Jette Waldinger-Thiering: Wir sehen die Lohnungerechtigkeit und arbeiten daran, diese Schritt für Schritt zu beseitigen
Presseinformation Kiel, den 14.10.2015Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 6 Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Lehrkräftebesoldung Drs. 18/3380 „Wir sehen die Lohnungerechtigkeit und arbeiten daran, diese Schritt für Schritt zu beseitigen“Kaum ein anderer Arbeitsbereich war in den vergangenen Jahren einem so umfassendenWandel unterworfen, wie der der Lehrkräfte im Land. Jahrelang wurde über Strukturendebattiert. Schulformen wurden eingeführt. Andere wurden abgeschafft. Daneben haben sichauch die inhaltlichen Vorgaben und der Anspruch an die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrerumfassend verändert. In der Folge hat es auch Entwicklungen gegeben, die vielleicht nichtimmer so gewünscht waren. Ich will damit sagen, dass wir trotz der nun geschaffenen, solidenGrundlagen mit unserem Schulgesetz und dem Gesetz zur Lehrerbildung längst nicht alleProbleme gelöst haben. Und ich will nicht leugnen, dass hierzu aus Sicht des SSW auch dieBesoldung der Lehrkräfte zählt. 2Hand aufs Herz: Mit Blick auf die Bezahlung unserer Lehrerinnen und Lehrer besteht einedurchgängige und dauerhafte Ungerechtigkeit. Nicht nur Grundschullehrkräfte bekommen beigleicher Ausbildungsdauer weniger als Kollegen an weiterführenden Schulen. Auch an ein undderselben Schule gab und gibt es mitunter ungerechtfertigte Lohnunterschiede. DiesesProblem haben nicht nur SSW, Grüne und SPD zu verantworten - sondern wir alle. Und ichdenke nicht nur der SSW würde hier liebend gern dem Grundsatz, „gleicher Lohn für gleicheArbeit“ folgen. Keine Frage.Doch nicht nur das Problem sondern auch die Ursachen sind allgemein bekannt. Wir alle - auchdie Gewerkschaften und die Betroffenen - kennen die Haushaltslage des Landes Schleswig-Holstein. Und fast alle haben den Beschluss einer Schuldenbremse in irgendeiner Formmitgetragen. Damit dürfte eins klar sein: Landespolitik ist kein Wunschkonzert. Und wie beivielen anderen Dingen auch, bedeutet das mit Blick auf die Besoldungsfrage, dassKompromisse gemacht und schrittweise vorgegangen werden muss. Nichts anderes ist dervorliegende Gesetzentwurf zur Änderung der Lehrkräftebesoldung. Er ist ein Schritt und nichtdie Komplettlösung. Aber er ist ein Schritt in die eindeutig richtige Richtung.Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen hat sich die rot-grün-blaue Koalition zum Zielgesetzt, den Bildungsbereich in Schleswig-Holstein nachhaltig zu stärken. Wie Sie wissen,haben wir uns direkt auf den Weg gemacht und zusätzliche Stellen geschaffen. Schon imSchuljahr 2014/2015 waren das 228, in diesem Jahr 440 und bis 2017 folgen viele weitereStellen. Und wir nutzen ausdrücklich nicht nur die Bafög-Mittel des Bundes zur personellenEntlastung an unseren Schulen. Wir haben zum Beispiel auch 50 zusätzliche Stellen fürFörderlehrkräfte geschaffen. Und allein im Bereich Schulbegleitung und Schulassistenznehmen wir ab dem kommenden Jahr über 25 Millionen Euro in die Hand. Dass es danebenganz aktuell nicht nur im Bildungsbereich noch weitere, schwer kalkulierbare Ausgabepostenfür den Landeshaushalt gibt, dürfte allen bewusst sein. 3Bei aller Unzufriedenheit und allem Anlass zur Kritik will ich eins deutlich sagen: Wenn es umdie Stärkung unserer Schulen geht, dann reden wir nicht nur - sondern wir handeln. Bei derFrage der gerechten Entlohnung unserer Lehrerinnen und Lehrer sorgt unser Entwurfzumindest dafür, dass eine sehr gravierende Ungerechtigkeit im SEK 1 - Bereich behoben wird.Ich habe ehrlich gesagt, dass es nur ein Anfang ist. Aber es ist ein Anfang, von dem zumindestschon mal an die 2000 Lehrkräfte profitieren. Natürlich bleibt es beim gemeinsamen Wunsch,die bestehenden Ungleichheiten im System der Lehrkräftebesoldung komplett zu beheben.Aber wir bewegen uns nun einmal in einem sehr engen finanziellen Rahmen. Und in diesemRahmen wollen und müssen wir auch andere wichtige Bildungsthemen anpacken undausfinanzieren. Dass die Gewerkschaften mit Blick auf die Besoldungsfrage eine sehrskeptische Position haben verstehe ich. Das liegt in der Natur der Sache. Aber dass sie eine sodestruktive Haltung einnehmen und an ihren mitunter schlicht realitätsfernen Forderungenfesthalten, finde ich persönlich enttäuschend. Ich würde mir wünschen, dass wir so bald wiemöglich zur konstruktiven Zusammenarbeit zurückfinden, damit wir auch in dieser Fragegemeinsam vorankommen.Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html