Landtagspräsident Schlie zum Volkstrauertag: Unsere Gesellschaft muss sich wieder stärker mit dem Tod auseinandersetzen
Nr. 225 / 11. November 2016 Sperrfrist: Sonntag, 13. November, 11 UhrLandtagspräsident Schlie zum Volkstrauertag: Unsere Gesellschaft muss sich wieder stärker mit dem Tod auseinandersetzen„Wie wollen wir heute und in Zukunft mit dem Tod und mit dem Begräbnis umgehen?“ Diese Frage warf Landtagspräsident Klaus Schlie heute (Sonntag) bei der zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Landeshaus auf. Die Entwicklung der letzten Jahre hin zur anonymen Bestattung mache ihn nachdenklich – gehöre doch die Kultur des Toten- gedenkens untrennbar zu unseren Wesen.„Selbstverständlich hat jeder Mensch in unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung das Recht, selbst darüber zu bestimmen, was mit seinem Leichnam geschieht“, betonte Schlie vor den zahlreichen Gästen im Plenarsaal. „Ich möchte aber gerade heute zur Diskussion darüber anre- gen, ob dieser Umgang mit dem Tod nicht insgesamt in unserer Gesellschaft zur Veränderung von ethischen Werten führt.“ Jeder Mensch, gab der Parlamentspräsident zu bedenken, solle berück- sichtigen, dass er andere zurückließe, die einen Ort der Trauer und der Erinnerung bräuchten.Der Volkstrauertag sei ein passender Zeitpunkt für diese Diskussion, so Schlie. „Denn die Opfer mahnen uns: Trauer braucht einen Ort und Trauer braucht kulturelle Einbettung. Menschlichkeit erkennt man daran, wie Menschen mit ihren Toten umgehen.“In seiner Gedenkrede richtete der Landtagspräsident seinen Blick auch auf die Millionen Toten, derer am Volkstrauertag gedacht wird. Am heutigen Tage gehe es um Trauer, um Mahnung und Ermahnung dazu, Weltkriege und grausamste Menschheitsverbrechen nie wieder zuzulassen, so sein Appell. Das unermessliche Leid von Krieg und Gewaltherrschaft werde am Volkstrauertag spürbar, sagte Schlie. „Und das ist, neben der individuellen Trauer von Angehörigen und Nachfah- ren, der tiefere Sinn dieses Tages.“Der schleswig-holsteinische Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Landtag, Landesre- gierung und die Landeshauptstadt Kiel hatten zu der Gedenkstunde geladen, die seit 2009 im Schleswig-Holsteinischen Landtag abgehalten wird.