Lars Harms: Wir müssen dafür sorgen, dass Landwirte finanziell belohnt werden, wenn sie für die Gesellschaft wichtige Leistungen erbringen
Presseinformation Kiel, den 17.01.2016Es gilt das gesprochene WortLars Harms: TOP 14 + 28 Anträge zur Unterstützung der Landwirte und zur Begegnung der Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels Drs. 18/3816 + 18/3848 „Wir müssen dafür sorgen, dass Landwirte finanziell belohnt werden, wenn sie für die Gesellschaft wichtige Leistungen erbringen.“ Die Preisentwicklung des Milchmarktes ist seit Jahren auf einem niedrigen Niveau. Den Milcherzeugern ist es kaum noch möglich, kostendeckend zu wirtschaften. Milch hat sich zu einem Produkt entwickelt, das zu Ramschpreisen verhökert wird. Die Folge: viele kleinere Betriebe bangen um ihre Existenz und um nicht in eine finanzielle Schieflage zu gelangen, werden Rücklagen angegriffen. Es herrscht Ratlosigkeit und zum Teil Hoffnungslosigkeit in den Betrieben und den betroffenen Familien. Ein Ende ist bisher nicht absehbar. Es gibt keine klare Prognose, wann sich die Situation verbessert. So sieht es leider aus. Mit dem Wegfall der Milchquote im letzten Jahr wurde der Milchmarkt von der Kette gelassen. Seitdem kann in der EU unkontrolliert viel Milch produziert werden. Und es wurde seit dem zu 2viel Milch produziert, so dass wir heute Milch im Überfluss haben. Diese Überproduktion wirktsich dementsprechend negativ auf den Erzeugerpreis aus. Das sind die Regeln des Marktes.Neben der Überproduktion tragen das russische Einfuhrverbot und die gesunkene Nachfrageaus China ihren Teil zur Milchkrise bei und haben seit dem die Situation weiter verschärft.Es ist aber nicht der Landwirt oder der Milchbauer, der den Milchmarkt von der Kette gelassenhat. Dies ist auf einen politischen Beschluss zurückzuführen, die Milchquote aufzuheben. Sohart es auch klingen mag, ungeachtet der derzeitigen Situation war dieser Beschluss richtig.Über Jahrzehnte wurde von Seiten der EU in den landwirtschaftlichen Produktionsmarkteingegriffen. Falsch gelenkte Subventionen oder Eingriffe haben die Landwirtschaft überJahrzehnte vergiftet. Nun wird der Landwirtschaft das süße Gift nach und nach entzogen. Undwir sehen die Folgen. Aber um es deutlich zu sagen, der Weg dorthin zurück ist nicht derrichtige.Wenn wir einen solchen Weg wieder einschlagen, dann schaffen wir nie mehr Marktwirtschaftin der Landwirtschaft, sondern subventionieren weiter landwirtschaftliche Produktion. DieseArt des Markteingriffs, wie in der Vergangenheit, ist nicht der richtige Weg. Deshalb müssenwir davon wegkommen. Daher halte ich die Idee, die Agrarpolitik umzustellen für besser. MehrMarkt und dann eine Grundförderung ohne Bezug auf die Produktion. Genau das ist derrichtige Weg.Die Frage die sich stellt ist: Warum entsteht der Preisdruck auf alle möglichenlandwirtschaftlichen Produkte? Der Druck entsteht, weil es viele Anbieter der Produkte gibt –nämlich Landwirte. Und auf der anderen Seite des Marktes, bei den Nachfragern, haben wir esmehr oder weniger mit einem Oligopol von einigen wenigen großen Lebensmittelketten zutun. Diese Situation führt dann dazu, dass sich die Ketten im Drücken der Preise relativ einigsind und so nicht nur die Landwirte leiden müssen, sondern auch kleinere Lebensmittelkettenmehr und mehr aus dem Markt gedrängt werden und verschwinden. 3Auch die Molkereien stehen vor dem Problem, dass sie keine anderen Möglichkeiten haben, alsmitzubieten oder auszusteigen. Dies führt letztendlich dazu, dass die niedrigen Preise an dieProduzenten weitergereicht werden.Daher sollte eigentlich mehr in das Kartell der Lebensmittelketten eingegriffen werden. Oderzumindest muss in Zukunft verhindert werden, dass die Konzentration bei den Nachfragernweiter fortschreitet. Denn erst, wenn auch auf dieser Seite des Marktes marktwirtschaftlicherWettbewerb herrscht, sind auch wieder höhere Preise zu erzielen. Aber dies sind dicke Bretterdie gebohrt werden müssen.Leider ist derzeit keine kurzfristige Lösung in Sicht, die das Problem lösen kann. Dazu kommt,dass Schleswig-Holstein keine direkte Handhabe hat. Auch der Bund kann nicht wirklich etwasbewegen. Alleingänge sind kontraproduktiv. Entscheidungen für eine kurzfristige Lösung sindauf EU-Ebene zu treffen. Doch der Monolit bewegt sich derzeit nicht.Langfristig müssen wir dafür sorgen, dass Landwirte finanziell belohnt werden, wenn sie fürdie Gesellschaft wichtige Leistungen erbringen. Mittlerweile ist der gesellschaftliche Willeimmer stärker geworden, Umweltaspekte in der Landwirtschaft zu berücksichtigen und zufördern. Wir sind hier bereits auf dem richtigen Weg, indem für Agrarumweltmaßnahmenstärker gefördert werden. Aber hier muss mehr getan werden.Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html