Nr. 66 / 26. April 2016



Angehörige der KZ-Häftlinge des Evakuierungsmarsches (Todesmarsch) Hamburg - Kiel besuchen Landtag und ehemaliges „Arbeitserziehungsla- ger Nordmark“

Als der Zweite Weltkrieg für Deutschland bereits verloren war, zwang die SS vom 12. bis 15. April 1945 etwa 800 Insassen des Konzentrationslagers Hamburg-Fuhlsbüttel zu einem viertägigen Marsch ins „Arbeitserziehungslager Nordmark“ nach Kiel-Hassee. Bei den KZ-Häftlingen handelte es sich um Zwangsarbeiter aus verschiedenen europäischen Ländern, jüdische Bürger, politische Oppositionelle und andere Menschen, die sich von den Nationalsozialisten nicht den Mund verbie- ten ließen.

Bis heute sind die Namen von rund 200 Marschteilnehmern bekannt. Mindestens acht Menschen wurden zwischen Hamburg und Kiel auf der Chaussee erschossen, mindestens acht weitere Men- schen wurden im „AEL-Nordmark“ ermordet oder starben wenig später an den Folgen der Strapa- zen des Marsches und der Unterversorgung in der Haft.

Eine Gruppe jüdischer Häftlinge, von denen die meisten bereits deportiert und im Ghetto von Riga misshandelt worden waren, wurde am 1. Mai 1945 das dänische Roten Kreuz freigekauft und nach Schweden in Sicherheit gebracht. Die überlebenden Insassen des Lagers, überwiegend Zwangs- arbeiter aus Polen und Russland sowie politische Oppositionelle, wurden am 4. Mai 1945 von briti- schen Truppen befreit.

Anlässlich des 71. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge besuchen deren Familienangehörige aus den USA, Israel und Schweden die Landeshauptstadt Kiel. Am Donnerstag, 5. Mai, empfängt Landtagspräsident Klaus Schlie um 10 Uhr die Familienangehörigen und ihre Gastgeber im Plenar- saal des Landtags. 2

Die Führung und Gedenkfeier auf dem Gelände des ehemaligen „Arbeitserziehungslager Nord- mark“ beginnt um 13.30 Uhr in Kiel, Rendsburger Landstraße / Seekoppelweg. Nach einer Begrü- ßung durch Bürgermeister Peter Todeskino wird Eckhard Colmorgen vom Arbeitskreis zur Erfor- schung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (AKENS) über das Gelände führen. Im Mit- telpunkt der anschließenden Gedenkfeier steht die Verlesung der Namen bisher bekannter Teil- nehmer des Evakuierungsmarsches von 1945.

An der Veranstaltung und der Verlesung der Namen beteiligen sich u.a.: • Bürgermeister Peter Todeskino • Jürgen Weber SPD-MdL • Eckhard Colmorgen, AKENS e.V. • Christliche Israelfreunde Norddeutschland e.V. • Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Schleswig-Holstein e.V. • Schleswig-Holsteinischer Heimatbund e.V. • Jüdische Gemeinde Kiel und Region e.V.

Ansprechpartner für die Gesamtveranstaltung und die Gedenkfeier, weitere Informationen zu den Marschteilnehmern und ihren Angehörigen: Heinrich Kautzky, Veranstalter, Telefon 0175-3467533

Ansprechpartner für den Programmteil im Landtag: Heiko Vosgerau, Referat für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement, Telefon (0431) 988-1127 oder per E-Mail: heiko.vosgerau@landtag.ltsh.de