Lars Harms: Anstatt blind Alarm zu schlagen, sollte man sich vielleicht mal die Erfahrungen in Rheinland-Pfalz anschauen
Presseinformation Kiel, den 17.12.2015Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 10+18 Änderung des Gesetzes über die Bürgerbeauftragte für soziale Angelegenheiten und Antrag „Kein Polizeibeauftragter für Schleswig-Holstein“ Drs. 18/3655 und 3642 „Anstatt blind Alarm zu schlagen, sollte man sich vielleicht mal die Erfahrungen in Rheinland-Pfalz anschauen.“Ich denke, beim Thema Polizeibeauftragter kann ein wenig mehr Sachlichkeit in derAuseinandersetzung wirklich nicht schaden. Nicht nur, dass sich die CDU schon bei der bloßenIdee und ohne jegliche Detailkenntnis mit Händen und Füßen wehrt. Sie sieht sich auch nochgenötigt, auf dieser fragwürdigen Basis in die Polizeistationen des Landes auszuschwärmen,um Stimmung gegen diese Initiative zu machen. So viel blinder Aktionismus erinnert an einenaufgeschreckten Hühnerhaufen, der noch dazu um ein ungelegtes Ei herumrennt. Aus Sicht desSSW ist der Sache damit wirklich nicht gedient. 2Ich will gerne zugeben, dass uns mit der Schaffung der Institution des Polizeibeauftragtennatürlich nicht jedes zukünftig zu behandelnde Problem bekannt ist. Wie sollte es auch anderssein? Wer es aber bis heute versäumt hat, den Entwurf zu lesen, den kann ich beruhigen:Natürlich ist auch eine Berichtspflicht, analog zu jener der Bürgerbeauftragten, Teil unsererGesetzesänderung. Hier werden wir natürlich genau hinschauen, um Art und Umfang derEingaben und die Arbeit der Polizeibeauftragten insgesamt zu evaluieren.Anstatt blind Alarm zu schlagen, sollte man sich vielleicht mal die Erfahrungen in Rheinland-Pfalz anschauen. Hier wurde der Polizeibeauftragte im Juli 2014 eingeführt. Und er wird dortmitnichten als Ausdruck des Misstrauens gegenüber der Polizei verstanden. Im Übrigen auchnicht von der GDP. Vielmehr zeigt sich, dass der Beauftragte nicht nur von den Bürgern,sondern vor allem auch von der Polizei selbst, als Gewinn gesehen wird. Aus dem ersten Berichtgeht hervor, dass er sich innerhalb eines Jahres für die Belange von 54 Bürgern und 29Polizeibeamten einsetzen konnte. Die Überprüfung der Beschwerden gegen die Polizei ergab inkeinem einzigen Fall ein Fehlverhalten, was ja auch zu einer erhöhten Sicherheit für diebetroffenen Polizeibediensteten führt. Der Polizeibeauftragte hat aber in vielen Fällen zu einerBefriedung des Konflikts und zu mehr Transparenz des polizeilichen Handelns beigetragen.Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Keiner in dieser Koalition hat den Eindruck, dasssich unsere Polizei in irgendeiner Form flächendeckend oder gar systematisch fehl verhält. Aberim Verhältnis von Bürgern zur Polizei gibt es - wie in vielen anderen Bereichen auch - einzelneProblemfälle, die durchaus auch unbewusst geschehen können. Hier kann oft schon eine Formvon Mediation oder Moderation helfen. Deshalb ist es aus unserer Sicht wichtig, eineniedrigschwellige Anlaufstelle unterhalb der formalrechtlichen Ebene zu schaffen. Neben derBefassung mit innerpolizeilichen Angelegenheiten soll und wird die Polizeibeauftragte also 3auch das Verhältnis zwischen Polizei und Bürgerinnen und Bürgern stärken. Dass von dieserArbeit letztlich beide Seiten profitieren, sollte eigentlich klar sein.Eins ist für uns als SSW ganz wichtig: Unsere Polizistinnen und Polizisten leisten hervorragendeArbeit. Und das oft genug über die Belastungsgrenze hinaus. Natürlich sollen sie in ihrer Arbeitin keiner Weise behindert werden. Im Gegenteil: Sie sollen und werden von der Institution desPolizeibeauftragten profitieren. Denn sie können nicht nur auf Missstände hinweisen, sonderneben auch unabhängige Beratung und Hilfe in sozialen und persönlichen Konfliktsituationenerhalten. Auf Wunsch natürlich auch anonym. Ähnlich wie in Rheinland-Pfalz, verbinden wirmit der Einrichtung die klare Erwartung, dass jede Eingabe grundsätzlich als konstruktive Kritikgewertet wird. Kritik, die dann mittel- bis langfristig auch über den jeweiligen Einzelfall hinauszu Qualitätsverbesserungen und zu mehr Arbeitszufriedenheit führt.Ich hoffe, dass wir mit dieser Debatte zumindest etwas mehr Licht ins Dunkel bringen konnten.Niemand hat irgendein diffuses Misstrauen gegen unsere Landespolizei. Uns geht es einzigund allein darum, die Qualität polizeilicher Arbeit durch eine unabhängige Begleitung zusichern und wenn möglich weiter zu stärken. Und dass wir diesen Prozess und die Arbeit dieserneuen Stelle nicht nur aufmerksam begleiten und evaluieren, sondern gegebenenfalls auchweiter optimieren werden, versteht sich hoffentlich von selbst.