Flemming Meyer: Kitageld ist der erste Schritt in Richtung Beitragsfreiheit
Presseinformation Kiel, den 10.06.2016Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 15 Gesetzentwurf zur Stärkung von Familien mit Kindern Drs. 18/4247 „Kitageld ist der erste Schritt in Richtung Beitragsfreiheit“Dem Einen ist das Kita-Geld zu wenig. Dem anderen ist es vor dem Hintergrund derSchuldenbremse viel zu viel. Natürlich sind unsere Ressourcen nicht unbegrenzt. Aber Fakt ist,dass Eltern von Kitakindern durch unsere Entscheidung Monat für Monat 100 Euro mehr imGeldbeutel haben. Man mag daran rummäkeln und diesen Schritt kritisieren. Aber es ist undbleibt eine ganz konkrete Entlastung der Familien.Ich denke am Beispiel der frühkindlichen Bildung wird eins sehr deutlich: SPD, Grüne und SSWhaben im Bildungsbereich einen absoluten Arbeitsschwerpunkt gesetzt. Allein bei den Kita-Betriebskosten lag die Gesamtförderung 2012 noch bei rund 107,5 Millionen Euro. Heute sind esknapp 200 Millionen. Die Investitionskosten haben wir im gleichen Zeitraum von 134 auf 236Millionen erhöht. Und nicht zuletzt der Blick auf den Fachkraft-Kind-Schlüssel oder die 2Sprachbildung in den Einrichtungen zeigt, dass erheblich mehr investiert wird, als noch voreinigen Jahren.Wir haben hier ja leider auch völlig gegensätzliche Modelle wie etwa die Herdprämiediskutieren müssen. Ich will deshalb nochmal ganz klar sagen: Für uns gibt es keine Alternativezum Ausbau der frühkindlichen Bildung und zur stetigen Verbesserung ihrer Qualität. Und ausSicht des SSW setzen wir auch mit diesem Gesetzentwurf wieder konkrete Anreize dafür, seinKind in eine frühkindliche Bildungseinrichtung zu geben. Das ist uns sehr wichtig. Denn seitlangem ist klar, dass gerade hier ganz wesentliche Weichen für das Leben gestellt werden.Schon in der Kita entscheidet sich, wer Bildungserfolg haben wird und wer durch Bildungaufsteigt oder nicht. Deshalb werden wir unser Ziel auch auf gar keinen Fall aus den Augenverlieren, und möglichst allen Kindern die bestmöglichen Chancen geben.Natürlich kann man die Frage der frühkindlichen Betreuung nicht einfach nur schwarz-weißbetrachten. Ich will engagierten Eltern gewiss nicht absprechen, dass sie ihrem Kind auchzuhause wichtige Grundlagen vermitteln können. Andersrum mag es Kinder geben, für die derKitabesuch nicht der beste Weg ist. Doch die gezielte Förderung der frühkindlichenEntwicklung in unseren Einrichtungen ist nachweislich sehr wertvoll. Im Vergleich zuGleichaltrigen, die zuhause bleiben, haben Kita-Kinder rein statistisch nicht nur weit höhereSozialkompetenzen. Sie liegen vor allem auch bei den allgemeinen kognitiven und sprachlichenFähigkeiten vorne. Im Ergebnis erreichen sie deshalb auch oft bessere schulische Leistungenund damit häufig höhere Abschlüsse. Letzen Endes lohnt sich diese Investition also für dieGesellschaft als Ganzes.Ich will das Argument Studienergebnisse nicht überstrapazieren. Aber erlauben Sie mir hiernoch einen Hinweis: Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang nämlich, dass diesepositiven Effekte gerade bei den Kindern am stärksten sind, die in sozial benachteiligten oder 3finanziell schwächeren Familien aufwachsen. Auch Kinder mit Migrationshintergrundprofitieren überdurchschnittlich von frühkindlichen Bildungsangeboten. Wer alsounterschiedliche Startchancen und damit oft konkrete Nachteile im Leben ausgleichen will,muss hier investieren. Diesen Willen möchte ich bestimmt niemandem in diesem Hausabsprechen. Und deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir uns grundsätzlich auf denbedarfsgerechten Ausbau dieser Infrastruktur einigen