Lars harms: Mehr Polizei in der Fläche ist kein Allheilmittel
Presseinformation Kiel, den 21. Januar 2015 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 16+18+40 Bekämpfung der Einbruchskriminalität und Stärkung der Justiz Drs. 18/3730, 18/3732, 18/3713, 18/3524 „Mehr Polizei in der Fläche ist kein Allheilmittel.“ Ein Blick auf die Zahlen zu den verübten Einbrüchen reicht, um den deutlichen Anstieg zu erkennen. Die Fallzahlen bewegen sich in der gesamten Bundesrepublik auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Was jedoch auch dazu gesagt werden muss ist, dass es sich nicht um eine markante Steigerung der Kriminalitätsraten im Allgemeinen handelt. Sondern es geht ganz explizit um die Verschiebung von Schwerpunkten. Diebstähle gehören seit Generationen zu dem am häufigsten verübten Straftaten. Dabei unterscheidet man zwischen schwerem und einfachem Diebstahl. Ein Wohnungseinbruch kann je nach Tatverlauf in eine der beiden Kategorien fallen. Wohnungseinbrüche sind nichts Neues, ihr derzeit hoher Anteil in der sogenannten Straftatengruppe ist jedoch durchaus neu. Autos, Geschäfte oder Büroräume 2scheinen in diesen Zeiten weniger interessant bzw. lukrativ zu sein, als Privatwohnungen oderfreistehende Häuser. Der Anstieg der Einbruchszahlen beschäftigt uns im Land schon seit einpaar Jahren. So wurde bereits im Herbst 2012 ein entsprechendes Konzept desInnenministeriums vorgestellt. Der Schwerpunkt wurde richtig gesetzt und das Problem wurdeoffen kommuniziert. Zudem wurde von schleswig-holsteinischer Seite auch mit den Kollegenin Hamburg eine dauerhafte Zusammenarbeit auf die Beine gestellt. Auch wird mit weiterenPartnern in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Dänemark zusammengearbeitet.Es passiert also schon sehr viel und es ist keineswegs so, dass unser Staat hier hilflos wäre odergar die Menschen mit dem Problem Einbruchskriminalität alleine gelassen werden.Zurück zur offenen Kommunikation. Was wir wissen ist, dass vor allem der Hamburger Randund die Ballungszentren um Kiel und Lübeck besonders betroffen sind. Doch es geht oftmalsauch um mittelgroße Orte, die an zentralen Verkehrsachsen, wie etwa einer Bundesstraßeliegen. Dort finden sich mehrheitlich Einfamilienhäuser, die keinen zu großen Abstandzwischen den einzelnen Häusern aufweisen. Harrislee ist so ein Ort, im Jahr 2014 ist dieKriminalität, im Vergleich zum Vorjahr, dort um fast 40% gestiegen. In Handewitt waren esfast 70%. Darunter fallen eben auch und gerade die Wohnungseinbrüche, die wohl ursächlichfür diese Steigerungsraten sind. Bezeichnend ist, dass beide Orte in direkter Nähe zuBundesstraßen und der A7 gelegen sind. Die Täter nutzen diese als Fluchtrouten. Generellagieren sie in verschiedenen Regionen und sind in Gruppen bzw. Bandenzusammengeschlossen, die dementsprechend äußerst professionell vorgehen. Ihnen mussman infolgedessen auch professionell entgegentreten. Und genau das macht unsereLandespolizei.Für uns als SSW hat sich gezeigt, dass professionelle Ermittlungsteams, die sich auf diese Artder Kriminalität spezialisieren, der richtige Weg sind. Nur mit professionellen Mitteln werden 3wir der Banden habhaft. Es ist ein Trugschluss zu glauben, eine Polizeistation vor Ort würdezukünftige Einbrüche verhindern können. Sondern vielmehr werden die Einbrüche auch ingrößeren Orten begangen, in denen eben eine Polizeistation vorhanden ist. Mehr Polizei in derFläche ist daher kein Allheilmittel. Leider. Sondern es geht darum, effizienter zu werden undjedes Mal hinzulernen zu können. Überall einen Dorfsheriff zu haben, kann sogar dazu führen,dass bei begrenzter Anzahl von Polizisten, die professionellen Ermittlungsteams ausdünnenund nicht mehr so effektiv arbeiten können. Genau das wollen wir nicht!In den letzten Wochen wurde viel über das Zusammenspiel von Polizei und Justiz gesprochen.Das Empfinden der Menschen in Bezug auf nicht ausreichende Haftgründe beiWohnungseinbrüchen ist sehr emotional, was es schwer macht, diesem Empfinden zubegegnen. Nichtsdestotrotz handelt die Justiz unabhängig. Und von daher steht es der Politiknicht zu, einfach mal die Richter anzuweisen, hier härter zu agieren. Schon gar nicht, wennman keine gesicherte Datenbasis