Lars Harms: Haushaltsberatungen 2016 - Bildung finanzpolitisch stärken
Presseinformation Kiel, den 16. September 2015Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 7+8+34+44+46 Haushaltsberatungen 2016 – Erste Lesung Drs. 18/3300, 18/3301, 18/2558, 18/3327„Finanzpolitisch tun wir alles, um die Bildung zu stärken, und das kann man im Haushalt ablesen!“Grundlage unserer Haushaltspolitik war und ist es, dass wir sparen, aber eben nicht ohne Sinnund Verstand. Investitionen in Bildung und Infrastruktur zahlen sich langfristig aus.Investitionen in Kultur und in unsere regionalen Sprachen und Kulturen sind die Grundlageunseres Gemeinwesens. Und Investitionen in öffentliche Ordnung und gute Verwaltungbedeuten auch feste und sichere Strukturen für die Menschen in unserem Land. Und natürlichbedeutet auch gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit, dass die Menschen eine vernünftigeLebensgrundlage haben. All diese Dinge müssen mit den Sparzwängen abgewogen werden.Daher verbietet sich eine Kürzungsorgie nach dem Rasenmäherprinzip. Deshalb haben wir dagespart, wo gespart werden musste und wir haben dort investiert, wo investiert werdenmusste. Und die heute Lage unseres Landes gibt uns Recht. 2Betrachtet man die Schulden am Kreditmarkt seit 1990 so kann man feststellen, dass sich dieSchuldenstände Anfangs immer zwischen einer halben und einer Milliarde Euro jährlich erhöhthatten. Von 1990 bis 1999 stiegen die Schulden von rund 10 Milliarden Euro auf 16 MilliardenEuro. Anfang der 2000er Jahre stiegen die Kreditmarktschulden dann noch einmal stärker an.In der Dekade zwischen 2000 und 2009 stiegen die Schulden des Landes auf etwas mehr als 25Milliarden Euro an und im Jahr 2012 erlangte der Schuldenstand den bis dahin höchsten Standvon 27,6 Milliarden Euro. In dieser Zeit gab es nicht ein Jahr, in dem Schulden abgebautwurden. Erst mit der gemeinsamen Übernahme der Regierung durch SPD, Grüne und SSW istes erstmals gelungen, den Schuldenstand wieder zu senken. Er ist jetzt rund eine halbeMilliarde Euro unterhalb des Standes von 2012. Das ist das Verdienst einer vorausschauendenPolitik unserer Koalition und unserer Finanzministerin, Monika Heinold.Und mit dieser vorausschauenden Politik werden wir weitermachen. Und dabei werden wir unsauch weiterhin den wichtigen Herausforderungen, die auch viel Geld kosten werden, stellen.Natürlich stellt uns die Flüchtlingsfrage vor enorme Herausforderungen. Aber im Gegensatz zumanch anderen haben wir von Anfang an nicht die Augen davor verschlossen, dass es ausunserer humanistischen Grundhaltung heraus zwingend ist, den Menschen zu helfen und dassdies auch Geld kosten wird. Schon für 2015 hatten wir mehr Mittel eingeplant und auch derNachtragshaushalt geht von höheren Flüchtlingszahlen aus. In 2016 rechnen wir nun mitAusgaben in einer Gesamthöhe von 312 Millionen Euro. Wenn man betrachtet, dass dieAusgaben für dieses Politikfeld vor drei Jahren nur bei 50 Millionen Euro lagen, kann manermessen, welche große Kraftanstrengung wir da angehen. Damit wären wir finanziell in derLage, 27.500 Flüchtlinge aufnehmen zu können. In den Folgejahren 2017 und 2018 planen wirmit 338 und mit 387 Millionen Euro. Man muss daher ehrlich sagen, dass die Aufwendungen fürdie Flüchtlinge die Haushaltsspielräume enger machen, aber wir erfüllen hier eine wichtigehumanitäre Aufgabe. Und die ist vordringlich! 