Lars Harms: Die Menschen die zu uns kommen, haben ein Recht auf eine neue Heimat
Presseinformation Kiel, den 11. März 2016Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 18 Antrag zum Jahr der Integration Drs. 18/3936, 18/1142, 18/3003, 18/3906„Die Menschen die zu uns kommen, haben ein Recht auf eine neue Heimat.“Unser Ziel heißt weder Wegschicken noch Weiterwinken. Unser Ziel heißt ganz klar:Integration. Es ist kein Geheimnis, dass die Zahlen der zu uns kommenden Menschen durch dieDecke gegangen sind. Es sollte aber auch kein Geheimnis sein, dass Schleswig-Holstein dieseHerausforderung besonders gut meistert. Schließlich sind wir das wahrscheinlich einzigeBundesland, in denen Kommunen laut aufschreien, wann sie denn endlich einmal Flüchtlingezugeteilt bekommen. Eine Überflutung ist das ganz sicher nicht. Das ist auch der gutenZusammenarbeit zwischen Land und Kommunen geschuldet. Flüchtlinge und Asylbewerberwerden professionell vom Land in den mehr als ein Dutzend Erstaufnahmeeinrichtungen imLand aufgenommen und zielführend auf die Kommunen verteilt. Die Verteilung auf dieKommunen ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Integration. Dabei wird natürlich auch inBetracht gezogen, wie die Chancen auf eine längerfristige Bleibeperspektive aussehen. In dreiWochen wird eine zusätzliche Landesunterkunft in Husum am Engelsburger Weg dazu 2kommen. Das Land vergrößert damit nochmals seinen Aufnahmepuffer und sorgt fürzusätzliche Qualität in der Unterbringung. Die Situation in den Erstaufnahmeeinrichtungenhat sich etwas entspannt. Derzeit gibt es in allen Erstaufnahmeeinrichtungen im Land freieAufnahmeplätze. Dazu muss aber auch gesagt werden, dass die ersten Monate im Jahrtraditionell eher ruhigere Monate sind, sprich die Zugangszahlen sind einfach wesentlichniedriger als in den verbleibenden Monaten des Jahres. Was in Zukunft in Bezug auf dieZugangszahlen passiert, ist ungewiss. Niemand kann dazu Vorhersagen machen. Von daher istes wichtig, auf sämtliche Eventualitäten vorbereitet zu sein. Schleswig-Holstein ist in dieserHinsicht sicherlich gut aufgestellt. Dies spiegelt auch der Bericht der Landesregierung wider.Sämtliche Lebensbereiche sind dort beschrieben, von Schule, Gesundheit, Arbeit bis hin zurKooperation mit dem Ehrenamt. Ein breites Netzwerk ist in den vergangenen Monatengewachsen und hat sich gefestigt. Die Vorgehensweise auf sämtlichen Ebenen istprofessioneller und ein ganzes Stück routinierter geworden. Man hat dazugelernt und anErfahrungen gewonnen. Das ist glaube ich ein ganz natürlicher Prozess.Bei all den Menschen die wir in Schleswig-Holstein aufnehmen, bedeutet es aber auch, dass wireinen Teil wieder zurückschicken müssen. Etwa 800 Menschen wurden im vergangenen Jahrabgeschoben. Die meisten von ihnen verlassen freiwillig das Land. An dieser Praxis sollten wiraus Sicht des SSW auch weiterhin festhalten. Was wir nicht wollen, ist ein Abschiebeknast oderähnliches. Sondern vielmehr soll es doch darum gehen, diesen Menschen vor ihrer Ausreiseeinen sicheren Aufenthaltsort zu gewähren, der eben nicht einer Haft gleicht. Ein abgelehnterAsylantrag ist schließlich kein Verbrechen. Abschiebegewahrsam und Abschiebung gehören inder Bundesrepublik zur existierenden Rechtslage. Vor diesem Hintergrund, müssen wir diedazugehörigen Instrumente immer wieder auf den rechtlichen und politischen Prüfstandstellen. Und genau das wird zum Beispiel bei den Überlegungen für ein Abschiebegewahrsamin Fuhlsbüttel auch getan. 3Abschließend kann glaube ich jeder feststellen, dass der Ton in der Flüchtlingsfrage deutlichhärter geworden ist. Täglich erreichen uns neue Nachrichten und Bilder. Kriegsvertriebene, diemit Tränengasgranaten beschossen werden. Tausende von Menschen, die in Kälte undSchlamm ausharren. Kleine Kinder, die sich um die letzten Brotkrumen streiten müssen. DieZustände an den Grenzen in Europa werden immer extremer. Der Druck, der auf Europa lastetist enorm. Nationale Lösungen, scheinen da die einfachste und bequemste Wahl zu sein. Klarist, dass wir als Politik sowie als Gesellschaft in diesen Zeiten herausgefordert sind und dafürden einen oder anderen Umweg in Kauf nehmen müssen. Doch gilt es, diesen vor Krieg undentsetzlichsten Erfahrungen fliehenden Menschen gerecht zu werden. Die Menschen die zuuns kommen, haben ein Recht auf eine neue Heimat. Von diesem Weg sollten wir uns umnichts in aller Welt abbringen lassen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem Folgetag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html