Flemming Meyer: Wir sind auf einem guten Weg - und doch bleibt die Pflege natürlich eine Daueraufgabe
Presseinformation Kiel, den 21.01.2016Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 45 Situation der Pflege in Schleswig-Holstein Drs. 18/3647 „Wir sind auf einem guten Weg - und doch bleibt die Pflege natürlich eine Daueraufgabe“Erst einmal möchte ich mich für den Bericht der Ministerin bedanken. Genau wie imLandespflegebericht wurde eins sehr deutlich: Zwar nimmt die statistische Wahrscheinlichkeit,im Alter pflegebedürftig zu werden, ab. Aber die absolute Zahl der Pflegebedürftigen nimmtstetig weiter zu. Und nicht zuletzt weil die geburtenstarken Jahrgänge langsam aber sicher inRente gehen, wird sich diese Situation eher noch verschärfen. Eins ist aus Sicht des SSWjedenfalls klar: An der grundsätzlichen Notwendigkeit, die Pflege umfassend und langfristig zustärken, hat sich nichts geändert.Vor allem eine Erkenntnis bleibt hochaktuell: Die Herausforderungen im Pflegebereich sindextrem vielfältig. Um das Berufsfeld insgesamt aufzuwerten, müssen wir vor allem dieArbeitsbedingungen nachhaltig verbessern. Außerdem müssen wir uns dringend für eine viel 2stärkere Wertschätzung für Pflegende einsetzen. Hier sind wir zwar längst dran - aber das sindnun mal echte Daueraufgaben, die allein auch nicht reichen. Denn daneben spielen zumBeispiel auch die Aus- und Weiterbildung und die Akademisierung der Pflegeberufe eine großeRolle. Die Bedeutung einer hochqualifizierten Ausbildung ist viel wichtiger, als mancheglauben. Studien belegen eindeutig, dass die Arbeitszufriedenheit eng mit einer gutenAusbildung zusammenhängt. Erst sie gibt einem die Sicherheit, die man für die Ausübungbraucht. Deshalb müssen wir die Fort- und Weiterbildung regelmäßig an die verändertenAnforderungen im Pflegeberuf anpassen. Davon profitieren Pflegebedürftige und Pflegende.Pflege muss menschlich sein. Und wenn es um die Quantität als erste Voraussetzung hierfürgeht, dann stehen wir vergleichsweise gut da: Die Gruppe der Pflegefachkräfte ist seit 2001 umrund ein Drittel gewachsen. Und die Zahl der Auszubildenden im Bereich Altenpflege undAltenpflegehilfe ist seit 2008 sogar um 67 Prozent gestiegen. Fakt ist, dass die entsprechendenHaushaltsmittel von circa 3,7 Millionen Euro in 2008 auf derzeit 5,4 Millionen Euro erhöhtwurden. Mittlerweile haben wir 1.800 landesgeförderte schulische Ausbildungsplätze und dieAusbildung ist damit de facto kostenlos.Doch wir brauchen natürlich nicht nur eine Antwort auf die Frage, wie viele Pflegekräfte zurDeckung des Bedarfs nötig sind. Die Frage der Qualität ist mindestens genauso wichtig. Für unsist klar, dass Pflege nur qualitativ hochwertig sein kann, wenn es Zeit und Platz fürZwischenmenschlichkeit und Zuwendung gibt. Diesen Raum wollen und müssen wirunbedingt erhalten. Im Klartext heißt das nichts anderes, als ein besserer Personalschlüssel beiweniger Dokumentation und mehr Möglichkeiten, um zum Beispiel Familie und Beruf untereinen Hut zu bekommen. Auch hier sind wir dran - aber eben längst nicht am Ziel. Hier musssich nicht zuletzt die Bundesebene bewegen, und zum Beispiel durch eine verbindliche 3Personalbemessung den Weg für eine gute und individuelle Betreuung und Pflege derBedürftigen frei machen.Mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen will ich eins deutlich sagen: Immer mehrMenschen wollen möglichst selbstbestimmt und möglichst lange im gewohnten Umfeld altwerden. Das ist absolut nachvollziehbar und muss aus meiner Sicht endlich stärkerberücksichtigt werden. Gerade weil Schleswig-Holstein aber die höchste stationäreVersorgungsquote aller Länder hat, müssen wir hier schnell - und noch dazu ganz erheblich -umstrukturieren. Mich freut, dass auch die strategische Zielsetzung desLandespflegeausschuss in diese Richtung geht. Hier hat man sich ja unter anderem daraufverständigt, die Selbsthilfepotentiale von Pflegebedürftigen und Angehörigen zu stärken unddie nachbarschaftliche Unterstützungsbereitschaft zu fördern. Das sind wichtigeAnsatzpunkte, und wir werden uns natürlich für die nötigen Rahmenbedingungen einsetzen.Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html