Flemming Meyer: Bildung muss kostenlos sein - das Krippengeld ist ein wichtiger Schritt
Presseinformation Kiel, den 22.09.2016Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 7+33 Gesetzentwurf zur Stärkung von Familien mit Kindern, Kitakollaps verhindern – strukturelle Unterfinanzierung beenden und solides Finanzierungssystem jetzt auf den Weg bringen! Drs. 18/4247 und 18/4512 „Bildung muss grundsätzlich kostenlos sein - das Krippengeld ist ein wichtiger Schritt“Eins habe ich für den SSW schon in der ersten Debatte zu diesem Gesetz betont: Unser Ziel istund bleibt die beitragsfreie frühkindliche Bildung. Das Krippengeld ist hier ein erster Schritt zurEntlastung der Familien. Aber eben nur ein erster Schritt. Wir alle wissen, dass unsereRessourcen nicht unbegrenzt sind. Und doch ist für den SSW und für diese Koalition völlig klar,dass es hierbei nicht bleiben wird. Wir wollen und wir werden noch mehr tun, wenn es um dieUnterstützung von Familien mit Kindern geht. Und wir werden weiter dafür arbeiten, dass derZugang zu Bildung nicht länger vom Geldbeutel der Eltern abhängt. Nach unsererÜberzeugung muss Bildung grundsätzlich kostenlos sein. Das ist unser Ziel. Und ich gebe gernezu, dass hier noch viel Arbeit vor uns liegt. 2Natürlich kann man auf dem Weg zu einem kostenfreien Bildungswesen andere Schrittevorziehen. Schon allein deshalb kann man unseren Ansatz kritisieren. Das wurde nicht zuletztauch in der Anhörung deutlich. Aber eins sollten auch die Damen und HerrenOppositionspolitiker zugeben können: Das grundsätzliche Ziel dieser Koalition, dass Bildung -und hierzu gehört auch die frühkindliche Bildung - beitragsfrei sein sollte, wurde von denallermeisten Experten geteilt. Mich persönlich wundert das nicht. Denn so schafft man echteChancengleichheit und gibt den Menschen die Möglichkeit, durch Bildung aufzusteigen.Doch gerade in diesen Zeiten ist man natürlich nicht verlegen, wenn es um die eine oderandere knackige Forderung geht. Den einen fällt nun auf, wie teuer ein Betreuungsplatz seinkann und rufen deshalb, das Krippengeld sei viel zu wenig. Die anderen wollen urplötzlichmehr Qualität in der gesamten frühkindlichen Bildung. Und wieder andere entdecken beidieser Gelegenheit ihr Herz für die Kommunen. Doch bei aller Kritik - ob berechtigt oderüberzogen - ist eins nicht von der Hand zu weisen: Eltern von Krippenkindern haben durchunsere Entscheidung jeden Monat bis zu 100 Euro mehr im Geldbeutel. Das ist für viele einekonkrete Entlastung und lässt sich nicht wegdiskutieren.Eins ist völlig richtig: Von dieser Maßnahme profitieren auch Familien mit kleinen Kindern,denen es finanziell gut oder sogar sehr gut geht. Doch wer hier direkt die plakativen Beispielevon Reichen hervorkramt, sagt höchstens die halbe Wahrheit. Tatsache ist, dass geradediejenigen, die einer völlig normalen Arbeit nachgehen und ein überschaubares Einkommenhaben, ganz besonders von dieser Maßnahme profitieren. Es gibt einfach deutlich mehrPostboten, Krankenschwestern und ganz normale Facharbeiter im Land, als Superreiche. Undfür sie machen 100 Euro pro Kind und Monat nun mal einen echten Unterschied. Gerade dieseMenschen haben wir mit unserem Krippengeld im Blick. 3Einen anderen Kritikpunkt, der auch im vorliegenden Antrag der CDU durchscheint, halte ichdagegen für völlig unangemessen. Der Vorwurf, wir würden die Kommunen im Regen stehenlassen ist schlicht und einfach unwahr. Weder beim Thema Kita noch beim Thema Finanzeninsgesamt, kann hiervon die Rede sein. Ganz im Gegenteil: In der rot-grün-blauenRegierungszeit haben wir nicht nur den Eingriff in den Kommunalen Finanzausgleichzurückgenommen und im Rahmen von verschiedenen Programmen zusätzliche Millioneninvestiert. Wir haben auch bei der frühkindlichen Bildungsinfrastruktur viel Geld in die Handgenommen. Noch dazu haben die Kommunen in den vergangenen Jahren