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09.06.16
16:53 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Wir wollen in Pflegequalität investieren

Presseinformation Kiel, den 09.06.2016

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer TOP 26 Für eine integrative Pflegeausbildung Drs. 18/4216

„Die Reform der Pflegeausbildung ist notwendig und wird sich langfristig auszahlen“

Ich denke die Sachlage im Bereich Pflege ist wirklich hinlänglich bekannt. Ich persönlich
erinnere mich zum Beispiel sehr genau an Kreistagsdebatten Anfang der neunziger Jahre, in
denen schon vom Pflegenotstand die Rede war. Auslöser der Debatte war damals der Wunsch,
unser kreiseigenes Pflegeheim zu privatisieren, aber eines wird deutlich: Schon damals - vor
über 20 Jahren - war man sich darin einig, dass der Pflegeberuf attraktiver werden muss.



Egal ob bessere Bezahlung, weniger Arbeitsverdichtung, flexiblere Rahmenbedingungen oder
ein grundsätzlich höheres Ansehen: All diese Dinge waren schon damals in der Diskussion. Und
für all diese Dinge gilt, dass hier ganz offensichtlich verdammt dicke Bretter zu bohren sind.
Denn auch wenn schon viel passiert ist und manche Verbesserung erreicht wurde: Ein echter
Durchbruch ist bis heute nicht gelungen. 2



Ich will ganz ehrlich sein und gerne zugeben, dass auch durch die Zusammenführung der
Ausbildungen vermutlich nicht schlagartig alles besser wird. Denn nicht nur die Ursachen für
die Probleme im Pflegebereich sind vielschichtig, sondern auch die Lösungsansätze. Aber auch
die Diskussion für oder gegen eine generalistische Ausbildung wird bekanntlich schon sehr
lange geführt. Und auch wenn die Ergebnisse der Modellversuche nicht ausschließlich positiv
sind, ist die Mehrheit der Berufsverbände in der Pflege doch für diesen Weg. Der SSW ist
jedenfalls zuversichtlich, dass eine Reform der Ausbildung auf längere Sicht zu den nötigen
Verbesserungen führen wird.



Selbstverständlich haben wir es im Pflegebereich - wie so oft - mit völlig unterschiedlichen
Interessen zu tun. Schon allein deshalb ist diese Reform natürlich nicht unumstritten. Aber eins
ist trotz der Kritik nicht von der Hand zu weisen: Die Aufgabenüberschneidung zwischen den
einzelnen Pflegeberufen ist groß und nimmt sogar noch weiter zu. Gerade wenn wir es wirklich
ernst meinen mit dem Ansatz „Ambulant vor Stationär“ und wenn wir die immer kürzere
Verweildauer in den Krankenhäusern sehen, macht eine hochqualifizierte und
zukunftsorientierte gemeinsame Ausbildung Sinn. Immer mehr Menschen werden ambulant
versorgt. Und das Spektrum an Aufgaben reicht hier von Kindern über demenzielle
Erkrankungen bis hin zur „klassischen“ Altenpflege.



Wenn wir uns die Situation der gesundheitlichen Versorgung in unserem Flächenland genau
ansehen, wird doch eins ganz deutlich: In der Stärkung des ambulanten Sektors und in einer
damit einher gehenden Kompetenzerweiterung für Pflegefachkräfte liegen große Chancen.
Auch vor diesem Hintergrund ist es also unheimlich wichtig, die Pflege durch eine qualitativ
hochwertige Ausbildung durchlässig und zukunftsfest zu machen. Und ganz nebenbei
bemerkt: Nicht nur mit Blick auf die ambulante Versorgung sondern ganz grundsätzlich macht 3
es einfach keinen Sinn, dass die verschiedenen Pflegeberufe noch immer völlig unterschiedlich
entlohnt werden. Auch hier wird die Zusammenlegung langfristig zu einer Verbesserung
führen.
Für uns als SSW ist klar: Wir brauchen nicht nur mehr Menschen, die sich für den Pflegeberuf
interessieren, sondern auch eine Pflege von unverändert guter Qualität. Und ich denke, zu
beidem kann diese Reform einen Beitrag leisten. Denn trotz der gemeinsamen Ausbildung der
Kranken-, Alten-, und Kinderkrankenpflege wird ja nicht etwa auf Praxisbezug und
Spezialisierung verzichtet. Nach meinem Verständnis ist nicht geplant, eine Pflegeausbildung
light zu schaffen, sondern in Qualität zu investieren. Natürlich wird uns das etwas kosten. Aber
das ist gut angelegtes Geld. Denn wer gut gerüstet in den Beruf startet, hat bekanntlich auch
eine höhere Arbeitszufriedenheit und bleibt länger in seinem Job. Und ich denke, daran sollten
wir alle ein Interesse haben.



Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html