3Allerdings ist auch klar, dass wir solche Leistungen nicht dauerhaft alleine erbringen können. Inden meisten Fällen erfüllen wir hier Aufgaben, die eigentlich der Bund finanzieren müsste.Daher will ich hier ganz deutlich sagen, dass der Bund hier verstärkt seiner Pflicht zurFinanzierung dieser Leistungen nachkommen und so die Länder und Kommunen entlastenmuss. So würde auch sicherlich wieder Spielraum für den Haushaltsvollzug entstehen, der jetztkurzfristig weggefallen ist. Um die Flüchtlingsausgaben planbar zu machen, bedarf es hiereines gemeinsamen Kraftaktes von Bund, Ländern und Kommunen. Sollte der Bund hier nichtdas dringend benötigte Geld für die Länder zur Verfügung stellen, wäre es immer nochmöglich, auch die Schuldenbremse des Landes entsprechend anzupassen, so dass diekonjunkturell gute Lage des Landes dazu genutzt werden kann, um den Flüchtlingen zu helfen.Aber erst einmal steht der Bund in der Pflicht und wir hoffen, dass er dieser Pflicht im Sinne derLänder und Kommunen auch nachkommt.Wir müssen die Flüchtlingsfrage aber eben nicht nur unter dem Aspekt der finanziellen Fragensehen, sondern es können sich durchaus auch Chancen für unser Land ergeben. Unter denFlüchtlingen sind durchaus auch gut ausgebildete Menschen, die unserem Land in Zeiten desdemografischen Wandels durchaus helfen können. Damit sie dies tun können, ist es wichtig,ihnen den Einstieg in den Arbeitsmarkt so schnell wie möglich zu ermöglichen. Da sind zumeinen rechtliche Hürden zu meistern, aber eben auch faktische Hürden anzugehen. Wer hierbei uns leben soll, braucht Hilfe, um die Sprache zu erlernen. Deshalb fangen wir bei denKleinsten an und stecken 2 Millionen Euro mehr in die Sprachförderung in denKindertagesstätten; insgesamt zahlen wir 12 Millionen Euro mehr für Lehrerstellen in denSchulen und wir fördern die Erstorientierung erwachsener Neuankömmlinge anstatt mit 2 jetztmit 4 Millionen Euro. Mit diesen Maßnahmen stärken wir die Infrastruktur für die Integrationvon Flüchtlingen. Das ist zwar keine Investition nach der klassischen Definition, die uns immervon der Opposition um die Ohren gehauen wird, aber das sind Investitionen in die Zukunftunseres Landes und in die Zukunft der Menschen. Und darum geht es eigentlich! 4Meine Damen und Herren, mit dem Haushalt 2016 setzten wir wieder ein Zeichen. Ein Zeichenfür die Weiterentwicklung unseres Landes. Und hier sind es vor allem die Investitionen in dieBildung, die das Land voran bringen. In den letzten Jahren haben wir Lehrerstellen geschaffen,die die alte Regierung abgeschafft hätte. Wer heute, wie CDU und FDP, den Abbau desUnterrichtsausfalls propagiert, war sich noch vor drei Jahren nicht zu schade, bei Lehrerstellenkürzen zu wollen. Das eine ist was man fordert, wenn man keine Verantwortung trägt und dasandere ist, was man dann wirklich tut, wenn man regiert. Und wirklich getan für die Bildunghat schwarz-gelb nichts. Wir sind es, die die Anzahl der Lehrerstellen erhöht haben. Wir sind es,die Lehrer an den weiterführenden Schulden finanziell gleich behandeln. Und wir sind es, diedie Lehrerausbildung an den Hochschulen endlich so strukturiert haben, dass sie auch zu denSchulen passen. Nach dem das alles gemacht wurde und man vonseiten der CDU festgestellthat, dass rot-grün-blaue Politik im Bildungsbereich richtig war, ruft nun der kommendeSpitzenkandidat der CDU eine verstärkte Hinwendung zur Bildungspolitik aus. Da kann ich nursagen, beim letzten Mal als schwarz-gelb für sich die Bildungspolitik entdeckt hatte, endet dasin einem riesigen Stellen-Streichkonzert. Glauben Sie mir, da sind die Menschen dann dochbeim rot-grün-blauen Original besser aufgehoben!Wir schnacken nicht nur über Bildung, wir gestalten sie auch. Wir haben die Schulsozialarbeitmit 17,8 Millionen Euro abgesichert und wir haben vor allem auch die Stellen für dieSchulassistenz durchfinanziert. Damit kommen zusätzlich zu den Lehrerstellen, die wirgeschaffen haben, noch einmal 314 Schulassistenten, die die Lehrer bei Schülern mit Defizitenunterstützen sollen. Dies