Lars Harms: Zivilcourage ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Zivilcourage
Presseinformation Kiel, den 10. Juni 2016Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 60 Verfassungsschutzbericht 2015 Drs. 18/4160„.Der Schutz der Verfassung geht uns alle an und dieser Aufgabe müssen und werden wir uns alle stellen.“Das Jahr 2015 hat erhebliche Herausforderungen für Politik und Gesellschaft mit sichgebracht. Die Bundesrepublik hat deutlich mehr Flüchtlingen Schutz geboten, als nochin den Jahren davor. Diese Herausforderung hat einiges verändert, positiv wie auchnegativ. Diese gesellschaftliche Herausforderung spiegelt sich zum Teil auch imVerfassungsschutzbericht wieder. Die Flüchtlingssituation wird für die jeweiligenZwecke genutzt, um Aufmerksamkeit oder gar Zulauf zu generieren. Im Fall vonSalafisten werden sogar gezielt Flüchtlinge umworben. Die Flüchtlingsdebatte im 2Allgemeinen, sowie die Flüchtlinge selbst werden zunehmend instrumentalisiert.Dessen sollten wir uns bewusst sein.Im Bericht des Verfassungsschutzes erörtert wie bereits bekannt die unterschiedlichenextremistischen Bewegungen in Schleswig-Holstein und geht darüber hinaus auf denbundesweiten bzw. die internationalen Entwicklungen ein. Die Gefahrenlage inSchleswig-Holstein, sowie in der gesamten Bundesrepublik ist weiterhin akut.Die aufgeführten Delikte sprechen für sich. Zudem gilt es an dieser Stelle dieverhinderten Straftaten zu bedenken. Der neueste Fall in Düsseldorf zeigt, dass derStaat durchaus in der Lage ist, präventiv einzugreifen und mögliche Anschläge zuvereiteln. Und trotzdem gibt es natürlich Herausforderungen. Vor allem mehren sichdie Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte. Die Stimmungsmache durchrechtspopulistische Bewegungen nimmt in diesem Zusammenhang zu. Auch dieseEntwicklung gilt es in Zukunft nicht außer Acht zu lassen. Ein anderer großerGefahrenfaktor ist zweifelsfrei der religiös motivierte Extremismus. Der Salafismus inSchleswig-Holstein lässt sich schlichtweg nicht kleinreden. Bei der Frage inwieweit esvorteilhafter ist, einschlägige Moscheen zu schließen oder weiter in Beobachtung zuhalten, würden wir uns als SSW häufig für letzteres entscheiden, damit wir weiterhindie Bewegung auch kontrollieren können. Dies wird durch den Verfassungsschutz auchgenau so gehandhabt.Noch ein Wort zur PKK, welche in der Gruppe der so-genannten „Nicht islamischmotivierter Extremismus mit Auslandsbezug“ angesiedelt ist. In den letztenJahrzehnten hat sich die PKK enorm verändert. Zudem äußert sich die PKK in 3Deutschland eben deutlich anders, als etwa in der Türkei. Von daher müsste maneinmal darüber nachdenken, wie viel Raum man dieser Organisation im Berichteinräumen sollte. Schließlich ist der Bericht ja auch nicht statisch und kann sichinhaltlich ändern. Hier ist zum Beispiel die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimeszu nennen. Was wir als SSW ausdrücklich begrüßen, ist nämlich die Tatsache, dass derVVN im Bericht nicht länger auftaucht. Eine Anpassung, die schon längst überfälligwar! Es muss also berichtstechnisch nicht immer alles beim alten bleiben.Was sich jedoch auch immer mehr abzeichnet, ist die Härte der Sprache, wenn es umdie politischen Herausforderungen im Land geht. Der Hass in den sozialen Netzwerkennimmt zu. Hasskommentare sind keine Seltenheit und auch verbal verschärft sich derTon. Gewalt beginnt mit Worten. Diese Tatsache zieht sich durch den ganzen Berichtund dahingehend haben wir schon schmerzliche Erfahrungen machen müssen.Aber kein Verbreiter von Hasskommentaren soll meinen, dass die Demokratie wehrlosist. Der Schutz der Verfassung geht uns alle an und dieser Aufgabe müssen und werdenwir uns alle stellen. In dieser Hinsicht ist Zivilcourage durch nichts zu ersetzen, außerdurch noch mehr Zivilcourage! Wir dürfen nicht nachlassen, immer wieder fürDemokratie, Respekt und Toleranz gegenüber anderen und uns selbst einzustehen.Und ein Teil dieser Arbeit wird auch vom Verfassungsschutz geleistet.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html