Jette Waldinger-Thiering: Es mag nicht allen Schulideologen in den Kram passen, aber die Zahlen sprechen für sich
Presseinformation Kiel, den 14.10.2016Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 46 Entwicklung der neu geschaffenen Oberstufen an Gemeinschaftsschulen Drs. 18/4426 und 18/4684 „Vor Jahren war es noch undenkbar, dass Nachbarschulen in einer Stadt zusammenarbeiten. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Und zwar zugunsten der Qualität und der Unterrichtsversorgung.“Vielen Dank für den guten und aussagekräftigen Bericht, der die Arbeit der Oberstufen an denGemeinschaftsschulen genauer unter die Lupe nimmt. Er zeigt deutlich, dass es der Wunschvieler Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner ist, das Abitur an einerGemeinschaftsschule zu machen. Das mag nicht allen Schulideologen in den Kram passen, aberdie Zahlen sprechen nun mal für sich. So wird inzwischen fast jedes zweite Abitur außerhalb derGymnasien abgelegt. Da sich nicht nur der Lernort, sondern auch die Lernformen voneinanderunterschieden, ist das eine bewusste Entscheidung, die längst auch ihre Entsprechung imSchulgesetz findet. 2Viele Schülerinnen und Schüler entscheiden sich ganz bewusst für die Gemeinschaftsschulen.Das mag man als Abstimmung mit den Füßen betrachten. Ich werte das als wohlüberlegteEntscheidung für einen qualitativ gleichwertigen Weg zur Hochschulreife abseits der Gymnasien.Denn dort versteht man sich oftmals als Vorbereitung für eine akademische Karriere. VieleAbiturienten wollen aber gar nicht an die Hochschule. Und doch brauchen sie für so mancheAusbildung das Abitur.Ich möchte aber gerne auf zwei weitere Punkte aus dem Bericht eingehen. Erstens bestehtimmer noch ein regionales Ungleichgewicht bei der Versorgung mit Oberstufen: Der HamburgerRand ist wesentlich besser versorgt als der Landesteil Schleswig. Immer noch haben wir alsoweiße Flecken, wenn es um den Zugang zu weiterführender Bildung geht. Und das, obwohl dasNetz der Gemeinschaftsschulen mit eigener Oberstufe seit 2013 schon deutlich dichter gewordenist.Die Steigerung mit zusätzlichen 17 Gemeinschaftsschulen zeugt nicht zuletzt von großemEngagement von Kommunalpolitikern, Eltern und Schulträgern. Dafür an dieser Stelle meinenherzlichen Dank. Wie mir ein Besuch in Tönning zeigte, bedarf es auch mal eines besonderenEinsatzes der Direktorin, qualifiziertes und motiviertes Lehrpersonal auf weniger eingetretenePfade zu locken. Dass sich der Einsatz lohnt, zeigen unter anderem die steigenden Schülerzahlenin Tönning. Mir wurde unter anderem von Schülern aus Dithmarschen berichtet, die sogar ohneeine bestehende Schulbusverbindung den Weg nach Tönning finden.Zweitens profitieren die Oberstufenmodelle von Kooperationen mit Berufsschulen undGymnasien. Vor Jahren war es noch undenkbar, dass Nachbarschulen in einer Stadtzusammenarbeiten. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Und zwar zugunsten derQualität und der Unterrichtsversorgung. 3Noch ein letztes Wort zu angeblichen Verschwendungsvorwürfen. Die Opposition singt inschulpolitischen Debatten ja schon fast reflexhaft ihre Untergangsarien. Die Einrichtung vonOberstufen abseits der Gymnasien ist aber keine Verschwendung. Das ist blanker Unsinn.Lehrerstunden fallen immer an - unabhängig vom Lernort der Schülerinnen und Schüler. ImGegenteil: Es ist zu begrüßen, dass wir einen besseren Zugang zu höherwertigen Abschlüssenermöglichen. Genau wie die Tatsache, dass aufgrund der gemeinsamen Anstrengung nichtzuletzt auch die Abiturientenquote steigt. Ein großer Dank dafür geht auch an die Lehrerinnenund Lehrer der Tandemschulen, die ihren Kolleginnen und Kollegen an den neu errichtetenOberstufen mit Rat und Tat zur Seite stehen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html