ist ein moderner Ansatz in der Schulpolitik. Und damit sind wir mitführend in der Bundesrepublik.Wichtig ist aber auch, dass möglichst viele Kinder in den Genuss von Bildung kommen. Dasscheitert häufig schon an den Kosten für die Kindergartenbetreuung. Deshalb werden wir ab2017 23 Millionen Euro dafür einsetzen, die Eltern bei den Kita-Gebühren zu entlasten. Das istkein Wahlgeschenk, sondern auch wieder eine dringend notwendige Maßnahme, um die 5Bildungschancen von Kindern zu erhöhen. Wenn Sie, liebe Opposition, dass als Lobbyismusbezeichnen, dann bin ich wahrlich ein überzeugter Lobbyist!Natürlich wollen wir auch unsere gute Position in der Hochschulpolitik ausbauen. In der Tatwar es in der ersten Zeit nicht möglich, die Grundhaushalte der Hochschulen anzuheben. Wirhaben die Hochschulen bisher mit dreistelligen Investitionshilfen unterstützt und dabei war esnicht auch noch möglich gewesen, dauerhaft weiteres Geld in die Hochschulen zu geben. Hiernutzen wir nun die verbliebenen Spielräume, um auch in diesem Teil der BildungspolitikAkzente zu setzen. Im Haushaltsentwurf 2016 erhöhen wir die Grundhaushalte derHochschulen um 10 Millionen Euro und wir werden diese Zuschüsse Stück für Stück steigern,bis wir in 2019 bei 25 Millionen Euro angekommen sind. Vor dem Hintergrund der enormenfinanziellen Unsicherheiten und der weiterhin geltenden Sparverpflichtungen gegenüber demStabilitätsrat sind das alles riesige Schritte!Damit machen wir die Sache rund: Mehr Geld in den Kita-Ausbau, mehr Personal für die Kitas,weniger Kita-Gebühren für die Eltern, mehr Lehrer in den Schulen, neue Schulassistenten, mehrGeld für freie Schulen und dänische Schulen, mehr Investitionsmittel für die Hochschulen undmehr Geld für die Grundhaushalte der Hochschulen. Finanzpolitisch tun wir alles, um dieBildung zu stärken, und das kann man im Haushalt ablesen!Und auch die Kulturpolitik profitiert von unserer vorausschauenden Haushaltspolitik. Seit AnkeSpoorendonk Kulturministerin ist, hat sich viel zum Positiven in der Kulturpolitik gewandelt.Jetzt gilt es diese Schritte weiter zu gehen. Wir richten Kulturknotenpunkte ein, die helfensollen, die Kulturpolitik im ländlichen Raum zu unterstützen und zu vernetzen. Wir wollen dieBibliotheken mit einem Bibliotheksgesetz stärken, für das gerade ein Beteiligungsprozess läuft.Für die wichtige Arbeit der Bibliotheken nehmen wir extra Finanzmittel in die Hand, um dieArbeit verstetigen zu können. In diesem Rahmen werden wir auch eine Vereinbarung mit dendänischen Bibliotheken schließen, die zur Gleichstellung von deren Angebot mit den deutschenBibliotheken führen wird. Und wir werden auch insgesamt 300.000 Euro einsetzen, um in 6Nordfriesland eine zweisprachige wegweisende Beschilderung einzuführen. Damit erreichenwir dann den Standard, den es in vielen anderen Minderheitenregionen schon gibt. Auch in derKultur- und in der Minderheitenpolitik setzen wir so, trotz der schwierigen Finanzsituation,starke Akzente!Und obwohl wir mit der Flüchtlingsfrage, der Kulturpolitik und der Bildungsinfrastruktur schonriesige Brocken bewältigen, reicht es immer noch für Gehaltsanpassungen für Polizeibeamte,Justizmitarbeiter und Mitarbeiter der Steuerverwaltung. Die unteren Stufen in derGehaltstabelle bekommen mehr Geld und auch das ist gerecht.Wenn Sie von der Opposition immer behaupten, dass wir trotz Steuermehreinnahmen mehrGeld ausgeben, dann sage ich: Ja, weil es nötig ist. Die Bildungsausgaben sind nötig, um in derZukunft nicht der Entwicklung hinterher zu laufen. Wer jetzt nicht in die Bildung investiert,dem fehlen morgen die Steuereinnahmen. So einfach ist das und deshalb ist das Geld gutinvestiert!Und wer den Flüchtlingen jetzt nicht hilft und wer