Behindertenbeauftragte fordern: Menschenrechte als politische Handlungsmaxime
Nr. 114 / 9. Juni 2016Behindertenbeauftragte fordern: Menschenrechte als politische Hand- lungsmaxime51. Treffen der Landes- und Bundesbeauftragten beschließt Saarbrücker ErklärungDie Beauftragten der Länder und des Bundes für die Belange behinderter Menschen haben Dienstag und Mittwoch mit der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation in Saarbrü- cken über die wichtigsten Punkte der aktuellen Behindertenpolitik diskutiert. Auf dem 51. Treffen stand das Bundesteilhabegesetz im Vordergrund, das sich derzeit in der Ressortab- stimmung befindet. In der gemeinsamen Saarbrücker Erklärung fordern die Beauftragten echte Teilhabe und Selbstbestimmung. Sie erwarten, dass die Menschenrechte beachtet werden und die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt wird.Die Bundes- und Landesbehindertenbeauftragten unterstützen ausdrücklich die sechs Kernforde- rungen des Deutschen Behindertenrates (DBR):• mehr Selbstbestimmung, die Wunsch- und Wahlrechte von Menschen mit Behinderungen zu stärken und nicht einzuschränken;• Einkommen und Vermögen nicht mehr heranzuziehen;• Nein zu Leistungskürzungen und -einschränkungen;• ein Verfahrensrecht, das Leistungen zügig, abgestimmt und wie aus einer Hand für Betroffene ermöglicht und nicht hinter erreichte SGB IX-Gesetzesstandards zurückfällt;• mehr Teilhabe- und Wahlmöglichkeiten im Arbeitsleben;• Betroffenenrechte nicht indirekt, z.B. über schlechte finanzielle und vertragliche Rahmenbedin- gungen für Anbieter, beschneiden. 2Die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Verena Bentele, sag- te zu der Saarbrücker Erklärung: „Das Treffen mit meinen Kolleginnen und Kollegen der Länder hat deutlich gemacht, dass wir dringend bundesweite Standards für Menschen mit Behinderungen benötigen, dafür setzen wir uns gemeinsam ein.“Hinsichtlich der Elektro-Scooter (E-Scooter) werden Busunternehmen und Hilfsmittelproduzenten aufgefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit E-Scooter beförderungsfähig sind und blei- ben. Es gebe hier keine nachvollziehbaren Gründe, E-Scooter-Nutzer generell von der Beförde- rung in Bussen auszuschließen, so die Beauftragten. Darüber hinaus brauche Deutschland mehr barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum. Die Immobilienmarktwirtschaft solle „Barrierefrei- heit“ als Qualitätsmerkmal aufnehmen.Wie schon auf den letzten Treffen fordern die Bundes- und Landesbehindertenbeauftragten drin- gend, dass eine Entschädigung für diejenigen, die als Kinder und Jugendliche von 1949-1975 (bis 1990 in der DDR) in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder stationären psychiatri- schen Einrichtungen Unrecht und Leid erfahren haben, auf den Weg gebracht wird. Sie erwarten, dass Bund, Länder und Kirchen konsequent zu ihrer Verantwortung stehen und die Stiftung Aner- kennung und Hilfe endlich auflegen und an die Betroffenen auszahlen.Den vollständigen Text der Saarbrücker Erklärung finden Sie hier.