Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
14.10.15
11:39 Uhr
SSW

Flemming Meyer: Pflanzenschutzmittel gehören weder ins Oberflächenwasser noch ins Grundwasser

Presseinformation Kiel, den 14.10.2015

Es gilt das gesprochene Wort



Flemming Meyer TOP 41 Pestizidrückstände in Gewässern Drs. 18/3319

„Pflanzenschutzmittel gehören weder ins Oberflächenwasser noch ins
Grundwasser“


Der Einsatz von Pestiziden ist nicht hundertprozentig kontrollierbar. Soll heißen: Wenn das Gift
raus ist, dann wirkt es auch dort, wo es nicht gewollt ist und es lässt sich nicht mehr
zurückholen.
Damit wären wir auch schon beim vorliegenden Bericht.
Bereits seit den 1980’er Jahren gibt es Funde von Pflanzenschutzmitteln (PSM) im Grundwasser.
Dies hat seinerzeit dazu geführt, dass 1989 strenge Grenzwerte eingeführt wurden, was zur
Stilllegung von Förderbrunnen und Versorgungsanlagen in Schleswig-Holstein führte. Das
Problem von PSM im Grundwasser ist also bereits seit über vier Jahrzehnten bekannt.
Und wenn wir heute den Bericht lesen, müssen wir feststellen, dass das Problem nicht weniger
geworden ist. Dem Bericht liegen die aktuellen Analyseergebnisse für Grundwasser aus dem
Zweitraum von 2010 bis 2014 zugrunde. 2
In diesem Zeitraum wurden 387 Grundwassermessstellen – einmalig oder mehrfach – auf PSM-
Wirkstoffe oder veränderte Abbaustoffe (Metaboliten) untersucht.
Das Ergebnis zeigt, dass in 139 dieser Messstellen Wirkstoffe oder Abbaustoffe nachgewiesen
wurden. Bei 12 Untersuchungen wurden Wirkstoffe und relevante Metabolite gefunden, die den
gesundheitlichen Orientierungswert überschreiten. Bei 9 Messstellen wurde der gesundheitliche
Orientierungswert von nicht relevanten Metaboliten gemessen. Insgesamt wurden Wirkstoffe
und oder deren Abbaustoffe nahezu flächendeckend ermittelt. Auch wenn Häufigkeit und Höhe
der Befunde nicht auf ein massives flächendeckendes Problem schließen lassen, so dürfen wir es
aber auch nicht verharmlosen. Und wenn wir das Problem nicht angehen, dann wird es
irgendwann auch in Trinkwasser führende Schichten gelangen.
Die Untersuchungsergebnisse der Oberflächengewässer sind noch gravierender. Nahezu
flächendeckend, in 91 % der Messstellen, werden PSM-Wirkstoffe nachgewiesen. Der Bericht
macht deutlich, dass die Wirkstoffe und deren Abbauprodukte zur Nichterreichung der
Umweltziele der Wasserrahmenrichtlinie beitragen.


Es herrscht also durchaus Handlungsbedarf. Pflanzenschutzmittel gehören weder ins
Oberflächenwasser noch ins Grundwasser. Wir werden das Problem aber so schnell nicht lösen
können. Die Untersuchungen der grundwasserführenden Schichten, machen deutlich, dass die
Tiefenverlagerung der Stoffe sich Jahre bis Jahrzehnte hinziehen kann.
Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit lag der bundesweite
Pestizidabsatz 1993 bei knapp 29.000 Tonnen und in 2013 bei rund 44.000 Tonnen. Das
entspricht einem Zuwachs von 51 %. Auch wenn daraus nicht hervorgeht, um welche Wirkstoffe
es sich handelt, gibt es doch einen Überblick, wie sehr der Verbrauch an PSM gestiegen ist. Es
macht aber auch deutlich, dass wir in Schleswig-Holstein nicht allein vor dem Problem stehen. Es
ist ein nationales Problem, das angegangen werden muss.


Bei dieser Diskussion darf es nicht um Landwirtschafts-Schelte gehen. Generell muss das
Bewusstsein geschärft werden, wie Pflanzenschutzmittel ins Wasser gelangen. Es müssen 3
Empfehlungen erarbeitet werden, wie Eintragsrisiken minimiert werden. Hierzu möchte ich
erwähnen, dass dies dann auch für Grundstückseigentümer in Betracht gezogen werden muss,
denn auch auf privaten Grundstücken kommt die Spritze zum Einsatz.
Die Landwirtschaft darf aber auch nicht aus ihrer Verantwortung genommen werden. Hier
müssen Politik und Landwirtschaftsverbände stärker zusammenarbeiten. Es muss darum
gehen, Lösungen zu erarbeiten. Wer nun aber glaubt, in gentechnisch veränderten Organismen
die Lösung der Probleme gefunden zu haben, der ist auf dem Holzweg. Denn damit würde man
nur den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html