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13.10.16
17:17 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Wir müssen für die richtigen Rahmenbedingungen für ehrenamtliche Arbeit sorgen

Presseinformation Kiel, den 13.10.2016

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer TOP 17 Förderung des Ehrenamtes und seiner Anerkennungskultur Drs. 18/4652

„Zeitknappheit und berufliche Anforderungen sowie das geänderte Interesse an einer mehr zielorientierten und temporären Arbeit wirken sich auf das Ehrenamt aus“

Für die umfangreiche und ausführliche Beantwortung der Großen Anfrage der CDU möchte ich
mich bei allen Beteiligten bedanken. Sie gewährt einen aktuellen Überblick über die Situation
und die Rahmenbedingungen des bürgerschaftlichen Engagements hier bei uns in Schleswig-
Holstein und dessen wichtige Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben und -
wirken.
Ohne das freiwillige Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger wäre Schleswig-Holstein arm
dran. Gerade wir in den Minderheiten wissen nur allzu gut: Ohne die vielen Menschen, die ihre
freie Zeit den anderen opfern und dieses auch noch gerne tun, wäre die Welt um einiges ärmer.
Dafür schulden wir ihnen Dank und Anerkennung. 2
Die Antwort auf die große Anfrage macht deutlich, dass das bürgerschaftliche Engagement im
Land viele Facetten hat. Die Vielfalt ist so groß, dass sie sich einer Aufzählung entzieht. Daher
wird es mir hier nicht möglich sein, allen ehrenamtlich Tätigen gebührend meinen Respekt
zollen zu können. So facettenreich das Engagement ist, so umfangreich sind auch die
Tätigkeitsfelder.
Das bürgerschaftliche Engagement in Vereinen, Verbänden, Politik oder Kultur – um nur einige
Bereiche zu nennen – ist in den letzten fünfzehn Jahren deutlich gestiegen. Und es hat sich zu
einem wichtigen politischen Instrument entwickelt. Uns allen ist dies ganz deutlich und frisch
in Erinnerung im Zusammenhang mit dem Zustrom der Flüchtlinge. Ohne die spontane Hilfe
und Unterstützung der Flüchtlingshelfer bei uns im Land, hätten wir das Problem nicht so gut
bewältigen können. Dieses Beispiel macht deutlich, dass die Menschen bei uns im Land gerne
helfen, wenn es darauf ankommt. Dieses spontane Engagement steht aber auch für einen zu
verzeichnenden Strukturwandel im Ehrenamt.
Die Menschen haben heute andere Lebensstile entwickelt, so dass längerfristige zeitliche
Verpflichtungen zum Ausüben eines bürgerschaftlichen Engagements weniger eingegangen
werden. Gleichwohl werden das Mitwirken und das Engagement im klassischen Ehrenamt
weiterhin bestehen. Aber Zeitknappheit und berufliche Anforderungen sowie das geänderte
Interesse an einer mehr zielorientierten und temporären Arbeit wirken sich auf das Ehrenamt
aus. Auf diese neuen Bedingungen muss sich auch die Politik für das Ehrenamt einstellen. Ich
will nicht sagen, dass die dicken Pfeiler des Ehrenamtes bröckeln, aber die Frage nach der
Zukunft des ehrenamtlichen Engagements bleibt und darauf müssen wir eine Antwort finden.
Um es deutlich zu sagen, es geht hierbei nicht darum das Ehrenamt in erster oder zweiter
Klassen einzustufen, sondern rechtzeitig auf Veränderungen hinzuweisen.
Wir wollen das Ehrenamt erhalten und stärken und daher müssen die Weichen entsprechend
gestellt werden. Wir als Politik müssen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen um
ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen. 3
Dies kann geschehen, indem der Zugang zu ehrenamtlichen Tätigkeiten niedrigschwellig
gehalten wird oder indem das Hauptamt gestärkt wird. Niemand hat Lust, seine kostbare
Freizeit zu opfern, nur um bürokratische Irrwege abzulaufen. Daher muss der Zugang zu
Informationen, zu Schulungen oder ähnlichem für Ehrenamtler so einfach wie möglich
gemacht werden. Hier sehen wir das Hauptamt entsprechend in der Verantwortung, das dem
Ehrenamt beratend zur Seite stehen muss.
Das Ehrenamt muss aber auch auf sich selbst sehen und auf die eigenen Strukturen. Soll
heißen, inwieweit sind die Strukturen zeitgemäß und noch überlebensfähig. Was nutzen
engagierte Ehrenamtler, wenn ihnen die Aktiven abhandenkommen. Vor Ort muss dann auch
der Wille vorhanden sein, über Strukturveränderungen nachzudenken. Das ist natürlich
leichter gesagt als getan, aber in weiten Teilen liegt dies auch an einer nicht mehr
zeitgemäßen und kleinstrukturierten Ordnung, die gerade im ländlichen Raum vorzufinden ist.
Solche heißen Eisen müssen auch in Betracht gezogen werden, wenn wir das Ehrenamt
erhalten wollen.



Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html