Flemming Meyer: CDU-Bundestagsfraktionsvorschläge zur Windstromleistung wären für die Branche der Super-Gau gewesen
Presseinformation Kiel, den 08.06. 2016Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 1A, 29 u 37 Regierungserklärung und Anträge zum Ausbau der Windkraft Drs. 18/4249 und 18/4271 „Schlimmer geht immer. Das wäre auch der Fall gewesen, wenn sich die Vorschläge der CDU-Bundestagsfraktion durchgesetzt hätten. Demnach war von Seiten der CDU vorgesehen, das Volumen von Windstromleistung an Land auf maximal 51 Gigawatt bis 2020 zu begrenzen. Für die Windbranche wäre das der Super-Gau gewesen.“Als der Atomausstieg in Deutschland parteiübergreifend beschlossen wurde und dieEnergiewende damit ernsthaft eingeleitet wurde, war klar, dass dies kein Selbstgänger wird.Niemand konnte wirklich erwarten, dass die Umstellung der Energieproduktion von heute aufmorgen und reibungslos verlaufen würde. Die Energiewende ist eine politische undgesellschaftliche Mammutaufgabe, deren Herausforderungen wir uns immer wieder stellenmüssen. 2Ich möchte aber deutlich sagen, dass wir als Politik diesen Schritt nicht ohne Grundunternommen haben. Klimaforscher und -wissenschaftler warnen seit Jahrzehnten vor denAuswirkungen des Klimawandels und haben immer wieder auf den Treibhauseffekt und dieErderwärmung hingewiesen. Der Klimawandel hat globale Auswirkungen, die nicht endgültigabschätzbar sind. Er wirkt sich aus auf die Nahrungsmittelproduktion, die Wasserverfügbarkeit,den Meeresspiegel, die Gesundheit, auf Tier- und Pflanzenarten sowie auf die Ökosysteme. Dieglobale Veränderung des Klimas hat Auswirkungen bis in den kleinsten lokalen Bereich. Daherverteilt sich die Verantwortung hierfür auf alle Ebenen.Seit dem Gipfel in Kyoto wissen wir, dass der Klimawandel nicht vollständig aufzuhalten ist –trotz internationaler Bemühungen. Wir müssen dabei erkennen, dass die gesetzten Ziele bishermehr oder weniger intensiv angegangen wurden. Doch mit dem Klimagipfel in Paris im letztenJahr hat sich die gesamte Weltgemeinschaft auf einen Klimavertrag geeinigt, der erstmals alleTeilnehmerländer zum Handeln verpflichtet. Das neue Abkommen soll 2020 in Kraft treten undenthält Verpflichtungen für alle Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer.Das heißt, um die Erderwärmung zu begrenzen, müssen die Treibhausgasemissionen weltweitzurückgefahren werden. Die dort getroffenen internationalen Verpflichtungen wurden auch vonDeutschland unterschrieben. Damit haben wir eine nationale und internationale Verantwortung,der wir gerecht werden müssen.Hierzu möchte ich kurz auf das Grundsatzprogramm der AFD eingehen, die darin ein Bildzeichnet, als sei der Klimawandel das natürlichste der Welt und dass es nicht erwiesen sei, dassder Mensch Einfluss darauf habe. Wörtlich ist dort nachzulesen: “IPCC (Weltlimarat) unddeutsche Regierung unterschlagen die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum unddamit auf die Welternährung. Je mehr es davon in der Atmosphäre gibt, umso kräftiger fällt dasPflanzenwachstum aus.“ Wer mit solchen politischen Botschaften an die Öffentlichkeit geht, hatden Schuss nicht gehört. Die AfD streut den Menschen Sand in die Augen, sie macht sich die Welteinfach und weist damit jede Verantwortung von sich. 3Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Wetter sehen wir immer öfter und bekommen esdirekt zu spüren. Die jüngsten Unwetter-Geschehnisse aus Bayern und Baden Württembergmachen dies wieder deutlich. Kleine Bäche werden zu Wasser- und Schlammlawinen, die allesmitreißen was im Weg ist. Darum sage ich, auch wir in Schleswig-Holstein – als Land zwischenden Meeren - haben ein ureigenes Interesse daran, die Treibhausgase zu reduzieren und dieglobale Erwärmung zu begrenzen. Daher müssen wir unseren Teil dazu beitragen, dass diesgelingt.