Flemming Meyer: Wir müssen das Bienensterben stärker in den Vordergrund rücken
Presseinformation Kiel, den 17.09.2015Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 13 Verbot bienengefährlicher Neonikotinoide ausweiten Drs. 18/3225 „Solange wir keine Gewissheit haben, dass diese Insektizidklasse wirklich ungefährlich für Bienen oder andere Wildinsekten ist, brauchen wir weiterhin ein EU-Verbot“Aufgrund ihrer einzigartigen biologischen und chemischen Wirkung entwickelten sich dieNeonikotinoide in den 1990’er Jahren zu der am schnellsten wachsenden Insektizidklasse. Siezeichneten sich aus aufgrund ihres breiten Wirkungsspektrums, eines neuen Wirkmechanismusund eines günstigen Sicherheitsprofils. Neonikotinoide zählen zu den effektivsten Insektizidenim Kamp gegen unterschiedlichste Pflanzenschädlinge. Aufgrund ihrer vielfältigenEinsatzmöglichkeiten finden sie große Anwendung in der Landwirtschaft.Sie sind mittlerweile in 120 Ländern zugelassen und sind führend auf dem globalen Insektizid-Markt. Wir haben es hier also mit einem Global-Player zu tun, mit dem große Chemiekonzernerichtig viel Geld verdienen. 2Doch seit einigen Jahren bröckelt der Glanz dieses Pflanzenschutzmittels. Neonikotioide geratenimmer mehr in den Verdacht extrem schädlich zu sein für Bienen, Motten oder Schmetterlinge.Auch auf insektenfressende Vögel wirkt sich das Insektizid negativ aus.Es gibt mittlerweile ein ganze Reihe von Studien – weltweit – die auf die Gefahren undAuswirkungen dieser Insektizidklasse hinweisen. Und die Ergebnisse sind verheerend.Das Insektizid wirkt demnach wie eine Droge auf die Insekten. Das heißt, sie weichen dem Giftnicht aus, im Gegenteil. Es führt zu einer geringeren Fortpflanzungsrate bei Wildbienen,schwächt deren Immunsystem und einem frühen Tod der Königinnen. Das Gift unterscheidetletztendlich nicht zwischen Schädlingen und Nützlingen.2013 nahm die EU-Kommission diese kritischen Studienergebnisse zum Anlass für ein EU-weitesMoratorium für die drei verbreitetsten Neonikotinoide. Dieses Moratorium ist bis Ende 2015vorgesehen.Wir haben hier im Landtag bereits ausführlich den starken Rückgang der Bienen debattiert. Undwir wissen, dass es hierfür mehrere Ursachen gibt. Der Verlust von Nahrungsflächen, der Einsatzvon Pestiziden, der Befall durch Milben und andere Parasiten sowie Krankheiten machen denBienen seit einigen Jahren schwer zu schaffen. Dies alles führt letztendlich dazu, dass es zueinem „Bestäubungs-Defizit“ kommt. Hiervon wäre die Landwirtschaft extrem betroffen. All daswissen wir und daher müssen wir es ernst nehmen.Es darf uns nicht dazu veranlassen, selektiv bei den Ursachen wegzuschauen. Wie gesagt, es sindmehrere Faktoren die sich negativ auf die Bienen-Populationen auswirken. Daher ist esnotwendig, dass wir das Bienensterben stärker in den Vordergrund rücken und die einzelnenUrsachen politisch angehen.Gerade für Schleswig-Holstein, als landwirtschaftlich geprägtes Land, spielt die Biene eine großeRolle. Rund 80% aller Nutzpflanzen werden durch Bienen bestäubt. Ohne Bienen würdenRapspflanzen oder Obstbäume nicht mehr bestäubt und die Erträge würden sinken.Es liegt also auch im ureigenen Interesse der Landwirtschaft das Bienensterben zu stoppen. 3Neonikotinoide müssen weiter auf ihre Wirkung erforscht werden. Diese Untersuchungenmüssen industrieunabhängig sein. Solange wir keine Gewissheit haben, dass dieseInsektizidklasse wirklich ungefährlich für Bienen oder andere Wildinsekten ist, brauchen wirweiterhin ein EU-Verbot.