Flemming Meyer: Es gibt keine Alternative zu einer Bürgerversicherung
Presseinformation Kiel, den 09.06.2016Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 27 Für eine zukunftssichere Altersvorsorge Drs. 18/4217 „Die Bürgerversicherung ist darum nicht nur nach Ansicht des SSW die einzige zukunftssichere Altersvorsorge, die diesen Namen auch verdient.“ Wie eine Gesellschaft diejenigen Bürgerinnen und Bürger finanziell absichert, die im Alter nicht mehr in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt selbst zu sichern, ist eine grundlegende Frage der Gerechtigkeit. Jede Bundesregierung hat dazu andere Antworten gefunden. Unabhängig von der Partei ging es immer darum, bislang benachteiligte Gruppen in das System zu integrieren. Das war beispielsweise der Fall, als die Erziehungsleistung der Mütter und Väter bei der Rentenberechnung berücksichtigt wurde. Die Anerkennung der Pflegeleistung steht dagegen noch aus. Wenn wir uns allerdings immer wieder über die angemessene Berücksichtigung einzelner Gruppen unterhalten, stützen wir ein System, das an sich überholt ist. Das ist das Paradoxe: Die Politik dreht an den Stellschrauben und „verstellt“ damit den Blick auf die gesamte Maschine. 2Es ist kein Geheimnis, dass sich der SSW schon seit langem für einen Systemwechsel in derAlterssicherung ausspricht. Das deutsche System der Altersvorsorge weist Lücken auf und istim Kern ungerecht. Es ist der Verdienst des vorliegenden Antrages, dass er viele Problemekonkret anspricht: so die Konsequenzen lückenhafter Erwerbsbiografien, die ungenügendeAbsicherung der Selbständigen und der so genannten Solo-Selbständigen sowie dieundurchsichtigen Angebote der privaten Versicherungswirtschaft. Das Rentensystem ist sehrkompliziert; das ist die Folge immer neuer Reparaturbemühungen, die dem System immerneue Nebensysteme beschert haben. Ein normaler Beitragszahler blickt da überhaupt nichtmehr durch.Eines vermeiden die Antragsteller allerdings: und zwar die Frage nach der Gerechtigkeit desSystems, das Lohn für Lebensleistung verspricht, aber die Definition dessen, wasLebensleistung ist, nach Kassenlage entscheidet. Ohne gute aktuelle Verdienste, sinken dieRentenpunkte. Das haben die Finanzkrisen gezeigt So einfach ist das. Da kann man sich einLeben lang angestrengt haben; zum Schluss zählt doch nur, was die aktuellen Beitragszahlereinzahlen. Das ist der falsche Weg.Man muss also den Mut finden, neue Wege zu gehen, ohne gleichzeitig das Vertrauen derBürgerinnen und Bürger zu erschüttern. Seien wir doch ehrlich: es gibt keine Alternative zueiner Bürgerversicherung, die alle Erwerbstätigen und alle Einkommensarten mit einbezieht;also auch die Beamtinnen und Beamten. Steuerfinanzierte Alterssicherung ist gerecht, weil esdie Lasten auf alle Schultern verteilt und das meiste davon auf die breitesten Schultern. Werallen Ernstes einem Erwerbstätigen, der Mindestlohn verdient, noch eine privateZusatzabsicherung aufbürdet, vertritt ein zutiefst ungerechtes System. Bei aller Informiertheit: 3viele Erwerbstätige können sich Investitionen in ihre die Alterssicherung schlichtweg nichtleisten. Sie geben ihr Geld aus und haben kaum etwas auf der hohen Kante. DieBürgerversicherung ist darum nicht nur nach Ansicht des SSW die einzige zukunftssichereAltersvorsorge, die diesen Namen auch verdient. Dänemarks Folkepension zeigt, dass dieBürgerversicherung funktioniert.Bis zur Umsetzung der Bürgerversicherung müssen sich alle gesellschaftlichen Kräfte dafüreinsetzen, dass das Niveau der Rentenversicherung nicht weiter abgesenkt wird. Das Risiko derAltersarmut steigt in den letzten Jahren enorm. Den Bürgerinnen und Bürgern in derBundesrepublik sollte eine ausreichende Grundrente und nicht nur eine Grundsicherung aufHartz IV-Niveau garantiert werden können.Ich plädiere dafür, den vorliegenden Vorschlag eingehend im Ausschuss zu beraten.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html