sie jetzt nicht integriert, der schafft diesozialen Probleme von morgen. Auch hier ist das Geld sehr gut investiert!Und wer Polizisten, Justizbeamten und Steuerbeamten in den niedrigeren Lohnstufen nichtausreichend Lohn zahlen will, der handelt verantwortungslos. Auch das Geld ist gut investiert –nämlich in die Motivation unserer Mitarbeiter!Aber eins ist auch wahr: Die Steuereinnahmen stiegen in der Vergangenheit auch, aber unterdem schwarzen Finanzminister Wiegard ist der Schuldenstand stetig gestiegen. Bei uns ist ergesunken. Das nennt man nachhaltige Finanzpolitik! Und die gibt es nur bei rot-grün-blau!Meine Damen und Herren, erstmals in der Geschichte dieses Landes hat unsereLandesregierung einen Infrastrukturbericht vorgelegt, der die Versäumnisse der Vergangenheitschonungslos offen legt. Über den Zustand der Landesstraßen ist ein weiterer Bericht vorgelegtworden. Wir wollen ganz klar auch mittel- und langfristig alle diese Versäumnisse ebenfallsabbauen. Dabei geht es uns nicht um Schuldzuweisung. Die Politik im Allgemeinen – auch hier 7in Schleswig-Holstein, aber eben nicht nur hier bei uns – hat viele Aufgaben liegen gelassen. Esist an uns, ob wir diese in Beton gegossenen Schulden ebenfalls angehen. Dafür bedarf es einesKonzeptes, dass wir jetzt umsetzen wollen. Es wird nicht alles auf einmal zu schaffen sein undes wird auch nicht so sein, dass wir in der Lage sind, in den nächsten 10 Jahren alle Sünden derVergangenheit vollständig abzubauen. Was über 50, 60 Jahre angewachsen ist, lässt sich nichteinfach mal ebenso abarbeiten. Trotzdem werden wir das Problem angehen und Stück fürStück abarbeiten. Hierfür sind der Infrastrukturbericht und der Bericht über die Landesstraßeneine wichtige Grundlage. Jetzt kommt es darauf an, hier schnell Baurecht zu schaffen und dieFinanzierung sicher zu stellen. Mit unserem Programm IMPULS stellen wir hier jährlich 100Millionen Euro ab 2018 zur Verfügung. Wir werden die Investitionen planen und finanzierenund wir werden alle 4 Jahre wieder eine neue Erfassung des baulichen Zustandes von Straßenund Liegenschaften durchführen, so dass wir immer auf dem neuesten Stand sind. Nur sokönnen wir Stück für Stück den Sanierungsstau auch wirklich abbauen – und wir werden dastun! Und wir werden das deshalb tun, weil unsere Planung der Finanzen dieses Landes solideaufgestellt ist!Wir können wohl in 2017 mit einer schwarzen Null im Haushalt planen. Das heißt, wir machendann keine weiteren neuen Schulden. Dies machen wir, ohne sozialen oder kulturellenKahlschlag. Im Gegenteil, die sozial verantwortliche Politik und die wesentlich verbesserteMinderheitenförderung sind durchfinanziert. Die enormen Maßnahmen im Bildungsbereichsind sicher finanziert. Die Flüchtlingshilfe ist wegen unser soliden Haushaltspolitik in jeden Falltragbar. Die Investitionen in den nächsten Jahren sind durchgeplant und finanziert. KünftigeLohnsteigerungen unserer Bediensteten sind mit 2 % einkalkuliert. Die Personalsituation beiPolizei und Justiz sind finanziell unterlegt. Bei den Zinsausgaben planen wir einen Risikopufferein. Und wir halten sämtliche Vereinbarungen mit dem Stabilitätsrat ein, so dass dieHaushaltssanierung und der Stellenabbau in der Verwaltung weiter fortschreiten. Das istsolide, durchdacht und zukunftsorientiert! 8Wir stehen zu unserer Verantwortung für die Flüchtlinge, die zu uns kommen. Und wir zeigenmit unseren Schwerpunkten in der Sozial-, Kultur- und Bildungspolitik, die wir setzen, dass wirdas Land weiterentwickeln wollen. Dabei sehen wir bewusst über die jetzige Wahlperiodehinaus und wollen das, was wir angefangen haben, auch gerne weiterführen. Solide und klugeHaushaltspolitik hat einen Namen und der heißt: rot-grün-blau!