Flemming Meyer: Was wir nicht brauchen ist eine Entwicklung hin zu einer Denunzianten-App
Presseinformation Kiel, den 14.10.2016Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 24 Schleswig-Holsteins Infrastruktur instand halten – Bürger das Melden von Schäden erleichtern Drs. 18/4726Was wir nicht brauchen ist eine Entwicklung hin zu einer Denunzianten-AppMit dem Infrastrukturbericht der Landesregierung wurde erstmals ein ressortübergreifenderKassensturz gemacht, der die Sanierungsbedarfe der bestehenden Infrastruktur im Landdeutlich macht. Ziel der Landesregierung ist es, mit dem Bericht den Sanierungsstau derbestehenden Infrastruktur aufzuzeigen und im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten desLandes abzubauen.Viele der dort aufgeführten Probleme sind hinlänglich bekannt und die Diskussionen um dendesolaten Zustand von Straßen, Brücken, Schienen, Schultoiletten, Sport- und Spielplätzen oderKanalrohre sind nicht ganz dicht sind nicht neu.Solche Diskussionen werden auf allen politischen Ebenen landauf und landab geführt – und esist egal, ob es sich dabei um kommunale oder landeseigene Infrastruktur handelt. 2Für alle gilt gleichermaßen, das Vermeidliche wurde immer wieder herausgezögert und nichtverhindert. Damit sind die Berge über die Jahre stetig gewachsen und trotzdem wurden sieimmer nur vor sich hergeschoben. Das Problem ist also längst erkannt und wir wissen wo dieDefizite sind. Es gilt nun sie geordnet anzupacken.Mit dem vorliegenden Antrag fordern die Piraten die Landesregierung nun auf, in Abstimmungmit den Kommunen, ein zentrales und landesweit anonym nutzbares Instrument einzurichten,um den Bürgern eine Plattform geben, wo sie Schäden oder Defizite melden können. DieseMeldungen sind geografisch zu kennzeichnen, können mit einem Foto versehen werden undsollen sodann an die zuständige Stelle weiter geleitet werden. Zudem soll der Stand derBearbeitung öffentlich einsehbar sein.Zugegeben, im ersten Moment wirkt der Antrag der Piraten wirklich modern und innovativ.Moderne Medien sollen dabei zum Einsatz kommen und die Verwaltung wird damit aufkürzestem Wege über den Zustand ihrer Infrastruktur informiert. Richtig ist, dieverantwortlichen Stellen sind vielfach auf Hinweise der Bürger angewiesen.Was hier so raffiniert und bürgerfreundlich klingt verdeutlicht wieder einmal das enormeMisstrauen der Piraten gegenüber Politik und Verwaltung. Ich frage mich, was spricht gegendas persönliche Gespräch mit dem Bürgermeister oder der Verwaltung? Und warum soll derMeldevorgang anonym sein? Offen gesagt, störe ich mich an der Anonymität. Was wir nichtbrauchen ist eine Entwicklung hin zu einer Denunzianten-App.Die Piraten begründen ihren Antrag damit, dass entsprechende Meldungen häufig daranscheitern, dass sich zuständige Ansprechpartner in der Verwaltung nicht finden lassen und dieherkömmlichen Wege aufwändig sind. Gleichzeitig setzen sie aber voraus, dass meldewilligeBürger eine Internetseite im Netz finden können, den Schandfleck auf einer Karte haargenau 3markieren können und gegebenenfalls die anonyme Meldung zusätzlich mit einem Fotoversehen können. Das passt für mich nicht zusammen.Die Forderungen, die Meldungen und den Stand ihrer Umsetzung öffentlich einsehbar zumachen, sind mit einem enormen Verwaltungsaufwand verbunden. Was sich hier sogeschmeidig anhört, ist eben nicht im Vorbeigehen getan. Im Gegenteil, die Pflege einersolchen Internetpräsenz und das kontinuierliche Aufdatieren der Sachstände ist miterheblichem Mehraufwand verbunden.Anstatt also die zuständigen Bearbeiter mit Sachstandsberichten zu überbürden, sollen sielieber ihre eigentliche Arbeit tun, denn dafür werden sie bezahlt. Der vorliegende Antrag derPiraten wird nicht dazu beitragen Schäden oder Mängel im Bereich der öffentlichenInfrastruktur schneller zu beheben. Es ist mit erheblichem Mehraufwand verbunden undbegünstigt eine Meldekultur die ich bei uns im Land so nicht haben möchte.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html