Lars Harms: Wir brauchen eine bundesweite Regelung des Glücksspielmarktes
Presseinformation Kiel, den 27. April 2016Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 24 Liberalisierung des Glücksspielmarktes Drs. 18/4073 „Wir müssen zu einer Lösung kommen, die dem Spielerschutz dient und die gleichzeitig auch dazu führt, dass Anbieter ihr Angebot legal an den Markt bringen können.“Es ist in der Tat so, dass es in Deutschland immer noch keine allgemeine Grundlage für dasGlücksspiel gibt. Zumindest keine, die den rechtlichen Vorgaben der EU standhalten kann. Dasmag man bedauern oder begrüßen. Fakt ist, dass wir derzeit eine Lage haben, die weder fürdiejenigen zufriedenstellend ist, die sich eine Liberalisierung des Glücksspielmarktes wünschen,noch für diejenigen, die sich mehr Spielerschutz wünschen.Es ist sogar vielmehr so, dass diejenigen Anbieter, die ohne eine eigentliche Lizenz an den Markttreten, nicht durch deutsches Glücksspielrecht zu mehr Spielerschutz gezwungen werden. Wennes keinen voll gültigen und umsetzbaren Glücksspielstaatsvertrag gibt, wird es immer eineVielzahl von Anbietern am Markt geben, die eben nicht Auflagen befolgen müssen, die demSpielerschutz gelten. So weit sind wir, glaube ich, alle einig. 2Es muss also unser aller Bestreben sein, hier zu einer Lösung zu kommen, die auch demSpielerschutz dient und die gleichzeitig auch dazu führt, dass Anbieter ihr Angebot legal an denMarkt bringen können. Nur dann können illegale Angebote aus dem Markt gedrängt werden.Wenn man ehrlich ist, dass geschieht dies sogar schon teilweise. Es gibt schon Anbieter, die nachunserem alten schleswig-holsteinischen Glücksspielgesetz Lizenzen erworben haben und für ihrAngebot werben. Und sie werben nicht nur bei uns in Schleswig-Holstein, sondern auch inbenachbarten Bundesländern – immer unter dem Hinweis, dass das Online-Spiel nur fürSchleswig-Holsteiner gültig ist. Nur, wer will das überprüfen? Und weil wir wissen, dass diesnicht zu überprüfen ist und weil wir wissen, dass wir schnell bundesweite Regelungen brauchen,um illegale Angebote aus dem Markt zu drängen, müssen wir handeln.Insoweit sind wir uns als SSW auch mit der FDP einig. Ich sage ganz deutlich, dass unserAnsinnen immer noch der Spielerschutz ist. Vorschreiben kann ich aber diesbezüglich nur etwasfür Firmen, die auch unserem Recht unterliegen. Und genau das ist derzeit nicht der Fall. AmMarkt tummeln sich alle möglichen Firmen, die oft eben keine hiesige Lizenz für das Online-Glücksspiel haben. Die Begrenzung der Sportwettenlizenzen auf bundesweit 20 Lizenzen lässtsich so nicht rechtfertigen. Uns war das schon vorher klar, aber jetzt haben wir es auch als Urteilnoch einmal schriftlich. Es geht hier um die EU-Niederlassungsfreiheit und die lässt es nicht zu,dass man willkürlich die Lizenzen zahlenmäßig begrenzt, wie es immer noch einigeBundesländer meinen.Es gibt im Prinzip nur zwei Wege: Entweder man erhält das Wettmonopol vollständig instaatlicher Hand und macht dann attraktive Angebote, die andere nicht seriöse Anbieter aus demMarkt drängen. Oder man lässt private Anbieter zu und verordnet ihnen Auflagen zumSpielerschutz. Dann können diese aber nicht zahlenmäßig begrenzt werden. Wir haben uns 3schon vor einiger Zeit für die zweite Variante entschieden. Somit ist auch klar, dass es eineunbegrenzte Anzahl von Anbietern geben kann, sofern sie entsprechende Auflagen erfüllen.Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass es gut ist, wenn ein möglichst vielfältiges Angebotvorhanden ist. Einmal, weil es dazu führt, dass Oligopole verhindert werden können, aber auchweil ich glaube, dass auch beim Spielerschutz die Vielfalt das Geschäft beleben kann. Deshalb istdie Begrenzung auf wenige Lizenzen ein Irrweg, der nur dazu führt, dass unseriöse Anbieter ihregute Marktposition weiter ausbauen können. Das kann eigentlich nicht unser Ziel sein. Unser Zielmuss sein, dass wir ein Angebot bekommen, dass sich an unseren politischen Vorgabenausrichtet, dem Spielerschutz eine hohe Priorität einräumt und trotzdem so attraktiv ist, dass esillegale und unseriöse Angebote aus dem Markt drängen kann.Mir ist klar, dass es hier noch bundesweit unterschiedliche Auffassungen gibt. Auch hier im Landhaben ja nicht immer alle die gleiche Meinung zu diesem Thema. Aber wir müssen jetzt dafürsorgen, dass es eine gemeinsame Haltung auf Bundesebene zu diesem Thema gibt und dass eseinen Vorschlag für einen Glücksspielstaatsvertrag gibt, der die rechtlichenRahmenbedingungen, die es nun einmal gibt, auch erfüllen kann. Hierfür wird es unbestreitbarKompromisse geben müssen und wir als SSW wären auch bereit, diese Kompromisseeinzugehen, um endlich einen festen rechtlichen Rahmen zu bekommen. Dafür muss es aufBundesebene aber noch weitere Gespräche geben und wir hoffen, dass diese in nicht allzu langerZeit auch von Erfolg gekrönt werden, so dass wir eine bundesweite Regelung hin bekommen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html