gleichermaßen vonSteuermehreinnahmen profitiert. Wer sich die Zahlen genauer anguckt, wird deshalbfeststellen, dass sie noch nie so gut dastanden, wie heute.Wenn aus Sicht der CDU nun trotzdem der Kita-Kollaps droht. Und wenn wir offenbar denfiesen Plan verfolgen, die Kommunen auf diesem Weg auszubluten, um den Zusammenschlusszu größeren Einheiten zu erzwingen. Dann kann ich vor dem Hintergrund unserer Finanzhilfenund der Gesamtsituation der kommunalen Familie nur sagen, dass diese Vorwürfe wirklichmehr als abenteuerlich sind.Eins muss in diesem Zusammenhang offensichtlich sehr deutlich gesagt werden: Allein bei denKita-Betriebskosten lag die Gesamtförderung 2012 noch bei rund 107 Millionen Euro. Heutesind es über 200 Millionen. Die Investitionsmittel sind im gleichen Zeitraum von 134 auf 236Millionen gestiegen. Wir leisten hier also einen ganz erheblichen Beitrag. Und gerade weil wirwissen, dass es bei der Frage der Betriebskosten kneift, werden wir sehen, ob wir hier nochkurzfristig nachbessern können. Wer hier also über zu wenig Einsatz von Seiten des Landesklagt, sollte auch diese Fakten fairerweise berücksichtigen. 4Aus Sicht des SSW ist das Horrorszenario Kita-Kollaps wirklich deutlich überzogen. Undtrotzdem sehen wir ganz klar die Probleme vor Ort. Uns ist bewusst, dass Eltern trotzKrippengeld mitunter hunderte von Euro für ihren Betreuungsplatz zahlen. Wir sehen, dass dieBetreuungszeiten noch längst nicht immer und überall dem Lebensalltag der Menschenentsprechen. Und auch darüber, dass wir weiter intensiv an der Verbesserung der Qualitätarbeiten müssen, brauchen wir hier nicht zu streiten. Aber wir sind an diesen Themen dran.Ein großes Problem habe ich gerade schon kurz angeschnitten: Je nach Angebot undBetreuungszeit zahlen Eltern pro Jahr zwischen 514 und 5688 Euro für einen Betreuungsplatz.Diese Zahlen stehen nicht nur im klaren Widerspruch zu unserem Ziel, Bildung kostenlos zumachen. Sondern sie zeigen auch, wie extrem die regionalen Unterschiede bei uns im Land seinkönnen. Für uns ist klar, dass wir hier unbedingt etwas ändern müssen. Bei der grundsätzlichenForderung, die Kita-finanzierung neu zu ordnen, liegen wir hier also gar nicht so weitauseinander.Wir alle wissen aber auch, dass das Finanzierungssystem in diesem Bereich sehr kompliziert ist.Wir zahlen an Kreise und kreisfreie Städte und diese wiederum an die Gemeinden oder Kita-Träger. Doch nicht nur diese Zweistufigkeit macht das System unübersichtlich, sondern dievielen Akteure insgesamt. Denn neben uns und den Kreisen und Gemeinden sind eben auch dieTräger, Einrichtungen und Eltern beteiligt. Hier müssen wir ganz ohne Frage zu mehrTransparenz kommen. Und natürlich müssen hier Qualitätsaspekte im Vordergrund stehen.Aber nach unserer Auffassung sollen eben nicht die Eltern gleichermaßen herangezogenwerden, wie es die CDU fordert. Wir wollen, dass die Eltern von ihren Beiträgen befreit werden.Beim Stichwort unterschiedliche Ziele muss ich hier leider auch nochmal auf das völliggegensätzliche Modell der Herdprämie verweisen. Denn auch diese absurde Idee haben wir 5hier ja auf Betreiben der CDU diskutieren müssen. Deshalb will ich nochmal klar sagen: Für unsgibt es keine Alternative zum Ausbau der frühkindlichen Bildung und zur stetigenVerbesserung der Qualität. Und aus meiner Sicht setzt auch dieser Gesetzentwurf konkreteAnreize dafür, sein Kind in eine frühkindliche Bildungseinrichtung zu geben. Genau dieserAnreiz ist uns sehr wichtig. Denn seit langem ist klar, dass hier extrem wichtige Weichen fürdas Leben gestellt werden. Schon in der Kita entscheidet sich, wer später Bildungserfolg habenwird und wer nicht. Deshalb werden wir unser Ziel auch auf gar keinen Fall aus den Augenverlieren, und weiter daran arbeiten, möglichst allen Kindern die bestmöglichen Chancengeben.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html