Jette Waldinger-Thiering: Der Fokus auf Unterrichtsqualität zahlt sich aus
Presseinformation Kiel, den 17.11.2016Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 2 Regierungserklärung „Schleswig-Holstein im IQB- Ländervergleich an der Spitze „Der Fokus auf Unterrichtsqualität zahlt sich aus“Studien sind ja grundsätzlich so eine Sache: Je nach Ergebnis werden sie von uns natürlichgerne ignoriert oder auch überhöht. Im Zweifel belegt ein einzelnes Studienergebnis dann auchmal das völlige Scheitern oder den absoluten Erfolg unserer Politik. Zumindest imBildungsbereich habe ich diesen Eindruck häufiger. Doch natürlich lässt sich anhand einerStudie weder das eine noch das andere belegen. Und genau das ist auch beim IQB-Ländervergleich der Fall: Ja - das Ergebnis für unser Land ist positiv. Und nein - wir können unsjetzt ganz sicher nicht entspannt zurücklehnen.Tatsache ist, dass bundesweit mehr als 37.000 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufeaus 1700 Schulen in Deutsch und Englisch geprüft wurden. Das Abschneiden Schleswig-Holsteins ist hierbei ohne Frage positiv. Denn in allen untersuchten Bereichen gibt es deutlicheVerbesserungen. Zumindest für diesen relativ engen, untersuchten Ausschnitt der Schulwelt 2kann man also festhalten, dass wir mittlerweile zu den TOP-Bildungsländern in Deutschlandgehören. Und ich denke, darauf können wir gemeinsam stolz sein.Viel wichtiger ist aus Sicht des SSW aber eins: Hier wird vor allem auch ein Trend erhoben. Undüber die letzten Jahre hat unser Land im deutschlandweiten Vergleich klar erkennbaraufgeholt. Mit Blick auf die Bildungsqualität lässt sich also feststellen, dass sich unsere Schulenin die richtige Richtung entwickeln. Diese Tatsache ist in meinen Augen ein echter Grund zurFreude. Und zwar nicht nur für uns, sondern vor allem für die Schülerinnen und Schüler, dieEltern und nicht zuletzt die Lehrerinnen und Lehrer.Natürlich ist das, was uns die IQB-Studie heute zeigt, das Ergebnis einer langjährigenEntwicklung. Die getesteten Schülerinnen und Schüler gehen ja nicht erst seit gestern zurSchule. Hier spielen also durchaus auch Entscheidungen unserer Vorgänger eine Rolle. Das willich bestimmt nicht unterschlagen. Vor allem ist dieses Ergebnis aber dem Engagement derLehrerinnen und Lehrer zu verdanken. Sie sind es, die sich ganz konkret und fortlaufend damitbeschäftigen, wie sie ihren Unterricht weiter verbessern können. Und sie sind es, die sich zudiesem Zweck sehr engagiert fortbilden. Und zwar mehr, als in anderen Ländern. Für diesenEinsatz möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken. Diese Tradition wollen wirnatürlich fortführen. Und deshalb werden wir bei Fragen der Fort- und Weiterbildungen nichtnur das IQSH sondern eben auch die Lehrkräfte weiterhin tatkräftig unterstützen.Eine solche ländervergleichende Studie hat für mich als Bildungspolitikerin aber noch einenweiteren Mehrwert. Denn natürlich haben wir hier in Schleswig-Holstein schon seit längeremdie Unterrichtsqualität im Blick. Aber diese Studie zeigt mir eben auch, dass sich unserezweigliedrige Schulstruktur bewährt. Unsere frühe und verlässliche Entscheidung für starkeGymnasien neben starken Gemeinschaftsschulen bildet den Rahmen für diese positive 3Entwicklung. Auch unsere Neuordnung der Lehrerbildung trägt hier ihren Teil bei. Denn durchdiese Reform ist die Ausbildung unserer angehenden Lehrerinnen und Lehrer endlichzeitgemäß. Sie haben nun zunehmend das Rüstzeug für die aktuellen Herausforderungen. Undauch das bringt Ruhe an die Schulen und trägt natürlich auch zur Entwicklung von Qualität bei.Statt über Strukturen konnten sich also alle Beteiligten schon früh Gedanken über inhaltlicheFragen und über Qualität machen. Diese Ruhe und Planungssicherheit ist es, die in anderenLändern mit schlechteren Ergebnissen häufig fehlt. Diese Ruhe und den hiermit möglichenFokus auf Qualität sollten wir aus meiner Sicht unbedingt bewahren.Gerade vor dem Hintergrund der positiven Ergebnisse ist eine Sache aus Sicht des SSW ganzbesonders wichtig: Das übergeordnete Ziel der Unterrichtsqualität sollten wir natürlich auchdann nicht aus den Augen verlieren, wenn