Öl, Kohle oder Gas sind auf Dauer keine Lösung. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, wirmüssen weg von nicht nachhaltigen Energieträgern. Dazu gehört auch ganz klar dieAtomenergie. Die Produktion von Atom-Strom ist nicht sauber, sie ist nicht einmal CO2-neutral.Sie ist eine risikobehaftete Energieform, die wir nicht kontrollieren können. Dazu kommt dasProblem des Atomabfalls. Hier wissen wir derzeit nicht, wohin mit dem Müll. Die Atomenergieschafft Probleme für viele nachfolgende Generationen. Dies müssen wir uns immer wieder vorAugen führen, wenn wir über die Energiepolitik von morgen reden.Es gibt keine Alternative zur Energiewende. Daher müssen weiter Anstrengungen unternommenwerden, den Mix aus Energieeinsparung, Erhöhung der Energieeffizienz und den Ausbau dererneuerbaren Energien voran zu bringen. Die Energiewende ist die einzige Antwort auf dieseProbleme.Das Tempo, in dem die Energiewende umgesetzt werden kann, hängt von den politischenRahmenbedingungen ab. Das EEG ist die rechtliche Grundlage, um den Ausbau der erneuerbarenEnergieformen zu ermöglichen und zu steuern. Die technische Entwicklung im Bereich derErneuerbaren ist immer weiter fortgeschritten. Dies hat auch immer eine Anpassung des EEG mitsich gezogen – mit dem Ziel, den erneuerbaren Energien den Eintritt in den Strommarkt zuermöglichen und dabei konkurrenzfähig zu sein. Zu Recht können wir behaupten, dass 4Schleswig-Holstein und insbesondere die hier ansässigen Unternehmen über Jahre vom EEGprofitiert haben. Wir haben bei uns im Land schnell verstanden, den geografisch hervorragendenWindstandort zu nutzen, um Strom, insbesondere aus Wind, zu produzieren. Die Windbranche inSchleswig-Holstein ist ein Erfolgsmodell – wirtschaftlich und energiepolitisch. Sie findet auch inder Bevölkerung bei uns im Land immer noch eine breite Unterstützung. Denn es ist uns überJahre gelungen, den Ausbau der Windenergie so zu gestalten, dass dies von den Menschen imLand mitgetragen wird. Daher wollen wir den Ausbau weiter planvoll steuern.Die nächste EEG-Novelle steht nun an. Die Bundesregierung hatte hierzu einen ersten Vorschlagin den Ring geworfen, der auf dem Energiegipfel im Bundeskanzleramt mit denMinisterpräsidenten diskutiert wurde. Es wurde hart gerungen, denn im dem vorliegendenEckpunktepapier wurden Ziele formuliert, die massive negative Auswirkungen für unsereWindbranche hätten. Insbesondere ist dabei die erhebliche Drosselung der Ausbauziele zunennen. Das dort formulierte Ausbauziel von jährlich 2.000 Megawatt – inklusive Repowering –würde die Windbranche enorm treffen. Um es auch deutlich zu sagen, die dort formuliertenEckpunkte reichen nicht, um die klimapolitischen Verpflichtungen zu erfüllen.Das war die Ausgangslage für den Energiegipfel. Damit war von vornherein klar, dass es äußerstschwierig werden würde, das Maximale für Schleswig-Holstein herauszubekommen. Natürlichhätten wir als SSW es gerne gesehen, wenn der im Jahr 2014 beschlossene Ausbaukorridor weiterim EEG geblieben wäre. Doch wir müssen erkennen, dass der politische Druck auf diewindstarken Länder einfach zu groß ist.Das Ergebnis der Verhandlungen ist eine bundesweit geltende Mindestausschreibungsmengevon 2.800 Megawatt – das sind rund 1.000 Windkraftanlagen. Für Schleswig-Holstein bedeutetdas, dass wir mit den Standorten Niedersachsen und Nord-Hessen künftig einen Ausbaukorridorvon rund 900 MW haben. Damit wird das Ausbauziel – nicht nur bei uns – sondern bundesweitgebremst. 