Jette Waldinger-Thiering: Wir sollten uns gemeinsam um Inhalte kümmern, statt ewig über Strukturen zu reden
Presseinformation Kiel, den 18.11.2015Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 6 Entwurf eines Gesetzes zur Schaffung von Wahlfreiheit an Gymnasien Drs. 18/1648 und 18/3543 „Wir sollten uns gemeinsam um Inhalte kümmern, statt ewig über Strukturen zu reden“Ich bin weit davon entfernt, zu behaupten wir hätten im Bildungsbereich keine Baustellen.Allein schon die heutige Debatte zum Handyverbot hat klar gezeigt, dass es gerade im BereichSchule immer wieder Herausforderungen und Probleme gibt, die wir gemeinsam anpackenwollen und anpacken müssen. Natürlich stehen wir zu dieser Verantwortung. Aber es ist anverschiedenen Stellen auch deutlich geworden, dass wir gleichzeitig großes Vertrauen in dieMitgestaltung der Eltern, Schüler und Lehrkräfte im Land haben. Eins ist für uns völlig klar: Nurgemeinsam wird es gelingen, unsere Schulen so weiterzuentwickeln, wie es diegesellschaftlichen Veränderungen erfordern. 2Es gibt also gerade in diesem Bereich unglaublich viel zu tun: Wir haben zum Beispiel kürzlichüber Besoldungsfragen diskutiert. Ein wirklich dickes Brett und ein vererbtes Problem, zudessen Lösung wir mit unserem Gesetzentwurf gerade einen wichtigen Teil beigetragenhaben. Auch das derzeit alles bestimmende Thema Flüchtlinge und der Zugang dieserMenschen zu Bildung stellt unsere Schulen vor Herausforderungen. Und diese Liste lässt sich jazum Beispiel ohne weiteres um Stichworte wie die inklusive Schule oder die Ganztagsschuleerweitern.Ich will damit nur sagen, dass wir alle gefordert sind, wenn es um die inhaltlicheWeiterentwicklung unseres Bildungssystems geht. Hier sollten wir alle einen möglichstkonstruktiven Beitrag leisten. Das gilt für die Regierung und die sie tragenden Fraktionengenauso, wie für die Opposition oder die direkt Betroffenen vor Ort. Ja, über konkrete Dingewie etwa die Unterrichtsversorgung, verschiedene Profile oder die IT-Ausstattung sollten undmüssen wir sogar immer wieder streiten, um zu bestmöglichen Ergebnissen zu kommen. Aberwas wir wirklich ausdrücklich nicht brauchen, ist eine weitere Debatte über die grundlegendenStrukturen unserer Schullandschaft.Lassen Sie mich nur kurz an unser Schulgesetz und an den Weg erinnern, auf dem diesesGesetz entstanden ist: Wir haben uns im Dialog mit allen Betroffenen auf die wesentlichenEckpunkte verständigt. Auch die FDP war von Beginn an herzlich eingeladen, sich an diesemProzess zu beteiligen. Am Ende stand und steht ein Schulgesetz, das unter anderem eben einenganz klaren Auftrag zu G8 und G9 formuliert. Der Beschluss zum Bestandsschutz fürbestehende G9-Gymnasien ist genau in diesem Verfahren mit allen Akteuren erarbeitetworden. Diese Regelung gilt auch weiterhin. Und die grundsätzliche Entscheidung für dasAbitur an Gemeinschaftsschulen in 9 Jahren, und im Regelfall in8 Jahren an Gymnasien, istauch ein Ergebnis dieses beispiellosen Dialogforums. 3Aus Sicht des SSW ist es wirklich an der Zeit, diese Fakten anzuerkennen und nach vorne zuschauen. Dass die Schulleitung jedes Schuljahr aufs Neue und gemeinsam sowieeinvernehmlich mit Schulkonferenz und Schulträger entscheiden soll, ob G8 oder G9, gehtschlicht und einfach an der Realität vorbei. Dieser vermeintlich total liberale Ansatz bedeutetdoch in der Praxis nichts anderes als Chaos per Gesetz. Das wäre ungefähr so, als würde sichder Ältestenrat nach jeder Sommerpause überlegen, wie lang denn die Wahlperiode dauernsoll. Nein, dieser Ansatz hält wirklich weder den Anforderungen des Schulalltags stand, nochhat er etwas mit der Lebenswirklichkeit unserer Schülerinnen und Schüler zu tun. Gerade hier,bei der Struktur unserer Schulen, muss es in meinen Augen endlich Verlässlichkeit undPlanbarkeit geben. Der SSW ist jedenfalls der Auffassung, dass die Eltern und Kinder in dieserFrage viel zu lange verunsichert wurden. Und ich denke, wir alle sind deshalb gut beraten, unsauf inhaltliche Fragen zu konzentrieren.