Lars Harms: Für uns steht der Präventionsgedanke immer im Vordergrund
Presseinformation Kiel, den 17.02.2016Es gilt das gesprochene WortLars Harms:TOP 24 Cannabis legalisieren – Konsumenten entkriminalisieren Drs. 18/3844 „Sowohl in der Prävention als auch in der Frage der Entkriminalisierung der Süchtigen ist das Land Schleswig-Holstein gut aufgestellt.“Diese Koalition hält an ihrem Ziel fest, Schleswig-Holstein in seiner modernen undfortschrittlichen Drogen- und Suchtpolitik zu stärken und sie weiter fortzuschreiben.Um es aber auch klar zu sagen, bei aller Modernisierung und Fortschreibung der Drogenpolitik,steht der Präventionsgedanke für uns immer im Vordergrund. So geht es auch deutlich ausdem vorliegenden Änderungsantrag hervor. Für uns steht der Konsument oder der Suchtkrankeim Focus, die wir mit Prävention und Aufklärung erreichen wollen. Damit dies gelingen kann,brauchen wir niedrigschwellige und qualifizierte Hilfsangebote. Dort müssen wir ansetzen, umden suchtkranken Menschen Hilfe zukommen zu lassen, die Hilfe brauchen und annehmenwollen. Damit wir diesen Ansatz erfolgreich weitergehen können, brauchen wir die finanzielleAbsicherung und Fortentwicklung effektiver Suchtpräventionsangebote für legale und illegale 2Drogen sowie die Umsetzung eines konsequenten Kinder- und Jugendschutzes. Deshalb gilt,wir müssen frühzeitig an die Kinder und Jugendlichen herankommen, bevor sie alsHeranwachsende und Erwachsene mit schier unüberwindlichen medizinischen und sozialenProblemen in den Einrichtungen der Drogenhilfe ankommen. Mit diesem Ansatz sind wir inSchleswig-Holstein auf einem guten Weg.Es geht uns auch nicht darum, Suchtkranke oder Konsumenten zu kriminalisieren. Dieserepressive Vorgehensweise hat nach Auffassung des SSW bisher nicht zum Erfolg in derDrogenpolitik geführt. Die Kriminalisierung des Drogenkonsums dient weder derSuchtvorbeugung noch ist sie im Sinne der Überwindung von Abhängigkeit besonders effektiv.Die konsequente Strafverfolgung muss dort ansetzen, wo mit dem Stoff gehandelt und gedealtwird. Soll heißen: Kriminelle Dealer und der organisierte Drogenhandel gehören in den Focusder Strafverfolgung.Wie wir wissen hat Schleswig-Holstein bereits zweimal einen Anlauf unternommen undInitiativen auf Bundesebene gestartet, um eine bundeseinheitliche Definition der geringenMengen zum Eigenverbrauch von Cannabis gemäß § 31a BtMG zu erreichen. Bisher leidererfolglos. Daher sehen wir den Antrag der Piraten eher rückwärtsgewandt, als dass er uns inder Sache voranbringt. Wir müssen erkennen, dass es derzeit kurzfristig nicht möglich ist, einebundesweite Vereinheitlichung der Regelung hinzubekommen. Das sollten wir dann auchirgendwann akzeptieren.Vielmehr sollten wir uns auf den Punkt fokussieren, wenn es um die medizinische Verwendungvon Cannabis geht. Cannabis hat durchaus Potential im medizinischen Gebrauch. Auch wennan der medizinischen Anwendung noch intensiv geforscht wird, gibt es Erfolge bei derAnwendung von Cannabis bei Schmerz- oder Palliativpatienten. Cannabis ist natürlich kein 3Allheilmittel, aber es gibt anscheinend Anwendungsbereiche, wo Cannabis eine effektive undnebenwirkungsarme Medizin darstellt.Daher halten wir es für angebracht, hier für eine Öffnung der Regelungen zu werben.Ein weiterer wichtiger Punkt unseres Änderungsantrages, ist die Thematisierung dersubstanzlosen Sucht – hier Mediensucht. Eine jüngst veröffentlichte Studie der DAK macht dieNotwendigkeit einer umfassenden und qualifizierten Präventionsarbeit für den Bereich derMediennutzung deutlich. Demnach kann ein exzessives Agieren im virtuellen Raum zumassiver Irritation innerfamiliärer Kommunikation, zu Entwicklungsverzögerungen undsozialem Rückzug führen. Auf Bundesebene wurden bereits von verschiedenen StellenInitiativen in Gang gebracht, die sich diesem Thema widmen oder Empfehlungen zur Hilfe undPrävention erarbeiten. Auch bei uns im Land gibt es Beratungsstellen oder andereAnlaufstellen, die sich bereits mit dem Thema befassen. Trotzdem halte ich es für sinnvoll undrichtig, Mediensucht aus der stillen Ecke herauszuholen und das Bewusstsein für diese Formder Sucht zu schärfen.Suchtpolitik ist vielfältig und unser Änderungsantrag verdeutlicht dies. Es geht nicht nur umdie Legalisierung von Cannabis. Es geht um viele verschiedene Suchtformen. Sowohl in derPrävention als auch in der Frage der Entkriminalisierung der Süchtigen ist das Land Schleswig-Holstein gut aufgestellt.Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html