Flemming Meyer: Wir brauchen gute Arbeit- egal wo und in welcher Branche
Presseinformation Kiel, den 28.04.2016Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 37 Lohndumping in Schlachthöfen verhindern Drs. 18/4105„Wir brauchen gute Arbeit- egal wo und in welcher Branche!“Der SSW setzt sich für das Konzept „Gute Arbeit“ ein. Und „Gute Arbeit“ basiert bekanntlichauf vier thematischen Säulen: Zum einen ist „Gute Arbeit“ gut bezahlte Arbeit. Zweitens ist siesichere Arbeit, bei der es einen effektiven Kündigungsschutz gibt und in der Leiharbeit,Werkverträge und Befristungen insgesamt eingedämmt werden. Drittens ist „Gute Arbeit“menschengerechte Arbeit, bei der die Arbeitsbelastung begrenzt und die Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf gefördert wird. Und zu guter Letzt bietet „Gute Arbeit“ auch Möglichkeitenfür Aufstieg und Weiterentwicklung.Das, was an einigen Schlachthöfen praktiziert wird, hat mit „Guter Arbeit“ nichts - aber auchgar nichts - zu tun. Und ich denke, wir alle sind einfach nur entsetzt, wenn wieder neue Detailsüber die Zustände in Teilen der Fleischindustrie ans Licht kommen. Hier stellt sich für mich undmeine Partei wirklich die Frage der Menschenwürde. 2Wie wir wissen, hat sich die Fleischwirtschaft im Herbst 2015 eine Selbstverpflichtung fürattraktivere Arbeitsbedingungen auferlegt. Das kann man ja erst einmal ganz wertfreibegrüßen. Denn auch wenn ich persönlich skeptisch bleibe, sehe ich in diesem Schrittzumindest ein Zeichen dafür, dass man sich zu den bestehenden Problemen bekennt. Natürlichdürfen wir uns hier nichts vormachen. Dass sich die Fleischindustrie zu diesem Schrittentschlossen hat, ist natürlich auch dem stetigen Druck der Gewerkschaften zu verdanken.Aber aus Sicht des SSW ist es trotzdem ganz interessant zu sehen, was alles in dieserVerpflichtung enthalten ist.Ganz grundsätzlich sollen die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten verbessertwerden. Man verpflichtet sich zu einem umfassenden, jährlichen Bericht. Hier sollen dieFortschritte bei der Erhöhung der Stammbelegschaft, die Ausbildungssituation und dieMaßnahmen zur Integration ausländischer Beschäftigter genau dokumentiert werden.Außerdem sollen bis Juli 2016 alle Beschäftigten - bis auf Minijobber - in Deutschland gemeldetund sozial versichert sein. Damit sollen dann also alle Beschäftigungsverhältnisse demdeutschen Arbeitsrecht unterliegen. Ausdrücklich auch Vorschriften zur Arbeitszeit, zumKündigungsschutz und zur Entgeltfortzahlung. Man darf also sehr gespannt sein.Ich will ganz ehrlich sein: Das alles ist für den SSW kein Anlass, um jetzt lauthals Hurra zuschreien und die Sache für erledigt zu erklären. Denn eigentlich sollten diese Dinge jaselbstverständlich sein. Aber ganz ohne Frage wäre die Umsetzung dieser Selbstverpflichtungvor dem Hintergrund der Bedingungen an manchen Schlachthöfen ja eine klare Verbesserungfür die Arbeitnehmer. Natürlich haben wir keine Zeit zu verlieren, wenn es um bessereArbeitsbedingungen geht. Aber ich denke wir müssen den Betrieben trotzdem die Möglichkeit 3geben, ihre hier formulierten Schritte umzusetzen. Dass wir dabei ganz genau hinschauenwerden, versteht sich hoffentlich von selbst.Wir haben hier im Landtag ja mehrfach über Leiharbeit und Werkverträge und ihreSchattenseiten gesprochen. Unsere Haltung war dabei immer eindeutig. Wir können dieseArbeitsverhältnisse nur in einem sehr engen Rahmen akzeptieren. Nur wenn es darum geht,eine zeitlich begrenzte Spitzenbelastung in einem Betrieb abzuarbeiten, halten wir diesesInstrument für vertretbar. Leider sind die Bestimmungen hierzu in den vergangenen Jahreneher aufgeweicht als verschärft worden. Im Ergebnis sind an manchen Schlachthöfen bis zu 80Prozent der Mitarbeiter dauerhaft über Werkverträge durch Subunternehmen angestellt. Ausunserer Sicht ist diese Praxis schlicht und einfach inakzeptabel. Deshalb werden wir auch aufeine konsequente gesetzliche Lösung drängen, falls die Selbstverpflichtung der Branche nichtschnell zu deutlichen Verbesserungen führt.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html