können.Rot-Grün-Blau bleibt beim klaren Anspruch, das Bildungssystem von der Krippe bis zur Uni zumodernisieren und auf tragfähige Beine zu stellen. Egal ob Kita, Schule oder Hochschule:Überall haben wir in den vergangenen Jahren ganz erheblich investiert. Diesen Weg werdenwir fortsetzen. Und dabei steht für den SSW nicht nur mit Blick auf die frühkindliche Bildungfest, dass der Besuch all dieser Angebote auf gar keinen Fall vom Geldbeutel der Elternabhängen darf. Das heißt also: Unser langfristiges Ziel bleibt der kostenfreie Zugang zu allenöffentlichen Bildungseinrichtungen im Land.Ich habe es schon zu Beginn gesagt: Das Kita-Geld ist eine konkrete Entlastung für die Familien.Und damit ist es ein Teil dieses Gesamtkonzepts. Es ist ein erster Schritt auf dem Weg zurkostenlosen frühkindlichen Bildung. Diese Tatsache lässt sich wohl kaum leugnen. Natürlichdarf es jetzt nicht dabei bleiben. Genau wie die Betroffenen wollen wir hier sehr gernenachlegen, und Schritt für Schritt für weitere Verbesserungen sorgen. Für uns steht fest: Es darfganz einfach nicht sein, dass bis heute Kinder auf Bildungsangebote und damit verbundenenChancen verzichten, nur weil den Eltern das Geld fehlt.Ehrlich gesagt liegt noch ein großes Stück Arbeit vor uns. Allein bei der frühkindlichen Bildunggibt es noch große Baustellen. Trotz der massiven Investitionen und trotz Kita-Geld ab 2017gibt es viel zu tun. Je nach Angebot und Betreuungszeit zahlen Eltern zum Beispiel jährlich 4zwischen 514 und 5688 Euro für einen Betreuungsplatz. So extreme regionale Unterschiededürfen wir nicht einfach hinnehmen. Und trotz der gerade vorgenommenen Verbesserungbeim Fachkraft-Kind-Schlüssel in der Ganztagsbetreuung ist die Personalsituation insgesamtalles andere als rosig. Hier müssen wir selbstverständlich dran bleiben.Noch dazu ist es kein Geheimnis, dass das Finanzierungssystem in diesem Bereich sehrkompliziert ist. Wir zahlen an Kreise und kreisfreie Städte und diese wiederum an dieGemeinden oder Kita-Träger. Doch nicht nur diese Zweistufigkeit macht das Systemunübersichtlich, sondern die Vielzahl der Akteure insgesamt. Denn neben uns und den Kreisenund Gemeinden sind eben auch die Träger, Einrichtungen und Eltern beteiligt. Alle müssenentsprechende Kompromisse eingehen, damit das System funktioniert. Und alle müssen ihrenBeitrag leisten.Übergeordnet gesehen, müssen wir hier unbedingt den Verwaltungsaufwand reduzieren. Undanders als in manch anderem Bundesland sind wir in Sachen Kita auch noch ein Stück voneinem echten Konsensmodell entfernt. Denn leider zeigt die Erfahrung, dass hier noch nichtjeder im gleichen Umfang seine Verantwortung sieht. Allen muss aber klar sein, dass Bund,Länder und Kommunen gleichermaßen in der Pflicht bleiben. Wir alle müssen auch in Zukunftunseren Beitrag leisten. Und wir alle sind aufgefordert, dafür zu sorgen, dass das Geld auchdort ankommt wo es hingehört. Nämlich bei den Einrichtungen und damit bei den Kindern. Ichbin aber auch davon überzeugt, dass es uns gelingen wird, in Zukunft noch stärker an einemStrang zu ziehen.Eins ist klar: Wenn wir uns auf das Ziel einer echten frühkindlichen Bildungsinfrastruktureinigen können. Wenn wir also gemeinsam mehr wollen, als ein einfaches Betreuungs- oderAufbewahrungsangebot, dann müssen wir einfach noch enger und verantwortungsvoller 5zusammenarbeiten. Und wir müssen untereinander noch solidarischer sein. Denn wenn manzusätzliche Mittel von einer Seite zum Anlass nimmt, um seinen eigenen Beitrag zu kürzen,wird es kaum funktionieren. Und das kann doch wirklich niemand ernsthaft wollen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html