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19.11.15
15:32 Uhr
SPD

Birte Pauls zu TOP 9 + 57: Unser Reichtum an Sprachen ist auch Verpflichtung

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html



Kiel, 19. November 2015



TOP 9 + 57: Gesetzentwurf zur Stärkung der autochthonen Minderheiten / Bericht Handlungsplan Sprachenpolitik (Drs. 18/3536 und 18/3410)



Birte Pauls:
Unser Reichtum an Sprachen ist auch Verpflichtung


Butter bei die Fische! Und wieder einmal ist „der echte Norden“ ganz oben. Denn wir reden nicht nur, wir handeln. Der vorgelegte und viel beachtete Handlungsplan Sprachenpolitik setzt einmal mehr hohe und gerechtfertigte Maßstäbe an unser vielfältiges Land.
Wir sind das einzige Bundesland, das 4 Regional- und Minderheitensprachen beheimatet: Niederdeutsch, Dänisch, Friesisch und Romanes. Dieser kulturelle und sprachliche Reichtum macht uns vielfältig und einzigartig. Darauf sind wir stolz.
Gleichzeitig ist er aber auch Verpflichtung, denn Sprachen kann man nicht ins Museum stellen, um sie zu erhalten. Sprachen muss man sprechen, damit sie erhalten werden. Sie archivieren unsere Geschichte. Und besonders die Regional – und Minderheitensprachen haben Geschichten zu erzählen, die die Mehrheitsbevölkerung und die Minderheiten verbindet. Genau das ist auch Ziel der Europäischen Sprachencharta, die 1998 von Deutschland ratifiziert wurde 2



und die seit dem 1. Januar 1999 in Deutschland in Kraft ist. Eine kluge Entscheidung, wie ich finde.
Es reicht aber nicht eine Unterschrift. Für die Umsetzung einer Charta bedarf es klarer Handlungsziele, die der Handlungsplan Sprache für Schleswig-Holstein neu definiert. Ziel ist es, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und ein tieferes Bewusstsein für die Sprachen zu verankern. Das geschieht nur, wenn die Sprachen sichtbar und hörbar sind, wenn sie gesprochen und gelebt werden.
Und wie das gehen kann beschreibt der Handlungsplan Sprache, der bei allen Vertretern der Minderheiten- und Regionalsprachen auf großes Lob gestoßen ist. An dieser Stelle einen herzlichen Dank und ein großes Lob an die Beauftragte des Ministerpräsidenten für Minderheiten, Grenzlandangelegenheiten und Plattdüütsch, Renate Schnack. Sie schnackt nicht nur, sie handelt. Sie ist diejenige, die auch in Sachen Handlungsplan Sprache Butter bei die Fische getan hat.
Im Plattdeutschen haben wir bereits einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Erstmalig haben wir durch die Etablierung von aufwachsenden Stunden an z.Zt. 29 Schulen im Land das Plattdeutsche systematisch gefördert. 2.000 Kinder lernen die plattdeutsche Sprache an der Schule. Mit dem neu entwickelten Schulbuch „Paul un Emma snackt plattdüütsch“ steht ebenfalls erstmalig ein pädagogisches Lehrbuch zur Verfügung.
Für ihre hervorragende und vorausschauende Arbeit möchten wir uns gerne stellvertretend für alle, die daran mitgewirkt haben, beim Schleswig Holsteinischen Heimatbund bedanken. Die stellvertretende Landesvorsitzende, die Kollegin Serpil Midyatli, möchte ich bitten, diesen Dank zu übermitteln. Danke auch an dieser Stelle an den Kollegen Klaus Jensen für die gute Zusammenarbeit im Beirat Niederdeutsch und dessen Arbeitsgruppe Bildung.
Uns war und ist immer wichtig, dass es in der Minderheitenpolitik um die Sache geht und nicht um Parteipolitik. Minderheitenpolitik und Regionalsprachen dürfen nicht zum Spielball politischer Mehrheiten werden.
Laut dem Gesetzentwurf, den wir heute in 1. Lesung beraten, können jetzt erstmalig auch Behördenunterlagen in den Minderheiten- und Regionalsprachen der jeweiligen Region vorgelegt werden. Friesisch in Nordfriesland und auf Helgoland, Dänisch in Flensburg, 3



Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und Rendsburg-Eckernförde. Das gleiche gilt für Plattdeutsch.
Erstmalig wurden im Sommer Niederdeutschkenntnisse in einer Stellenausschreibung des Landes als Kriterium gefordert und das wird zukünftig in das Nachwuchskräftekonzept des Landes einfließen. Das wird mit diesem Gesetz zur Routine, friesische Sprachkenntnisse werden zukünftig zum Einstellungskriterium bei Behörden im friesischen Sprachraum.
Sprache kann nicht nur gehört werden, sondern auch sichtbar gemacht werden. Sicherlich werden nicht nur Touristen zukünftig zweimal hinschauen, wenn es auf dem Schild nicht nur nach Dagebüll sondern auch nach Doogebel und nicht nur nach Husum sondern auch nach Hüsem geht. Damit ergänzen wir das 10 Jahre alte Friesengesetz.
Sinti und Roma wünschen keine Verschriftlichung ihrer Sprache. Romanes wird gesprochen und gelebt; dafür die Rahmenbedingungen zu ermöglichen ist unsere politische Aufgabe.
Die Umsetzung des Handlungsplans Sprache ist ein richtiger und bedeutsamer Schritt zur Umsetzung der Verpflichtungen aus der Europäischen Sprachencharta in Schleswig-Holstein. Der Ihnen vorliegende Gesetzentwurf greift wesentliche Bereiche auf. Ich freue mich auf die Beratung in den Ausschüssen (Europaausschuss und Innenausschuss).