5Immer wieder wird in dem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass die Netzkapazitäten nichtausreichen und dadurch jährliche Kosten in Höhe von rund einer Milliarde Euro entstehen – mitwachsender Tendenz. Daher müsse der Ausbau der Netze mit dem Ausbau derEnergieproduktion besser verzahnt werden. Dazu kann ich nur sagen, die Netzkapazitätenreichen nicht aus, weil sie voll sind mit Strom aus fossilen Kraftwerken. Die Netzkapazitätenreichen nicht aus, weil nicht alle Länder den Ausbau der Netze mit gleichem Elan voran gebrachthaben – im Gegenteil, der Ausbau wurde teilweise sogar blockiert. Wir haben unsereHausaufgaben gemacht und trotzdem zahlen wir die Rechnung für diese Fehlentwicklung.Vielmehr sehe ich jetzt die Gefahr, dass mit der Drosselung des Ökostromausbaus, künftig derDruck für den Netzausbau genommen wird. Soweit darf es nicht kommen. Der Bund muss jetztdafür sorgen, dass der Leitungsausbau nach Süden endlich vorangetrieben wird. Dies wurdebisher kläglich vernachlässigt. Aus Schleswig-Holsteinischer Sicht sollten wir daher vermehrt einAugenmerk darauf richten, den bei uns im Land produzierten Strom, stärker hier zu nutzen.Aufgrund des Drängens von der Seiten der EU-Kommission wird es ein Systemwechsel im EEGgeben. Daher ist künftig vorgesehen, von dem bisherigen Fördersystem für Windkraftanlagenabzurücken und bei dem größten Teil der Neuanlagen keine Festpreise mehr zu zahlen.Stattdessen sollen Neuanlagen nur noch über ein Bieterverfahren zugelassen werden. Es soll derInvestor den Zuschlag erhalten, der das billigste Angebot abgibt. Auch wenn man sich davonverspricht, dass der Strom dadurch billiger wird, sehe ich die Gefahr, dass künftig nur noch großeInvestoren solche Bieterverfahren gewinnen können. Die Möglichkeit Bürgerwindparks zuerrichten, wird verschwindend gering. Damit gerät ein wichtiger Baustein zur Wertschöpfungverloren. Stattdessen sehe ich die Gefahr eines Oligopols in der Windenergie.Wir müssen erkennen, dass die gefundenen Kompromisse für das EEG und speziell für denAusbau der Windenergie – und damit auch für Schleswig-Holstein – suboptimal sind. Ich möchte 6aber deutlich sagen: Das was beim Gipfel anfangs auf den Tisch gelegt wurde, ging gar nicht. DieEckpunkte, die von der Bundesregierung vorgelegt wurden, wären für die Windbranchewesentlich verheerender gewesen, gegenüber dem was die Ministerpräsidenten herausgeholthaben.Wir wissen, schlimmer geht immer. Das wäre auch der Fall gewesen, wenn sich die Vorschlägeder CDU-Bundestagsfraktion durchgesetzt hätten. Demnach war von Seiten der CDUvorgesehen, das Volumen von Windstromleistung an Land auf maximal 51 Gigawatt bis 2020 zubegrenzen. Für die Windbranche wäre das der Super-Gau gewesen. Soweit ist es Gott sei Danknicht gekommen. Es wird aber deutlich, dass die CDU hauptverantwortlich ist, für die schlechtenKonditionen für die Windbranche.Den Ministerpräsidenten der Länder ist zu verdanken, dass es letztendlich nicht so weitgekommen ist. Mit ihrem Einsatz haben sie – unter den gegebenen Umständen – erreicht, dassdie Energiewende fortgesetzt werden kann. Die Windbranche und die dazugehörigen 150.000Arbeitsplätze bekommen damit Planungssicherheit und können ihre gute Arbeit fortsetzen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html