mal eine Studie ein weniger gutes Ergebnis bringt.Gerade weil der langfristige Trend positiv ist, sollten wir nicht leichtfertig Debatten über dieStrukturen lostreten. Wer daran interessiert ist, dass unsere Schulen weiterhin gute inhaltlicheArbeit machen können, muss sich auch seiner Verantwortung bewusst sein und entsprechendhandeln. Wer aus ideologischen oder wahltaktischen Gründen Schulformen infrage stellt undWege zum Abitur versperren will, sorgt nicht selten für eine enorme Unruhe vor Ort. Das musseinem klar sein. Und das sollten wir nach meiner Meinung alle miteinander vermeiden.Wie am Anfang erwähnt, sind diese Ergebnisse zwar mehr als eine Momentaufnahme abernoch lange kein Grund, weniger hart zu arbeiten. Mir und meiner Partei ist völlig klar, dass wirim Schulbereich weiterhin viele Baustellen haben. Die Studie selbst zeigt ja zum Beispiel, dassdas Problem ungleicher Leistungen bei Jungen und Mädchen fortbesteht. Hier müssen wirgenauso besser werden, wie bei der Frage der Durchlässigkeit unseres Bildungssystemsinsgesamt. Denn leider sind bis heute zu viele Bildungswege durch das soziale Erbe beeinflusstoder sogar vorbestimmt. Diese Barrieren und ungleichen Chancen müssen und wollen wir in 4den kommenden Jahren weiter abbauen. Am Ende müssen wirklich alle genau den Abschlussmachen können, der ihren Neigungen und Fähigkeiten entspricht.Parallel dazu stellen uns auch die Digitalisierung und das digitale Lernen vorHerausforderungen und vor Fragen, auf die wir noch längst nicht alle Antworten haben. Denndie Welt ist nun mal zunehmend digitalisiert. Und unsere Schulen müssen dieser verändertenLebenswirklichkeit nicht nur gerecht werden, sondern sie müssen die Chancen, die in diesenVeränderungen liegen, noch aktiver nutzen. Eine zunehmend digitalisierte Welt bedeutet ebengerade nicht, dass unsere Schülerinnen und Schüler zwangsläufig zu kompetentenMediennutzern werden. Das regelt sich nicht einfach von alleine. Neben vielen technischenFragen, brauchen wir also gut durchdachte Konzepte, um diese Kompetenzen auch in Zukunftzu vermitteln und zu festigen.Fakt ist, dass im Grunde alle Bundesländer im internationalen Vergleich beim Lernen mit undüber digitale Medien hinterher hinken. Schon die IT-Ausstattung unserer Schulen variiert nochimmer erheblich. Außerdem sind bis dato nur 15 Prozent der Schulen mit einer ausreichenden,zukunftssicheren Bandbreite an das Internet angebunden. Allein bei diesenGrundvoraussetzungen liegt also noch viel Arbeit vor uns. Und daneben ist der Punkt der Aus-und Fortbildung ganz zentral. Denn nur die Vorbereitung unserer Lehrkräfte im Rahmen desStudiums reicht natürlich nicht. Wir wollen und müssen alle in die Lage versetzen, die neuenMöglichkeiten rund um das Digitale Lernen optimal nutzen zu können. Hier gibt es bereitsvielfältige Angebote. Und ich hoffe, dass diese auch in Zukunft rege genutzt werden, damitSchule wirklich langfristig mit dem digitalen Wandel schritt hält.Mit Blick auf all diese Herausforderungen ist es natürlich unsere Aufgabe als Landespolitik, dieSchulen zu unterstützen und für bestmögliche Rahmenbedingungen zu sorgen. Vieles, wie die 5langfristige Sicherung der Unterrichtsqualität, eine 100-prozentige Unterrichtsversorgung oderauch die zukunftssichere Anbindung unserer Schulen an das Breitbandnetz, sind und bleibenechte Daueraufgaben. Sicher, wir haben hier an vielen Stellen schon einiges bewirkt. Und dochist mir wichtig zu betonen, dass die Schulen auch in Zukunft Verlässlichkeit undPlanungssicherheit brauchen. Wir wollen ihnen genau das geben - und zwar mit Blick auf dieSchulstruktur und mit Blick auf die finanzielle und personelle Ausstattung.Ich denke, wenn man sich beispielsweise die Entwicklung bei den Lehrerstellen etwas genaueranschaut, wird deutlich, dass wir unsere Verantwortung nicht nur sehen, sondern auch Worthalten. Auch das ist ja eine Grundvoraussetzung für Qualität. Aus Sicht des SSW kann mananhand der letzten viereinhalb Jahre deutlich sehen, welchen Stellenwert Bildung für dieseKoalition hat. Und niemand in unseren Reihen will an dieser Ausrichtung etwas ändern.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html