Jette Waldinger-Thiering: Schleswig-Holstein ist exzellent!
Presseinformation Kiel, den 18. 2. 2016Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 19 Stand und Fortführung der Exzellenz-Initiative Drs. 18/3835 „Die solide Arbeit gerade beim wissenschaftlichen Nachwuchs, hat gegenüber der Antragslyrik der Mitbewerber nicht punkten können. Das ist eine bedauerliche Entwicklung, die wir umsteuern müssen.“Schleswig-Holstein ist exzellent! Forschung und Lehre an der CAU haben überzeugt; dieExzellenzcluster und die Graduiertenschulen haben hervorragende Arbeit gemacht. Leider wirddie dritte Runde der Exzellenz-Initiative ohne Beteiligung schleswig-holsteinischer Universitätendurchgeführt werden. Nun sollen Hochschulen anderer Bundesländer die Chance nutzen ihreWissenschaftsstandorte voranzubringen.Wir erinnern uns: Die Ablehnung der Exzellenz-Initiative war massiv. In der ersten Runde wurdedie Einführung einer Zwei-Klassen-Landschaft befürchtet: auf der einen Seite hoch gefördertenSpitzen-Unis, denen die Studierenden in Massen zuströmen und die alle guten Professorinnenund Professoren vom Markt saugen, und auf der anderen Seite die Massenuniversitäten, diegerade so den Kopf über Wasser halten können. Die Vorbilder aus dem Ausland gibt es reichlich. 2In Frankreich und England legt der Besuch der richtigen Universität die anschließendenKarrierechancen fest. Deutschland hielt sich immer zu Gute, dass eben nicht der Name derUniversität entscheidend ist für die Zukunft der Absolventin oder des Absolventen, sondernallein deren individuelle Leistung. Allerdings müssen wir ehrlicherweise einräumen, dass dieserosarote Brille die Wirklichkeit geschönt hat. Auch bei uns gab es immer Hochschulen mitbesonderem Prestige; aber eben keine Elite-Unis. Was wir heute haben, ist aber tatsächlich eineAufspaltung. Im Zuge eines Konzentrationsprozesses haben sich Forschungsuniversitäten undAusbildungsuniversitäten entwickelt. Das hat etwas mit der Exzellenz-Initiative zu tun. Diefestgestellte Publikationsflut der Projekte der Exzellenz-Initiative ist ein Symptom einerBündelung. Oder wie es im Bericht heißt: „Es ist allerdings unklar, inwieweit die universitärenForschungsschwerpunkte durch die Exzellenzförderung „neu“ geschaffen wurden“. Damit istauch klar: es fließen Kapazitäten weg von den Ausbildungsunis hin zu den Forschungsunis, ohnedass sich neue Potenziale entwickeln. Diese Konzentrationsprozesse sind wohl unumkehrbar.Gerade darum müssen wir diese Entwicklung unbedingt im Auge behaltenDer Kurswechsel in der Universitätspolitik war grundsätzlich richtig. Allerdings wurde an einigenStellen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet und gute Strukturen oftmals nicht anerkannt. Dievielfältige deutsche Universitätslandschaft wurde auf Teufel komm raus an internationaleStandards angepasst. Dabei wurden Fehler gemacht.Darum begrüßt der SSW ausdrücklich die Arbeit der Imboden-Kommission. Wen wundert‘s, dassnicht alles Gold ist, was da glänzt. Die Imboden-Kommission spricht von Baustellen; das ist wohlder Begriff, der zeigt, dass ein dringender Handlungsbedarf besteht; aber eben auch, dassteilweise schon mit der Lösung der Probleme begonnen worden ist.Umsetzungsprobleme, wie die erhebliche Belastung durch die Formulierung von Anträgen imRahmen der Exzellenz-Initiative, werden im Bericht ebenso kritisiert wie das Problem derNachwuchsförderung nach Abschluss der Promotion, die sich durch die neuen Strukturen sogarverschlechtert hat. Wir brauchen motivierte Professorinnen und Professoren; deren Ausbildung 3ist allerdings nach Ende der Promotionsphase nicht gewährleistet. Diese Baustelle kannSchleswig-Holstein wohl aber nicht aus eigener Kraft auflösen.Die Empfehlungen der Kommission fließen ins Gesamtkonzept für eine neue Bund-Länder-Initiative ein. Die Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder soll bis Mitte des Jahreszusammen mit den Ministerpräsidenten ein neues Konzept vorlegen. Es war richtig, vor weiterenEntscheidungen erst einmal die Auswirkungen der Exzellenz-Initiative untersuchen zu lassen.Dabei sollte es eine Rolle spielen, dass Schleswig-Holstein, ebenso wie die anderen Nordländer, inder dritten Runde der Exzellenz-Initiative nicht vertreten sein wird. Die solide Arbeit gerade beimwissenschaftlichen Nachwuchs, hat gegenüber der Antragslyrik der Mitbewerber nicht punktenkönnen. Das ist eine bedauerliche Entwicklung, die wir umsteuern müssen. DieGraduiertenschulen an der CAU haben hochmotivierte und kollegial organisierte Forschungermöglicht, die vor allem jungen Frauen gute Chancen einräumen. Die gute Betreuungsstrukturin den Graduiertenschulen - oftmals ist die Mehrfachbetreuung die Regel – findet Eingang in diePromotionsordnung. Das ist der richtige Weg und darum ausdrücklich zu begrüßen.Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html