Zu Protokoll gegeben: Lars Harms - Die anspruchsvollere Aufgabe ist es, aus vergangenen Fehlern tatsächlich auch zu lernen
Presseinformation Kiel, den 22. Juli 2016Rede zu Protokoll gegebenLars HarmsTOP 47&50 Integration in Schleswig Holstein & Wohnortzuweisung Drs. 18/4411, 18/4425 „Die anspruchsvollere Aufgabe ist es, aus vergangenen Fehlern tatsächlich auch zu lernen.“Das Jahr 2015 war ein Jahr, in dem Deutschland gezwungen war, tausende vonMenschen, innerhalb kürzester Zeit aufzunehmen. Darauf war man nicht vorbereitet.Die eine Seite der Medaille ist es, ein Bett in Sicherheit zu gewähren, die andere Seiteist es, diese Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren. Fakt ist: Die Mehrheit derAsylbewerber wird bleiben. Die Fehler der Vergangenheit sollen deshalb nichtwiederholt werden. Um diese Kardinalfehler zu vermeiden, müssen alle Ebenen aneinem Strang ziehen. Dabei geht es nicht um kurzfristige Lösungen, sondern dieLangzeitperspektive müssen wir vermehrt in den Fokus rücken. Schleswig-Holstein 2leistete in Bezug auf die Integration von Flüchtlingen von Anfang an hervorragendeArbeit und bietet dabei deutlich mehr an, als vom Bund vorgeschrieben wird. Wirwaren und sind im Vergleich oftmals ein Schritt voraus. Daran sollten wir auch inZukunft festhalten.In Bezug auf eine so-genannte Wohnortzuweisung, ist es für uns vom SSW wichtig,dass es für den einzelnen auch angepasste Möglichkeiten geben kann. Und dabei ist esfür uns völlig logisch, dass man sich auch dort niederlassen kann, wo die Jobs sind oderwo Ausbildungsplätze angeboten werden. Und dabei denke ich nicht nur an die großenStädte. Der ländliche Raum ist schließlich nicht jobfrei! Dabei sei erwähnt, dass etwaNordfriesland eine Arbeitslosenquote von unter 5 % vorweisen kann. Es werden alsodurchaus Arbeitskräfte benötigt. Hinzu kommt, dass viel zu oft unterschätzt wird, wiehochkarätig die Integrationsleistungen auf dem Land in Schleswig-Holstein mituntersind. Hier wird hervorragendes geleistet und die kleineren Städte und Dörfer sind nichtselten hoch motiviert, neue Menschen in ihrer Mitte begrüßen und aufnehmen zudürfen. Natürlich ist es für beide Seiten nicht immer einfach, wenn plötzlich Dagebüllund Damaskus aufeinander treffen. Zentraler Punkt dabei sollte jedoch immer dieArbeitsaufnahme sein. Wir als Politik sind in der Verantwortung, diesen Menschen soschnell wie möglich einen Arbeitsplatz zu bieten. Denn ein Flüchtling kann noch soviele Sprachkurse besuchen, es macht ihn deshalb nicht besser integriert. Dabei geht esdoch darum, die vorhandenen Fähigkeiten und Qualifikationen zu nutzen. Besonderebundesweite Nachqualifizierungsprogramme, die vorhandene Fähigkeiten an dendeutschen Arbeitsmarkt anpassen, sind leider noch nicht in Sicht. Darüber hinaus istdie Anerkennung vieler ausländischer Berufsqualifikationen nach wie vor, für den 3Großteil der Berufe ein Hürdenlauf mit langen und komplizierten Verfahren. Es scheintbisweilen so, dass man in Berlin kein Problem damit hat, Menschen von der Arbeitabzuhalten. Dieser Eindruck mag vielleicht auch täuschen, jedoch muss auch gesagtwerden, dass auf Bundesebene deutlich mehr getan werden muss. Wir sind in PunktoIntegration also noch nicht am Ziel. Die vor allem durch die niedrigen Zugangszahlendoch relativ entspannte Lage zum Anlass zu nehmen, zur Tagesordnung zurück zukehren, wäre in dieser Hinsicht fatal. Es geht wie bereits gesagt darum, die Fehler der1960er und 1970er Jahre zu vermeiden. Es ist ein leichtes, zu alten Verhaltensmusternzurückzukehren. Die anspruchsvollere Aufgabe ist es, aus vergangenen Fehlerntatsächlich auch zu lernen.