Flemming Meyer: Wir wollen endlich allen Kindern annähernd gleiche Bildungschancen bieten
Presseinformation Kiel, den 17.09.2015Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 31 Betreuungsgeld verfassungswidrig: Bundesmittel den Ländern zur Verfügung stellen und Familien stärken Drs. 18/3354 „Diese Mittel waren für Familien vorgesehen und müssen nun auch bei ihnen ankommen “Ich gehe einfach mal davon aus, dass die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zumBetreuungsgeld auch so manchen CDU-Politiker hier im Land erleichtert hat. Für den SSW mussich jedenfalls ganz klar sagen: Endlich ist dieser Irrweg beendet und dieser Murks vom Tisch.Hier im Landtag wurden viele gute Argumente gegen diese unsinnige Maßnahme vorgebracht.Und egal auf welcher Ebene auch diskutiert wurde: Ich habe kein einziges überzeugendesArgument für das Betreuungsgeld gehört. Wenn wir ehrlich sind, dann hatten es Befürworterbei diesem Thema ja auch nie besonders leicht. Denn ein Betreuungsgeld hält nicht nur dieKinder, die es am dringendsten brauchen, vom Besuch einer Bildungseinrichtung ab. Nein,durch ein Betreuungsgeld bleiben noch dazu die Eltern, die eher gering qualifiziert,alleinerziehend oder gering verdienend sind, dem Arbeitsmarkt fern. Das macht es wirklichnicht gerade einfach, diese Maßnahme als sinnvolle Familienpolitik zu verkaufen. 2Aber zum Glück muss sich mit dem Urteil aus Karlsruhe nun kein Unionspolitiker mehr andiesem schwierigen Kunststück versuchen. Stattdessen müssen wir uns aber dringendGedanken über die alternative Verwendung der frei werdenden Mittel machen. Immerhin gehtes hier um fast eine Milliarde Euro. Das weckt Begehrlichkeiten und es fehlt natürlich nicht ankreativen Ideen. Hier sage ich aber ganz deutlich: Es ist völlig indiskutabel, bedürftige Familiengegen Flüchtlinge auszuspielen. Auch der Hinweis auf völlig überraschende „ungeplanteMehrausgaben“, die hiermit gedeckt werden müssten, ist plump und unangebracht. Und vonder schwarzen Null eines Herrn Schäuble will ich gar nicht reden. Natürlich war dasBetreuungsgeld eine unsinnige Idee. Trotzdem war es doch eindeutig eine Leistung für Kinderund Familien. Und genau diese Kinder und Familien müssen jetzt auch von diesem Geldprofitieren. Daran gibt es für den SSW nicht den geringsten Zweifel.Eins habe ich in diesem Zusammenhang schon mehrmals betont. Die Herdprämie war auchdeshalb ein familienpolitisches Armutszeugnis, weil sie uns eines ganz brutal vor Augengeführt hat: Deutschland hat in der Familienpolitik bis heute keine klar erkennbare Strategieoder gar ein schlüssiges Gesamtkonzept. Und während sich eine unsystematische Geldleistungan die andere reiht, hat das Betreuungsgeld sogar noch die einfachsten Grundsätze der Sozial-und Gleichstellungspolitik verfehlt. Ja es ist noch dazu nicht nur sozialpolitisch sondern auchbildungs- und gleichstellungspolitisch völlig kontraproduktiv. Doch unabhängig vomBetreuungsgeld ist eins völlig klar: Viele junge Familien sind auf staatliche Unterstützungangewiesen. Und als Rahmen hierfür brauchen wir in meinen Augen endlich ein modernesFamilienförderungskonzept.Eine wichtige Tatsache darf man beim Blick nach vorne aber nicht vergessen: Hier im Land gibtes circa 1000 Familien, die das Betreuungsgeld fristgerecht beantragt haben. Sie müssen ohneFrage auch zu ihrem Recht kommen. Viele haben mit diesem Geld geplant oder mit Blick aufdiese Mittel auf die Bewerbung für einen Krippenplatz verzichtet. Auch wenn ich persönlichgroße Zweifel an diesem Betreuungsmodell habe, begrüßen wir ausdrücklich den 3umfassenden Vertrauensschutz und die damit verbundene Planungssicherheit für diebetroffenen Familien.Übergeordnet gesehen gibt es für uns aber überhaupt keinen Zweifel daran, dass dieses Geldbeim Ausbau qualifizierter Betreuungs- und Bildungsangebote am allerbesten angelegt ist. Ichfreue mich sehr, dass auch CDU und FDP mittlerweile Anträge eingebracht haben, die in eineähnliche Richtung gehen. Damit bekennt sich also eine klare Mehrheit zum Ziel, diefrühkindliche Bildung weiter auszubauen und in ihrer Qualität zu verbessern. Und zumindestfür die rot-grün-blaue Koalition sind hier verbindliche Qualitätsstandards und eineangemessene Finanzierungsgrundlage absolut unverzichtbar. Wir wollen endlich allen Kindernannähernd gleiche Bildungschancen bieten. Dass wir das Geld hierfür haben, hat uns dieGeschichte um das Betreuungsgeld ja deutlich gezeigt. Es geht eben nur darum, die richtigenSchwerpunkte zu setzen.