Flemming Meyer: Fachkräfteinitiative "Zukunft im Norden" hat alle Akteure an Bord
Presseinformation Kiel, den 10.06.2016Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 39 Fachkräftesicherung aktiv gemeinsam gestalten Drs. 18/4274 „Das gemeinsame Ziel, das alle beteiligten Akteure mit ihrer Unterschrift besiegelten: Schleswig-Holstein soll seinem Anspruch als „Land der guten Arbeitsbedingungen“ gerecht werden.“ Bevor aus einem Berufsanfänger oder einem Quereinsteiger eine Fachkraft wird, vergeht eine ganz schön lange Zeit. Zeit, die der Beschäftigte nicht hundertprozentig dem Betrieb zur Verfügung steht, sondern in der erst einmal zuschauen und lernen muss. Dementsprechend machen sich einige Betriebe gar nicht erst die Mühe: sie versuchen, ihre Abläufe weitestgehend zu automatisieren, so dass sie mit angelernten Kräften auskommen. Andere Betriebe bilden prinzipiell nicht aus, weil sie die Kosten dafür nicht schultern wollen; Danfoss Silicon Power in Flensburg ist so ein Beispiel. Diese Betriebe werben lieber Gesellen aus dem Handwerk ab. Diese Praxis funktionierte jahrelang ganz gut. Bis die geburtenschwachen Jahrgänge den 2Arbeitsmarkt erreichten. Auf einmal hörte man allerorten das Wehklagen über stornierteAufträge. Mangelnde Fachkräfte hätten das zu verantworten.Viele Betriebe waren da nicht ganz ehrlich. Das hat sich mit der Fachkräfteinitiative "Zukunftim Norden" inzwischen grundlegend geändert, weil das Prinzip nämlich auf Gemeinsamkeitund Offenheit beruht. Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren ziehen Wirtschaftsverbände,Kammern, die Bundesagentur für Arbeit, Gewerkschaften, Hochschulen und die kommunalenSpitzenverbänden an einem Strang. Somit sind alle Akteure im Boot, die Einfluss auf denArbeitsmarkt haben. Die Kammer kennen die genauen Zahlen und die Befindlichkeiten auchder kleinen und mittleren Betriebe, während die Gewerkschaften auf die Rahmenbedingungenguter Arbeit hinweisen.So hat der Deutsche Gewerkschaftsbund beispielsweise im letzten Jahr über 400 Sylt-Pendlernach ihren Arbeitsbedingungen gefragt. Die Antworten fielen teilweise katastrophal aus bishin zu eindeutigen Verstößen gegen das Mindestlohngesetz. Dreiviertel aller Sylt-Beschäftigten des Reinigungsgewerbes und der Gastronomie fühlen sich in ihrer Arbeit nichtwertgeschätzt. Da wundert es keinen, wenn Kellnerinnen und Köche reihenweise andere Jobssuchen und die Insel verlassen. Die Folge sind freie Stellen in fast allen kleinenGastronomiebetrieben zwischen List und Hörnum. Das ist aber kein Indiz für einenFachkräftemangel, sondern das Ergebnis schlechter Rahmenbedingungen. Andere Betriebe aufSylt haben nämlich keine Rekrutierungsprobleme: bei ihnen stimmen dieRahmenbedingungen. In der Gastronomie muss sich also noch eine ganze Menge bewegen.In der Fachkräfteinitiative wird so etwas angesprochen. Das gemeinsame Ziel lautet: einemitarbeiterorientierte Personalpolitik und die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen. Das 3kann man in den entsprechenden Vereinbarungen nachlesen. Attraktive Rahmenbedingungensind nämlich der Schlüssel zur Fachkräftebindung und Fachkräftegewinnung. Das gemeinsameZiel, das alle beteiligten Akteure mit ihrer Unterschrift besiegelten: Schleswig-Holstein sollseinem Anspruch als „Land der guten Arbeitsbedingungen“ gerecht werden. Diese sind nochnicht in allen Branchen bzw. alle Regionen erreicht. Aber der Tanker bewegt sich:Teilzeitmodelle, berufsbegleitende Ausbildungsgänge, Engagement für Frauen in dernachfamiliären Phase. Das gibt es schon alles. Aber immer noch verlassen zu viele Schülerinnenund Schüler die Schule ohne Abschluss. Dem Übergangsmanagement gilt darum unser allerAugenmerk. Wie das geht, zeigt sich in Neumünster mit der Jugendberufsagentur, die auchden Jugendlichen in den ersten Arbeitsmarkt hilft, die keinen Schulabschluss haben.Eine andere Gruppe, die gefördert werden muss, sind die Beschäftigten, die 55 Jahre und ältersind. Wird jemand in diesem Alter arbeitslos, hat er oder sie kaum eine Chance auf demArbeitsmarkt. Dabei sind doch die Fähigkeiten und Kenntnisse dieses Beschäftigten besonderswertvoll. Es ist zu begrüßen, dass die Fachkräfteinitiative diese Gruppe besonders im Blick hat.Tausende von Beschäftigten werden in den nächsten Jahren in Rente gehen; das ist einFachkräfteabfluss, wie es ihn historisch in Deutschland noch nicht gegeben hat. Davon ist nichtzuletzt auch die Landesverwaltung betroffen. Neue Beschäftigungs- undQualifizierungsmodelle sind dringend von Nöten. Die Drogeriekette DM bietet zum Beispiel einAusbildungsprogramm speziell für Studienabbrecher an; auch eine Gruppe, die erheblichesPotenzial zur Lösung der Fachkräftemangels stellt. Ich bin davon überzeugt, dass andereBetriebe ähnliche Projekte in Gang bringen werden. Gut, dass wir die Fachkräfteinitiativehaben, die solche Modelle dann auch kommuniziert.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden: 4http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html