Lars Harms: Offensichtlichen Unsinn hält man ja manchmal für einen Scherz
Presseinformation Kiel, den 09. Juni 2016Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 18 Änderung von Artikel 33 der Landesverfassung Drs. 18/4270 „Für uns als SSW ist und bleibt die Qualifikation maßgebend dafür, ob jemand kabinettfähig ist oder nicht. “Offensichtlichen Unsinn hält man ja manchmal für einen Scherz. Als ich davon hörte,die CDU wolle angeblich vorschlagen, eine Wohnsitzauflage für Ministerinnen undMinister einzuführen, da habe ich zuerst genau an einen solchen Scherz gedacht. NurDeutscher sein reicht alleine für die CDU noch nicht, um hier ein Ministeramt bekleidenzu können. Jetzt soll doch tatsächlich den Ministerinnen und Ministern auch nochvorgeschrieben werden, wo sie zu wohnen haben. Ich persönlich halte von solchenAuflagen nun wirklich gar nichts. Die Leute sollen ihre Arbeit gut machen und dann istgut! Und genau das machen unsere Ministerinnen und Minister. 2Ob dann jeder eine erfolgreiche Arbeit macht, mag ja auch jeder für sich selbstentscheiden. Aber es kann durchaus passieren, dass jemand seinen Wohnsitz auf Sylthat und trotzdem keine gute Arbeit leistet. Es kann sogar sein, dass auch Schleswig-Holsteiner mit völlig unsinnigen Ideen kommen können – siehe auch Abschiebe-TV undSchweinefleischpflicht! Nun hat nun einmal auch jedermann das Recht, einmal Unsinnzu verzapfen, aber es muss ja nicht so weit gehen, dass wir schon selbst unsauferlegen, auf gutes Personal zu verzichten.Bei den Menschen, die für das Land in der Landesverwaltung arbeiten, geht es immernach Eignung, Leistung und Befähigung. Wer dabei der Beste ist, kann zu uns kommen.Er oder sie darf aber auch in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern oder inHamburg wohnen bleiben. Hauptsache die Leistung und die Einstellung stimmt. Füruns als SSW ist und bleibt die Qualifikation maßgebend dafür, ob jemandkabinettfähig ist oder nicht. Das ist zugegebenermaßen eine erzkonservative Haltung,die wir da als SSW einnehmen. Aber wir tun das aus in diesem Fall tiefsterkonservativer Überzeugung.Inzwischen ist es zig-tausendfache Praxis, dass man in Hamburg arbeitet und inSchleswig-Holstein wohnt und umgekehrt. Wir als SSW wollen diesegrenzüberschreitende Zusammenarbeit und haben deshalb sehr bewusst einer Passagein unserer Landesverfassung zugestimmt, die genau diese Zusammenarbeit als eineGrundlage für unser Gemeinwesen festschreibt. Dabei dann gerade bei denen, die füruns in allerhöchsten Positionen arbeiten, jetzt einen Wohnsitz außerhalb Schleswig- 3Holsteins als Makel zu sehen, widerspricht dem Geist des Verfassungsartikels soeklatant, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann.Dass Menschen ihr soziales Umfeld abbrechen und womöglich ihr Haus verkaufensollen, um vielleicht nur 5 Jahre Ministerin oder Minister bei uns zu sein, ist schon einmerkwürdiges Verständnis des wirklichen Lebens der CDU. Das ist so weltfremd, dassman es schon gar nicht mehr kommentieren kann. Aber dann wird auch noch gesagt,dass eventuelle Lebenspartner der Betroffenen dann auch umziehen müssen oder manwohl getrennte Wege gehen müsse. Ist ja schön, dass man nun auch schon aus diesemGrund eine Scheidung einleiten soll. Ich dachte immer, dafür gäbe es andere Gründe.Aber denkt man diesen „wenn ich Karriere mache, muss Du mir folgen“-Gedanken malweiter, dann sind wir bald wieder da, wo wir vor 50 Jahren waren. Papa verdient dasGeld und macht Karriere und Mama zieht mit um. Das ist so was von Vorgestern, das eskaum noch auszuhalten ist.Sollen die Familien doch ihr Leben planen, wie sie es wollen und sollen sie dochwohnen, wo sie es wollen. Niemand braucht CDU-Vorschriften, die vorschreiben, wojemand zu leben hat. Ich bin froh, dass wir so gute Ministerinnen und Minister haben,egal wo sie herkommen. Und ich bin froh, dass das Team, das unser Ministerpräsidentaufgestellt hat, so attraktiv ist, dass sich auch Leute von außen dafür interessieren.Jedes Unternehmen wäre froh, wenn es als so attraktiv angesehen werden würde, dassauch Leute von außen kommen. Die CDU geriert sich da aber lieber in Provinzialität.Das kann sie natürlich tun. Es schadet ja niemandem, weil sie mit solchen Vorschlägenohnehin keinen Regierungsauftrag bekommen werden. 4Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html