anderen Bundesländern „das Aufsteiger- land“ – vom Mittelfeld an die Spitze. Und das, obwohl die Ausstattung an unseren Schulen bundesweit erst nach und nach vergleichbar wird. Lange waren wir bei den Bildungsausgaben Schlusslicht. Wir arbeiten daran, dass unsere Schulen weiter Rü- ckenwind und mehr Geld bekommen.
3.) Warum ist diese Studie besonders wichtig? Weil sich erstens alle Bundesländer auf die Grundlagen und Bewertungen geeinigt haben. Und weil zweitens die Ergebnisse einen direkten Vergleichen in diesen beiden Fächern von 2015 mit 2009 ermöglichen, dem Zeitraum also, in dem bei uns die Schulreform der Großen Koalition von 2007 an den Schulen umgesetzt wurde. Die Neuntklässler von 2015 waren 2009 gerade in der dritten Klasse.
4.) Wieso muss im Parlament darüber geredet werden? Weil wir sehen müssen, welche Rahmenbedingungen förderlich sind und was sich wohlmöglich negativ auswirkt.

Seite 1 von 2 5.) Was hat gewirkt? Nach dem PISA-Schock von 2001 wurde nicht nur die Schulstruktur verändert, son- dern die Unterrichtsentwicklung massiv in den Vordergrund gestellt: Lehrkräfte haben sich fortgebildet, das IQSH hat viel Unterstützung gegeben und die Schulen haben massiv an der Unterrichtsqualität gearbeitet. Insbesondere ist hier die Einführung von Englisch in der Grundschule und das Programm „Lesen macht stark“, dass sich allem an Risikoschüler gewendet hat, zu erwähnen. Aber auch die bundesweit fachliche Neuausrichtung an Bildungsstandards scheinen sich positiv auszuwirken. Es ging also nicht nur um die „Sichtstruktur“, es ging auch stark um eine Veränderung der „Tiefen- struktur“ des Unterrichts.
6.) Ist jetzt alles gut und man kann sich ausruhen? Nein! Erstens waren das nur die Ergebnisse für Englisch und Deutsch, die Erhebun- gen zu Mathe und den Naturwissenschaften kommen später. Bislang waren wir dort im Mittelfeld. Außerdem haben wir zwar erfreuliche Steigerungen bei den Jugendli- chen, die die Regelstandards erreichen, aber wir haben immer noch zu viele Jugendli- che, die noch nicht einmal die Mindeststandards erreichen. Eine bessere Ausstattung auch für Inklusion, ein besonderer Fokus auf den DaZ-Bereich, eine bessere Unter- richtsversorgung, eine moderne Lehrerausbildung, die auch in Grund- und Gemein- schaftsschulen die fachliche Ausbildung stärkt. Für viele dieser Jugendlichen sind ge- rade praktische Lernmöglichkeiten besonders wichtig, auch das ist sicher ein weiter Ansatz. Auch ist der Einfluss von Geschlecht und Elternhaus auf die Leistung der Schülerinnen und Schüler immer noch zu groß. Dies sind einige Baustellen, die wir noch bearbeiten sollen.
7.) Was kann man aus den Zahlen nicht ableiten? Eine bildungspolitische Farbenlehre! Neben dem Aufsteiger Schleswig-Holstein spielte auch der Absteiger Baden-Württemberg eine Rolle in der öffentlichen Diskussion. Die Verschlechterung von Baden-Württemberg wird häufig auf die Reform von Grün-Rot zurückgeführt. Die Schülerinnen und Schüler aus dem Vergleichstest 2015 waren von der Reform aber nicht gar nicht betroffen. So schnell wirken Reformen nicht. Darum heften auch wir uns hier den Erfolg nicht billig ans Revers. Wir freuen uns und wollen schlauer werden. Eine Lehre kann man aber sehr wohl ziehen: Offenbar führen Strukturreformen zu Verunsicherungen. Und wenn man weiß, was Union und FDP im Schulbereich planen, weiß man schon: Schulunruhe ist vorprogrammiert.
8.) Was kann man auch nicht ableiten? Die Union schafft es, leistungsfeindliche Maßnahmen zu kritisieren und vergisst, dass z.B. die Abschaffung des Sitzenbleibens und die Einführung der Notenfreiheit mit den Stimmen der Union eingeführt wurden und – oh kann es sein? – seit 2009 gelten. Al- so: Der Leistungszuwachs ist erfolgt, während das alles schon galt. Das ist schon mal auch eine Leistung!

Weiterführende Informationen: Link zu der Zusammenfassung von dem IQB-Ländervergleich: https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/bt/BT2015/BT_2015_Zusammen.pdf
Link zu dem IQB-Ländervergleich (544 Seiten, 4 MB): https://www.iqb.hu-berlin.de/bt/bt/BT2015/BT_2015_Bericht.pdf
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