hat. Deshalb liegt es an der Justiz selbst, dieses Themaaufzunehmen und das subjektive Empfinden der Menschen zum Anlass zu nehmen, zu prüfen,ob in der Rechtsprechung Dinge in Zukunft anders gesehen werden müssen oder eben auchnicht.Was sich dabei an der einen oder anderen Stelle jedoch vermissen lässt, ist die Aufklärung überdas Wirken der Justiz. Aufgabe der Justiz ist es auch, über ihre Arbeit zu berichten und ebendadurch auch aufzuklären. Ein Wunsch von uns als SSW ist es, dass Konsequenzen einerStraftat in Zukunft schneller sichtbar werden. Natürlich ist das mit den derzeitigenVerfahrensdauern keine einfache Sache, jedoch kann die schnelle Sichtbarkeit vonKonsequenzen entscheidend sein für eine Verhinderung von Straftaten. Denn klar ist, die Tätersind Wiederholungstäter und lassen sich nur von Strafen abschrecken. Von daher ist dasunmittelbare Aufzeigen der strafrechtlichen Konsequenzen ein bedeutsamer Punkt, um die 4Straftaten einzudämmen. Und hier müssen wir uns in der Tat Gedanken machen, ob einepersonelle Aufstockung im Justizbereich hier hilfreich sein kann, die Verfahren zubeschleunigen und damit auch den Verbrechern unmittelbarer die Konsequenzen ihresHandelns schneller aufzeigen zu können. Wir als SSW können sehen, dass hier noch etwaserfolgen muss. Es nützt nichts, wenn die Polizei Straftäter fängt und wir dann nicht dasPersonal haben, um die Strafverfolgung zeitnah zu bewerkstelligen.Was wir als SSW ablehnen, ist ein pauschales Verschärfen und Aufrüsten der Gesetzgebung.Die Union ist der unangefochtene Meister darin, genau dieses zu fordern. Gratulieren kannman dazu jedenfalls nicht. Denn mit Aktionismus ist bisher kein weiterer Fall geklärt oder garverhindert worden. Das sogenannte Sofortprogramm zur Inneren Sicherheit der Nord-Union,welches kürzlich vorgestellt wurde, ist nichts anderes als purer Aktionismus. Flüchtlingshilfe istplötzlich nicht mehr wichtig, sondern die dort eingesetzten Polizeibeamten sollen sichschlichtweg um anderes zu kümmern haben. Klingt für mich jedenfalls ziemlich weltfremd.Zudem werden hier die Betroffenen gegeneinander ausgespielt, in einem Spiel in dem es keineGewinner geben kann. Von daher können wir als SSW eine solche Forderung nur zurückweisen.Im Übrigen wollte die alte Regierung noch Polizeistellen streichen, die wir nicht nur erhalten,sondern wieder aufstocken. Hier nun verbal dicke Backen zu machen, ist da nun wirklich fehlam Platze.Es besteht kein Zweifel daran, dass ein Einbruch ein schwerer Eingriff in die Privatsphäre und indas Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger darstellt. Dass nur jeder zehnteEinbruch überhaupt aufgeklärt wird, können wir als Rechtsstaat nicht hinnehmen. Die rot-grün-blaue Koalition hat nicht nur vor diesem Hintergrund beschlossen, für mehr Polizeistellenund Ausbildungsstellen Sorge zu tragen. Zudem muss es schlichtweg darum gehen, dieZusammenarbeit mit unseren Nachbarn in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, 5Niedersachsen und Dänemark noch weiter auszuweiten. Ferner geht es darum, die täglicheArbeit der Justiz in unserem Land noch offener zu kommunizieren. Denn Fakt ist, dass rund umdie Justiz große Unwissenheit herrscht, was natürlich bedauernswert ist. Darüber hinausgehört die Prävention vor Wohnungseinbrüchen zu einem ganz entscheidenden Element. Esgibt wenig andere Bereiche, in denen man mit so wenigen Veränderungen so viel bewirkenkann. Nur wenige Maßnahmen reichen aus, um die Gefahr vor Einbrüchen erheblich zu senkenund das ohne sein Eigentum gleich in eine Festung verwandeln zu müssen. Von daher ist esbegrüßenswert, dass die Landespolizei regelmäßig über Einbruchskriminalität in den Medieninformieren will. Zudem werden Veranstaltungen zum Thema Prävention durchgeführt und injeder Polizeistation im Land liegen die entsprechenden Flyer aus.Was wir tatsächlich feststellen können ist, dass die Landespolizei auf einem sehr hohen Niveauarbeitet. Das gilt vor allem auch, wenn es um Wohnungseinbrüche geht. Klar ist auch, dass dieAnsprüche von Politik und Bevölkerung in gleicher Weise hoch sind. Unsere Polizei erfülltallerdings auch diese Ansprüche und unser Staat ist handlungsfähig!Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html